sammelten sich noch im Herbst bei Osaka unter Oberbefehl der Fürsten von Owari und Etsizen.
Die Verkehrsbeziehungen blieben, wie gesagt, seit dieser Zeit entschieden freundschaftlich. Wenn auch der Handel fortwäh- rend mit kleineren Uebelständen, -- Bestechlichkeit der Beamten, Missbräuchen in der Zollverwaltung, Ausfuhrverboten für diesen oder jenen Artikel -- zu kämpfen hatte, so wurde doch das Fort- bestehen der Verträge nicht wieder in Frage gestellt. Die Expedi- tion nach Simonoseki gab wohl den Ausschlag, zum grossen Glück der Diplomaten, deren energisches Auftreten die heimathlichen Re- gierungen erschreckt zu haben scheint; von diesen trafen jetzt die friedfertigsten Instructionen ein, welche weitere Forderungen un- möglich machten. Sir Rutherford Alcock wurde noch vor Ende des Jahres 1864 von seinem Posten abberufen und im Juli 1865 durch Sir Harry Parkes, bisherigen Consul in Shanghai ersetzt, welcher im Verein mit anderen Diplomaten die fernere Befreiung des Handels von allen lästigen Fesseln anstrebt. Die Verhältnisse sind aber völlig umgewandelt. Seit dem Herbst 1864 traten die Fürsten von Kiusiu so wie andere mächtige Daimio's ohne Umstände mit den Fremden in offenen Verkehr und öffneten denselben ihre Häfen, was noch wenige Jahre zuvor ganz unmöglich gewesen wäre. Der Fürst von Nangato schickte Agenten nach Shanghai um Kriegsmaterial und Dampfer zu erwerben, lud die Ausländer nach Simonoseki ein, wohin sich bald ein lebhafter Schiffsverkehr aus den chinesischen Häfen entwickelte, und nahm über zweihundert Europäer, darunter den bekannten Burgevine, gegen reiche Besoldung in seine Dienste. Der Fürst von Satsuma liess unter englischer Leitung Zuckerraffinerieen auf den Liukiu-Inseln anlegen und trat in Handelsverbindung mit den grossen europäischen Firmen in China. Die Fürsten von Tsikudsen und Fidsen besuchten englische Kaufleute in Nangasaki, baten sich bei ihnen zu Gast und schlossen umfangreiche Geschäfte ab. Selbst in Yokuhama wurden von fremden Kaufleuten, die man als die Agenten mächtiger Daimio's kannte, Kanonen, Gewehre und Muni- tion in ganzen Ladungen eingeführt und nach den Orten ihrer Be- stimmung weiter verschifft. Dieser ganze Verkehr ist ungesetzlich, und namentlich die Lieferung von Kriegsmaterial an die Landes- fürsten eine offene Verletzung der Verträge; der Reichsrath prote- stirte bei den Diplomaten gegen jedes Einlaufen fremder Handels- schiffe in vertragsmässig nicht geöffnete Häfen und drohte mit Be-
Neugestaltung des Verkehrs. Anh. II.
sammelten sich noch im Herbst bei Osaka unter Oberbefehl der Fürsten von Owari und Etsizen.
Die Verkehrsbeziehungen blieben, wie gesagt, seit dieser Zeit entschieden freundschaftlich. Wenn auch der Handel fortwäh- rend mit kleineren Uebelständen, — Bestechlichkeit der Beamten, Missbräuchen in der Zollverwaltung, Ausfuhrverboten für diesen oder jenen Artikel — zu kämpfen hatte, so wurde doch das Fort- bestehen der Verträge nicht wieder in Frage gestellt. Die Expedi- tion nach Simonoseki gab wohl den Ausschlag, zum grossen Glück der Diplomaten, deren energisches Auftreten die heimathlichen Re- gierungen erschreckt zu haben scheint; von diesen trafen jetzt die friedfertigsten Instructionen ein, welche weitere Forderungen un- möglich machten. Sir Rutherford Alcock wurde noch vor Ende des Jahres 1864 von seinem Posten abberufen und im Juli 1865 durch Sir Harry Parkes, bisherigen Consul in Shanghai ersetzt, welcher im Verein mit anderen Diplomaten die fernere Befreiung des Handels von allen lästigen Fesseln anstrebt. Die Verhältnisse sind aber völlig umgewandelt. Seit dem Herbst 1864 traten die Fürsten von Kiusiu so wie andere mächtige Daïmio’s ohne Umstände mit den Fremden in offenen Verkehr und öffneten denselben ihre Häfen, was noch wenige Jahre zuvor ganz unmöglich gewesen wäre. Der Fürst von Naṅgato schickte Agenten