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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Beschaffenheit. Klima. Vegetation.

Die japanischen Inseln sind durchaus gebirgig, an weiten
Ebenen fehlt es ganz. Von welcher Seite man sich dem Lande
nähern mag, gewahrt man hohe Küsten. Bewaldete Höhen wechseln
mit fruchtbaren Thälern, angebautes Hügelland mit unwirthbarem
Felsgebirge. Fast überall ist das Land wasserreich, leidet aber
Mangel an schiffbaren Flüssen.

Das Klima ist eines der glücklichsten der Erde und weit
gemässigter als unter gleichen Breiten in andern Welttheilen, die
Sommerhitze niemals unerträglich, der Winter kurz und milde. Im
Frühjahr und Herbst regnet es viel, besonders im Mai und Juni, und
im November. Im December tritt klares Wetter ein, im Januar und
Februar wechseln schöne Tage mit Regen und Schnee. Am kältesten
ist es im Januar, dann sinkt die Temperatur im mittelen Theile des
Reiches zuweilen unter den Gefrierpunct. Niemals aber dauert die
Kälte lange, und auch anhaltende Dürre ist unbekannt. Die Luft
ist weich und milde und in Folge beständiger Strömungen immer rein
und frisch, die Witterungswechsel treten zum grossen Vortheil des
Ackerbaues in allen Jahreszeiten sehr regelmässig ein. Besonders
günstig sind die Luft- und Bodenverhältnisse der Entwickelung des
Pflanzenreiches. Wenige Länder können sich mit Japan im Reich-
thum der Formen messen, wenn auch an Reichthum der Arten tro-
pische Gegenden voranstehen. Während die Vegetation der meisten
Inselländer mit der der benachbarten Continente übereinzustimmen,
aber ärmer an Gattungen zu sein pflegt, daher gewöhnlich als von
der continentalen abstammend betrachtet wird, scheint die japanische
Flora eine ursprüngliche und reicher als die des benachbarten

Quadranten u.s.w. werden auch in Japan gemacht. Mit solchen Hülfsmitteln ausgestattet,
sind unter Leitung der Hof-Astronomen auf Befehl des Siogun vom Anfange dieses
Jahrhunderts an alle Landschaften und Inseln vom eigentlichen Japan -- das zu den
drei grossen Inseln Nippon, Kiusiu und Sikok gehörige Gebiet -- in dem Maasstabe
von 1/45000 aufgenommen, und die Hauptpuncte der 68 Provinzen und andere wichtige
Puncte astronomisch bestimmt worden, wobei die Länge vom Meridian der Sternwarte
von Miako berechnet ist. Die Küsten, welche mit Ketten vermessen wurden, sind
nicht nur ganz genau nach ihrer natürlichen Bewegung auf den Karten eingetragen,
es ist auch ihre Formation berücksichtigt und die felsigen und sandigen Meeresufer
sind deutlich darauf angegeben."
Copieen dieser Karten über einen grossen Theil des Reiches sind im Besitze des
Herrn von Siebold, welcher bis jetzt aus persönlichen Rücksichten angestanden hat
sie zu veröffentlichen. Die Originale werden im japanischen Staatsarchiv aufbewahrt
und auf das strengste verheimlicht.
Beschaffenheit. Klima. Vegetation.

Die japanischen Inseln sind durchaus gebirgig, an weiten
Ebenen fehlt es ganz. Von welcher Seite man sich dem Lande
nähern mag, gewahrt man hohe Küsten. Bewaldete Höhen wechseln
mit fruchtbaren Thälern, angebautes Hügelland mit unwirthbarem
Felsgebirge. Fast überall ist das Land wasserreich, leidet aber
Mangel an schiffbaren Flüssen.

Das Klima ist eines der glücklichsten der Erde und weit
gemässigter als unter gleichen Breiten in andern Welttheilen, die
Sommerhitze niemals unerträglich, der Winter kurz und milde. Im
Frühjahr und Herbst regnet es viel, besonders im Mai und Juni, und
im November. Im December tritt klares Wetter ein, im Januar und
Februar wechseln schöne Tage mit Regen und Schnee. Am kältesten
ist es im Januar, dann sinkt die Temperatur im mittelen Theile des
Reiches zuweilen unter den Gefrierpunct. Niemals aber dauert die
Kälte lange, und auch anhaltende Dürre ist unbekannt. Die Luft
ist weich und milde und in Folge beständiger Strömungen immer rein
und frisch, die Witterungswechsel treten zum grossen Vortheil des
Ackerbaues in allen Jahreszeiten sehr regelmässig ein. Besonders
günstig sind die Luft- und Bodenverhältnisse der Entwickelung des
Pflanzenreiches. Wenige Länder können sich mit Japan im Reich-
thum der Formen messen, wenn auch an Reichthum der Arten tro-
pische Gegenden voranstehen. Während die Vegetation der meisten
Inselländer mit der der benachbarten Continente übereinzustimmen,
aber ärmer an Gattungen zu sein pflegt, daher gewöhnlich als von
der continentalen abstammend betrachtet wird, scheint die japanische
Flora eine ursprüngliche und reicher als die des benachbarten

