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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Verhandlungen um die Ratification des preussischen Vertrages.
schiffes in jenen Gewässern, das den feindlichen Daimio's willkom-
menen Stoff zur neuen Aufstachelung des Mikado und zur Erregung
des Fanatismus bot, in hohem Grade missfallen. Sie lenkte denn
auch ein, stellte die Möglichkeit einer baldigen Ratification in Aus-
sicht, deutete aber zugleich auf die Schliessung von Yokuhama hin.
Herr von Rehfues erbat sich eine definitive Antwort bis zum 21. De-
cember. An diesem Tage erschien der oft genannte Takemoto mit
zwei anderen Beamten im preussischen Consulat zu einer langen
Sitzung. Er hatte offenbar den Auftrag zu sondiren, inwiefern es
mit der Reise ernst gemeint sei, suchte den General-Consul zur
Abreise nach China und Rückkehr in einigen Monaten unter den
feierlichsten Versprechungen zu überreden, musste sich aber bald
von der Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen überzeugen. Herr
von Rehfues erklärte bestimmt, dass er Japan nicht verlassen werde,
ehe der Vertrag ratificirt wäre. Darauf wurde die Auswechselung
in Yokuhama vorgeschlagen; der Vertrag bestimmte aber ausdrücklich
Yeddo dazu. Dann wollte man den Austausch in Yeddo zugestehen
unter der Bedingung eines geheimen Reverses, dass Preussen in
die Räumung von Yokuhama willigen werde, falls irgend eine andere
Macht sich dazu verstände. Auch das musste zurückgewiesen wer-
den. Takemoto verweigerte nun im Namen des Gorodzio definitiv
die Auswechselung in Yeddo, worauf Herr von Rehfues den Gegen-
stand fallen liess und die Reise nach dem Binnenmeer zur Sprache
brachte. Der Gouverneur von Kanagava hatte geäussert, dass die
Regierung sich nicht weigere, ihrer Verpflichtung zur Stellung eines
Lootsen nachzukommen, dass aber bei der dermaligen Einschüchte-
rung des Volkes durch die Lonine niemand zu finden sein würde,
der sich dazu hergäbe. Der General-Consul erklärte jetzt den
Bunyo's, dass er die Reise auch ohne Lootsen unternehmen werde.
Die Unterhaltung führte zu keinem Resultat, doch war die Möglich-
keit der Auswechselung in Yeddo eingeräumt worden, wenn auch
unter unannehmbaren Bedingungen. Herr von Rehfues bestand auf
seinen Forderungen, und die Bunyo's versprachen bald wieder zu
kommen.

Die Ueberreichung des königlichen Handschreibens war für
den preussischen General-Consul eine Nothwendigkeit, da es seine
Beglaubigung bei der japanischen Regierung enthielt. Einige andere
Diplomaten in Yokuhama hatten schon seit langer Zeit Schreiben
ihrer Souveraine in Händen, konnten aber keine Audienz beim Taikun

Anh. II. Verhandlungen um die Ratification des preussischen Vertrages.
schiffes in jenen Gewässern, das den feindlichen Daïmio’s willkom-
menen Stoff zur neuen Aufstachelung des Mikado und zur Erregung
des Fanatismus bot, in hohem Grade missfallen. Sie lenkte denn
auch ein, stellte die Möglichkeit einer baldigen Ratification in Aus-
sicht, deutete aber zugleich auf die Schliessung von Yokuhama hin.
Herr von Rehfues erbat sich eine definitive Antwort bis zum 21. De-
cember. An diesem Tage erschien der oft genannte Takemoto mit
zwei anderen Beamten im preussischen Consulat zu einer langen
Sitzung. Er hatte offenbar den Auftrag zu sondiren, inwiefern es
mit der Reise ernst gemeint sei, suchte den General-Consul zur
Abreise nach China und Rückkehr in einigen Monaten unter den
feierlichsten Versprechungen zu überreden, musste sich aber bald
von der Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen überzeugen. Herr
von Rehfues erklärte bestimmt, dass er Japan nicht verlassen werde,
ehe der Vertrag ratificirt wäre. Darauf wurde die Auswechselung
in Yokuhama vorgeschlagen; der Vertrag bestimmte aber ausdrücklich
Yeddo dazu. Dann wollte man den Austausch in Yeddo zugestehen
unter der Bedingung eines geheimen Reverses, dass Preussen in
die Räumung von Yokuhama willigen werde, falls irgend eine andere
Macht sich dazu verstände. Auch das musste zurückgewiesen wer-
den. Takemoto verweigerte nun im Namen des Gorodžio definitiv
die Auswechselung in Yeddo, worauf Herr von Rehfues den Gegen-
stand fallen liess und die Reise nach dem Binnenmeer zur Sprache
brachte. Der Gouverneur von Kanagava hatte geäussert, dass die
Regierung sich nicht weigere, ihrer Verpflichtung zur Stellung eines
Lootsen nachzukommen, dass aber bei der dermaligen Einschüchte-
rung des Volkes durch die Lonine niemand zu finden sein würde,
der sich dazu hergäbe. Der General-Consul erklärte jetzt den
Bunyo’s, dass er die Reise auch ohne Lootsen unternehmen werde.
Die Unterhaltung führte zu keinem Resultat, doch war die Möglich-
keit der Auswechselung in Yeddo eingeräumt worden, wenn auch
unter unannehmbaren Bedingungen. Herr von Rehfues bestand auf
seinen Forderungen, und die Bunyo’s versprachen bald wieder zu
kommen.

