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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Angriff auf die englische Gesandtschaft. Anh. II.
genesen. -- Jetzt scheint die Bande sich in drei Rotten getheilt zu
haben: die eine schlug das Thor des Vorhofes ein und zertrümmerte
die Schiebethüren des Haupteinganges, bekam aber dabei die alar-
mirten Wachen auf den Hals. Der zweite Trupp gelangte, die rechts
gelegenen Ställe umgehend, nach der Hinterseite des Wohngebäudes;
der dritte drang in den Tempel, verwundete dort einen Priester
und brach, die leichten Schiebewände einstossend, an zwei Stellen
in die Wohnräume der Engländer ein. Ein chinesischer Diener des
Consul Morrison, der in diesem Theil des Hauses schlief, sah einen
Mann im Panzerhemde und schwarzer Maske eindringen, stahl sich
unbemerkt fort und weckte schnell seinen Herrn, dem er zugleich
den Säbel und Revolver reichte. Herr Oliphant, der in einem Anbau
wohnte, bewaffnete sich, von dem Lärmen draussen geweckt, in der
Meinung es sei eine Schlägerei des Gesindes, mit einer schweren
Hetzpeitsche und rannte den Gang hinunter, auf den sich die Zim-
mer des Consul Morrison und des Attache Russel öffnen, weckte
letzteren und stiess, seinen Weg fortsetzend, auf mehrere Banditen.
Er sah einen derselben mit dem zweihändigen Schwerte einen Hieb
nach seinem Kopfe führen, wich aber aus und retirirte, die Streiche
mit seiner Hetzpeitsche nach Möglichkeit parirend, in Herrn Russel's
Zimmer; Consul Morrison aber stürzte die Schiebethüren des daneben
liegenden Raumes um, feuerte zwei Revolver-Schüsse in den dun-
kelen Knäuel und entkam dann, der Localität kundig, mit seinen
beiden Genossen nach Herrn Alcock's Zimmer; die Angreifer ver-
loren ihre Spur. Die wuchtigen Schwertstreiche waren im Dunkel
der Nacht meist von den niedrigen Querbalken der Schiebethüren
aufgefangen worden, die man am folgenden Tage ganz zerhackt
fand; sonst kamen die Betroffenen schwerlich mit dem Leben davon.
Herr Oliphant erhielt, wie gesagt, schwere Wunden im Arm und im
Nacken und Consul Morrison eine Schramme auf der Stirn.

Im Schwertkampf mit den Yakuninen waren zwei der Lonine
bis zur Unkenntlichkeit der menschlichen Gestalt in Stücke gehauen,
ein dritter schwer verwundet gefangen worden; alle übrigen entka-
men im Schutze der Nacht und des Waldesdickichts hinter dem
Tempel. Bei den Gebliebenen und dem Gefangenen fand man gleich-
lautende Schriftstücke, mit vierzehn Namen unterzeichnet; dies muss
also die Zahl der Bande gewesen sein. Von dreien, die am folgen-
den Morgen in Sinagava aufgespürt wurden, hatten zwei eben das
Harakiru vollzogen, als die Häscher sie fanden; der dritte, der sich

Angriff auf die englische Gesandtschaft. Anh. II.
genesen. — Jetzt scheint die Bande sich in drei Rotten getheilt zu
haben: die eine schlug das Thor des Vorhofes ein und zertrümmerte
die Schiebethüren des Haupteinganges, bekam aber dabei die alar-
mirten Wachen auf den Hals. Der zweite Trupp gelangte, die rechts
gelegenen Ställe umgehend, nach der Hinterseite des Wohngebäudes;
der dritte drang in den Tempel, verwundete dort einen Priester
und brach, die leichten Schiebewände einstossend, an zwei Stellen
in die Wohnräume der Engländer ein. Ein chinesischer Diener des
Consul Morrison, der in diesem Theil des Hauses schlief, sah einen
Mann im Panzerhemde und schwarzer Maske eindringen, stahl sich
unbemerkt fort und weckte schnell seinen Herrn, dem er zugleich
den Säbel und Revolver reichte. Herr Oliphant, der in einem Anbau
wohnte, bewaffnete sich, von dem Lärmen draussen geweckt, in der
Meinung es sei eine Schlägerei des Gesindes, mit einer schweren
Hetzpeitsche und rannte den Gang hinunter, auf den sich die Zim-
mer des Consul Morrison und des Attaché Russel öffnen, weckte
letzteren und stiess, seinen Weg fortsetzend, auf mehrere Banditen.
Er sah einen derselben mit dem zweihändigen Schwerte einen Hieb
nach seinem Kopfe führen, wich aber aus und retirirte, die Streiche
mit seiner Hetzpeitsche nach Möglichkeit parirend, in Herrn Russel’s
Zimmer; Consul Morrison aber stürzte die Schiebethüren des daneben
liegenden Raumes um, feuerte zwei Revolver-Schüsse in den dun-
kelen Knäuel und entkam dann, der Localität kundig, mit seinen
beiden Genossen nach Herrn Alcock’s Zimmer; die Angreifer ver-
loren ihre Spur. Die wuchtigen Schwertstreiche waren im Dunkel
der Nacht meist von den niedrigen Querbalken der Schiebethüren
aufgefangen worden, die man am folgenden Tage ganz zerhackt
fand; sonst kamen die Betroffenen schwerlich mit dem Leben davon.
Herr Oliphant erhielt, wie gesagt, schwere Wunden im Arm und im
Nacken und Consul Morrison eine Schramme auf der Stirn.