Quadranten u.s.w. werden auch in Japan gemacht. Mit solchen Hülfsmitteln ausgestattet,
sind unter Leitung der Hof-Astronomen auf Befehl des Siogun vom Anfange dieses
Jahrhunderts an alle Landschaften und Inseln vom eigentlichen Japan — das zu den
drei grossen Inseln Nippon, Kiusiu und Sikok gehörige Gebiet — in dem Maasstabe
von 1/45000 aufgenommen, und die Hauptpuncte der 68 Provinzen und andere wichtige
Puncte astronomisch bestimmt worden, wobei die Länge vom Meridian der Sternwarte
von Miako berechnet ist. Die Küsten, welche mit Ketten vermessen wurden, sind
nicht nur ganz genau nach ihrer natürlichen Bewegung auf den Karten eingetragen,
es ist auch ihre Formation berücksichtigt und die felsigen und sandigen Meeresufer
sind deutlich darauf angegeben.«
Copieen dieser Karten über einen grossen Theil des Reiches sind im Besitze des
Herrn von Siebold, welcher bis jetzt aus persönlichen Rücksichten angestanden hat
sie zu veröffentlichen. Die Originale werden im japanischen Staatsarchiv aufbewahrt
und auf das strengste verheimlicht.
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[8/0038] Beschaffenheit. Klima. Vegetation. Die japanischen Inseln sind durchaus gebirgig, an weiten Ebenen fehlt es ganz. Von welcher Seite man sich dem Lande nähern mag, gewahrt man hohe Küsten. Bewaldete Höhen wechseln mit fruchtbaren Thälern, angebautes Hügelland mit unwirthbarem Felsgebirge. Fast überall ist das Land wasserreich, leidet aber Mangel an schiffbaren Flüssen. Das Klima ist eines der glücklichsten der Erde und weit gemässigter als unter gleichen Breiten in andern Welttheilen, die Sommerhitze niemals unerträglich, der Winter kurz und milde. Im Frühjahr und Herbst regnet es viel, besonders im Mai und Juni, und im November. Im December tritt klares Wetter ein, im Januar und Februar wechseln schöne Tage mit Regen und Schnee. Am kältesten ist es im Januar, dann sinkt die Temperatur im mittelen Theile des Reiches zuweilen unter den Gefrierpunct. Niemals aber dauert die Kälte lange, und auch anhaltende Dürre ist unbekannt. Die Luft ist weich und milde und in Folge beständiger Strömungen immer rein und frisch, die Witterungswechsel treten zum grossen Vortheil des Ackerbaues in allen Jahreszeiten sehr regelmässig ein. Besonders günstig sind die Luft- und Bodenverhältnisse der Entwickelung des Pflanzenreiches. Wenige Länder können sich mit Japan im Reich- thum der Formen messen, wenn auch an Reichthum der Arten tro- pische Gegenden voranstehen. Während die Vegetation der meisten Inselländer mit der der benachbarten Continente übereinzustimmen, aber ärmer an Gattungen zu sein pflegt, daher gewöhnlich als von der continentalen abstammend betrachtet wird, scheint die japanische Flora eine ursprüngliche und reicher als die des benachbarten 5) 5) Quadranten u.s.w. werden auch in Japan gemacht. Mit solchen Hülfsmitteln ausgestattet, sind unter Leitung der Hof-Astronomen auf Befehl des Siogun vom Anfange dieses Jahrhunderts an alle Landschaften und Inseln vom eigentlichen Japan — das zu den drei grossen Inseln Nippon, Kiusiu und Sikok gehörige Gebiet — in dem Maasstabe von 1/45000 aufgenommen, und die Hauptpuncte der 68 Provinzen und andere wichtige Puncte astronomisch bestimmt worden, wobei die Länge vom Meridian der Sternwarte von Miako berechnet ist. Die Küsten, welche mit Ketten vermessen wurden, sind nicht nur ganz genau nach ihrer natürlichen Bewegung auf den Karten eingetragen, es ist auch ihre Formation berücksichtigt und die felsigen und sandigen Meeresufer sind deutlich darauf angegeben.« Copieen dieser Karten über einen grossen Theil des Reiches sind im Besitze des Herrn von Siebold, welcher bis jetzt aus persönlichen Rücksichten angestanden hat sie zu veröffentlichen. Die Originale werden im japanischen Staatsarchiv aufbewahrt und auf das strengste verheimlicht.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/38>, abgerufen am 25.04.2024.