Die Ueberreichung des königlichen Handschreibens war für
den preussischen General-Consul eine Nothwendigkeit, da es seine
Beglaubigung bei der japanischen Regierung enthielt. Einige andere
Diplomaten in Yokuhama hatten schon seit langer Zeit Schreiben
ihrer Souveraine in Händen, konnten aber keine Audienz beim Taïkūn

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[319/0339] Anh. II. Verhandlungen um die Ratification des preussischen Vertrages. schiffes in jenen Gewässern, das den feindlichen Daïmio’s willkom- menen Stoff zur neuen Aufstachelung des Mikado und zur Erregung des Fanatismus bot, in hohem Grade missfallen. Sie lenkte denn auch ein, stellte die Möglichkeit einer baldigen Ratification in Aus- sicht, deutete aber zugleich auf die Schliessung von Yokuhama hin. Herr von Rehfues erbat sich eine definitive Antwort bis zum 21. De- cember. An diesem Tage erschien der oft genannte Takemoto mit zwei anderen Beamten im preussischen Consulat zu einer langen Sitzung. Er hatte offenbar den Auftrag zu sondiren, inwiefern es mit der Reise ernst gemeint sei, suchte den General-Consul zur Abreise nach China und Rückkehr in einigen Monaten unter den feierlichsten Versprechungen zu überreden, musste sich aber bald von der Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen überzeugen. Herr von Rehfues erklärte bestimmt, dass er Japan nicht verlassen werde, ehe der Vertrag ratificirt wäre. Darauf wurde die Auswechselung in Yokuhama vorgeschlagen; der Vertrag bestimmte aber ausdrücklich Yeddo dazu. Dann wollte man den Austausch in Yeddo zugestehen unter der Bedingung eines geheimen Reverses, dass Preussen in die Räumung von Yokuhama willigen werde, falls irgend eine andere Macht sich dazu verstände. Auch das musste zurückgewiesen wer- den. Takemoto verweigerte nun im Namen des Gorodžio definitiv die Auswechselung in Yeddo, worauf Herr von Rehfues den Gegen- stand fallen liess und die Reise nach dem Binnenmeer zur Sprache brachte. Der Gouverneur von Kanagava hatte geäussert, dass die Regierung sich nicht weigere, ihrer Verpflichtung zur Stellung eines Lootsen nachzukommen, dass aber bei der dermaligen Einschüchte- rung des Volkes durch die Lonine niemand zu finden sein würde, der sich dazu hergäbe. Der General-Consul erklärte jetzt den Bunyo’s, dass er die Reise auch ohne Lootsen unternehmen werde. Die Unterhaltung führte zu keinem Resultat, doch war die Möglich- keit der Auswechselung in Yeddo eingeräumt worden, wenn auch unter unannehmbaren Bedingungen. Herr von Rehfues bestand auf seinen Forderungen, und die Bunyo’s versprachen bald wieder zu kommen. Die Ueberreichung des königlichen Handschreibens war für den preussischen General-Consul eine Nothwendigkeit, da es seine Beglaubigung bei der japanischen Regierung enthielt. Einige andere Diplomaten in Yokuhama hatten schon seit langer Zeit Schreiben ihrer Souveraine in Händen, konnten aber keine Audienz beim Taïkūn

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/339>, abgerufen am 22.11.2024.