Im Schwertkampf mit den Yakuninen waren zwei der Lonine
bis zur Unkenntlichkeit der menschlichen Gestalt in Stücke gehauen,
ein dritter schwer verwundet gefangen worden; alle übrigen entka-
men im Schutze der Nacht und des Waldesdickichts hinter dem
Tempel. Bei den Gebliebenen und dem Gefangenen fand man gleich-
lautende Schriftstücke, mit vierzehn Namen unterzeichnet; dies muss
also die Zahl der Bande gewesen sein. Von dreien, die am folgen-
den Morgen in Sinagava aufgespürt wurden, hatten zwei eben das
Harakiru vollzogen, als die Häscher sie fanden; der dritte, der sich

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[256/0276] Angriff auf die englische Gesandtschaft. Anh. II. genesen. — Jetzt scheint die Bande sich in drei Rotten getheilt zu haben: die eine schlug das Thor des Vorhofes ein und zertrümmerte die Schiebethüren des Haupteinganges, bekam aber dabei die alar- mirten Wachen auf den Hals. Der zweite Trupp gelangte, die rechts gelegenen Ställe umgehend, nach der Hinterseite des Wohngebäudes; der dritte drang in den Tempel, verwundete dort einen Priester und brach, die leichten Schiebewände einstossend, an zwei Stellen in die Wohnräume der Engländer ein. Ein chinesischer Diener des Consul Morrison, der in diesem Theil des Hauses schlief, sah einen Mann im Panzerhemde und schwarzer Maske eindringen, stahl sich unbemerkt fort und weckte schnell seinen Herrn, dem er zugleich den Säbel und Revolver reichte. Herr Oliphant, der in einem Anbau wohnte, bewaffnete sich, von dem Lärmen draussen geweckt, in der Meinung es sei eine Schlägerei des Gesindes, mit einer schweren Hetzpeitsche und rannte den Gang hinunter, auf den sich die Zim- mer des Consul Morrison und des Attaché Russel öffnen, weckte letzteren und stiess, seinen Weg fortsetzend, auf mehrere Banditen. Er sah einen derselben mit dem zweihändigen Schwerte einen Hieb nach seinem Kopfe führen, wich aber aus und retirirte, die Streiche mit seiner Hetzpeitsche nach Möglichkeit parirend, in Herrn Russel’s Zimmer; Consul Morrison aber stürzte die Schiebethüren des daneben liegenden Raumes um, feuerte zwei Revolver-Schüsse in den dun- kelen Knäuel und entkam dann, der Localität kundig, mit seinen beiden Genossen nach Herrn Alcock’s Zimmer; die Angreifer ver- loren ihre Spur. Die wuchtigen Schwertstreiche waren im Dunkel der Nacht meist von den niedrigen Querbalken der Schiebethüren aufgefangen worden, die man am folgenden Tage ganz zerhackt fand; sonst kamen die Betroffenen schwerlich mit dem Leben davon. Herr Oliphant erhielt, wie gesagt, schwere Wunden im Arm und im Nacken und Consul Morrison eine Schramme auf der Stirn. Im Schwertkampf mit den Yakuninen waren zwei der Lonine bis zur Unkenntlichkeit der menschlichen Gestalt in Stücke gehauen, ein dritter schwer verwundet gefangen worden; alle übrigen entka- men im Schutze der Nacht und des Waldesdickichts hinter dem Tempel. Bei den Gebliebenen und dem Gefangenen fand man gleich- lautende Schriftstücke, mit vierzehn Namen unterzeichnet; dies muss also die Zahl der Bande gewesen sein. Von dreien, die am folgen- den Morgen in Sinagava aufgespürt wurden, hatten zwei eben das Harakiru vollzogen, als die Häscher sie fanden; der dritte, der sich

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/276>, abgerufen am 25.11.2024.