nach Shanghai um Kriegsmaterial und Dampfer zu erwerben, lud die Ausländer nach Simonoseki ein, wohin sich bald ein lebhafter Schiffsverkehr aus den chinesischen Häfen entwickelte, und nahm über zweihundert Europäer, darunter den bekannten Burgevine, gegen reiche Besoldung in seine Dienste. Der Fürst von Satsuma liess unter englischer Leitung Zuckerraffinerieen auf den Liukiu-Inseln anlegen und trat in Handelsverbindung mit den grossen europäischen Firmen in China. Die Fürsten von Tsikudsen und Fidsen besuchten englische Kaufleute in Naṅgasaki, baten sich bei ihnen zu Gast und schlossen umfangreiche Geschäfte ab. Selbst in Yokuhama wurden von fremden Kaufleuten, die man als die Agenten mächtiger Daïmio’s kannte, Kanonen, Gewehre und Muni- tion in ganzen Ladungen eingeführt und nach den Orten ihrer Be- stimmung weiter verschifft. Dieser ganze Verkehr ist ungesetzlich, und namentlich die Lieferung von Kriegsmaterial an die Landes- fürsten eine offene Verletzung der Verträge; der Reichsrath prote- stirte bei den Diplomaten gegen jedes Einlaufen fremder Handels- schiffe in vertragsmässig nicht geöffnete Häfen und drohte mit Be-
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Neugestaltung des Verkehrs. Anh. II.
sammelten sich noch im Herbst bei Osaka unter Oberbefehl der
Fürsten von Owari und Etsizen.
Die Verkehrsbeziehungen blieben, wie gesagt, seit dieser
Zeit entschieden freundschaftlich. Wenn auch der Handel fortwäh-
rend mit kleineren Uebelständen, — Bestechlichkeit der Beamten,
Missbräuchen in der Zollverwaltung, Ausfuhrverboten für diesen
oder jenen Artikel — zu kämpfen hatte, so wurde doch das Fort-
bestehen der Verträge nicht wieder in Frage gestellt. Die Expedi-
tion nach Simonoseki gab wohl den Ausschlag, zum grossen Glück
der Diplomaten, deren energisches Auftreten die heimathlichen Re-
gierungen erschreckt zu haben scheint; von diesen trafen jetzt die
friedfertigsten Instructionen ein, welche weitere Forderungen un-
möglich machten. Sir Rutherford Alcock wurde noch vor Ende des
Jahres 1864 von seinem Posten abberufen und im Juli 1865 durch
Sir Harry Parkes, bisherigen Consul in Shanghai ersetzt, welcher
im Verein mit anderen Diplomaten die fernere Befreiung des Handels
von allen lästigen Fesseln anstrebt. Die Verhältnisse sind aber
völlig umgewandelt. Seit dem Herbst 1864 traten die Fürsten von
Kiusiu so wie andere mächtige Daïmio’s ohne Umstände mit den
Fremden in offenen Verkehr und öffneten denselben ihre Häfen, was
noch wenige Jahre zuvor ganz unmöglich gewesen wäre. Der Fürst
von Naṅgato schickte Agenten nach Shanghai um Kriegsmaterial
und Dampfer zu erwerben, lud die Ausländer nach Simonoseki ein,
wohin sich bald ein lebhafter Schiffsverkehr aus den chinesischen Häfen
entwickelte, und nahm über zweihundert Europäer, darunter den
bekannten Burgevine, gegen reiche Besoldung in seine Dienste. Der
Fürst von Satsuma liess unter englischer Leitung Zuckerraffinerieen
auf den Liukiu-Inseln anlegen und trat in Handelsverbindung mit
den grossen europäischen Firmen in China. Die Fürsten von Tsikudsen
und Fidsen besuchten englische Kaufleute in Naṅgasaki, baten sich
bei ihnen zu Gast und schlossen umfangreiche Geschäfte ab. Selbst
in Yokuhama wurden von fremden Kaufleuten, die man als die
Agenten mächtiger Daïmio’s kannte, Kanonen, Gewehre und Muni-
tion in ganzen Ladungen eingeführt und nach den Orten ihrer Be-
stimmung weiter verschifft. Dieser ganze Verkehr ist ungesetzlich,
und namentlich die Lieferung von Kriegsmaterial an die Landes-
fürsten eine offene Verletzung der Verträge; der Reichsrath prote-
stirte bei den Diplomaten gegen jedes Einlaufen fremder Handels-
schiffe in vertragsmässig nicht geöffnete Häfen und drohte mit Be-
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/370>, abgerufen am 24.11.2024.
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