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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Ausbleiben der Schiffe. Bessere Aussichten. Titsingh.
Schmuggeln bedienten. Nach dieser Erfahrung beschränkte die
Regierung den Handel auf's neue: seit 1775 sollte wieder jährlich
nur ein Schiff zugelassen, und die Preise der auf Bestellung ge-
lieferten Waaren erst nach ihrer Ankunft festgestellt werden. Da
nun die Statthalter noch dazu immer grössere Geschenke forderten,
und mehrere Schiffe untergingen, so scheint die Compagnie in
diesen Jahren wirklich sehr schlechte Geschäfte gemacht zu haben.
Die Beeinträchtigungen gingen damals wesentlich von einem hab-
süchtigen Statthalter aus. Als im Jahre 1782 in Folge des Krieges
zwischen Niederland und England zum ersten Male gar kein Schiff
ankam, geriethen die Japaner in die grösste Verlegenheit. Der
Statthalter liess Gebete in allen Tempeln anordnen und den Bonzen
grosse Belohnungen versprechen, wenn sie das fällige Schiff herbei-
schafften, der Handelsvorsteher Titsingh aber benutzte dessen Angst
und erklärte, dass bei den Bedrückungen der letzten Jahre den
Holländern nichts an der Fortsetzung des Verkehrs liegen könne,
und man deshalb wahrscheinlich keine Schiffe von Batavia abge-
sandt habe. Nun verklagten auch die unzufriedenen Beamten und
Dolmetscher, welche mit ihrem Lebensunterhalt auf den holländi-
schen Handel angewiesen waren, den Statthalter bei Hofe, am
Ausbleiben der Schiffe schuldig zu sein, und brachten es dahin,
dass er mit Verlust von zwei Drittheilen seines Vermögens degra-
dirt wurde. Sein Nachfolger war den Fremden günstig; Titsingh
erwirkte von ihm die Abstellung vieler Missbräuche, und erlangte
später durch sein energisches Auftreten bedeutende Preiserhöhungen
für den Import auf eine lange Reihe von Jahren, und die Erlaubniss,
wieder mit zwei Schiffen den Handel zu treiben.

Die Verhandlungen Titsingh's und seiner Nachfolger mit der
japanischen Regierung beweisen deutlich, dass dieser sehr wenig
an der Einfuhr der Niederländer gelegen war, und dass das Land
sehr wohl ohne sie bestehen konnte. Eine Schiffsladung jährlich
ist in der That für eine Bevölkerung von 25 Millionen ein Tropfen
Wasser im Meere. Dass die Geldkammer, welche unter Anderen
den Holländern das Stabkupfer zu den alten Preisen weit unter
dem Werthe liefern musste, gradezu einen jährlichen Verlust an
dem niederländischen Handel hatte, den sie nur aus dem grossen
Gewinn an dem chinesischen decken konnte, haben die Holländer
selbst vielfach ausgesprochen. Nur die ostindische Compagnie, und
vor Allen die holländischen und japanischen Beamten hatten Vortheil

Ausbleiben der Schiffe. Bessere Aussichten. Titsingh.
Schmuggeln bedienten. Nach dieser Erfahrung beschränkte die
Regierung den Handel auf’s neue: seit 1775 sollte wieder jährlich
nur ein Schiff zugelassen, und die Preise der auf Bestellung ge-
lieferten Waaren erst nach ihrer Ankunft festgestellt werden. Da
nun die Statthalter noch dazu immer grössere Geschenke forderten,
und mehrere Schiffe untergingen, so scheint die Compagnie in
diesen Jahren wirklich sehr schlechte Geschäfte gemacht zu haben.
Die Beeinträchtigungen gingen damals wesentlich von einem hab-
süchtigen Statthalter aus. Als im Jahre 1782 in Folge des Krieges
zwischen Niederland und England zum ersten Male gar kein Schiff
ankam, geriethen die Japaner in die grösste Verlegenheit. Der
Statthalter liess Gebete in allen Tempeln anordnen und den Bonzen
grosse Belohnungen versprechen, wenn sie das fällige Schiff herbei-
schafften, der Handelsvorsteher Titsingh aber benutzte dessen Angst
und erklärte, dass bei den Bedrückungen der letzten Jahre den
Holländern nichts an der Fortsetzung des Verkehrs liegen könne,
und man deshalb wahrscheinlich keine Schiffe von Batavia abge-
sandt habe. Nun verklagten auch die unzufriedenen Beamten und
Dolmetscher, welche mit ihrem Lebensunterhalt auf den holländi-
schen Handel angewiesen waren, den Statthalter bei Hofe, am
Ausbleiben der Schiffe schuldig zu sein, und brachten es dahin,
dass er mit Verlust von zwei Drittheilen seines Vermögens degra-
dirt wurde. Sein Nachfolger war den Fremden günstig; Titsingh
erwirkte von ihm die Abstellung vieler Missbräuche, und erlangte
später durch sein energisches Auftreten bedeutende Preiserhöhungen
für den Import auf eine lange Reihe von Jahren, und die Erlaubniss,
wieder mit zwei Schiffen den Handel zu treiben.

Die Verhandlungen Titsingh’s und seiner Nachfolger mit der
japanischen Regierung beweisen deutlich, dass dieser sehr wenig
an der Einfuhr der Niederländer gelegen war, und dass das Land
sehr wohl ohne sie bestehen konnte. Eine Schiffsladung jährlich
ist in der That für eine Bevölkerung von 25 Millionen ein Tropfen
Wasser im Meere. Dass die Geldkammer, welche unter Anderen
den Holländern das Stabkupfer zu den alten Preisen weit unter
dem Werthe liefern musste, gradezu einen jährlichen Verlust an
dem niederländischen Handel hatte, den sie nur aus dem grossen
Gewinn an dem chinesischen decken konnte, haben die Holländer
selbst vielfach ausgesprochen. Nur die ostindische Compagnie, und
vor Allen die holländischen und japanischen Beamten hatten Vortheil

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[150/0180] Ausbleiben der Schiffe. Bessere Aussichten. Titsingh. Schmuggeln bedienten. Nach dieser Erfahrung beschränkte die Regierung den Handel auf’s neue: seit 1775 sollte wieder jährlich nur ein Schiff zugelassen, und die Preise der auf Bestellung ge- lieferten Waaren erst nach ihrer Ankunft festgestellt werden. Da nun die Statthalter noch dazu immer grössere Geschenke forderten, und mehrere Schiffe untergingen, so scheint die Compagnie in diesen Jahren wirklich sehr schlechte Geschäfte gemacht zu haben. Die Beeinträchtigungen gingen damals wesentlich von einem hab- süchtigen Statthalter aus. Als im Jahre 1782 in Folge des Krieges zwischen Niederland und England zum ersten Male gar kein Schiff ankam, geriethen die Japaner in die grösste Verlegenheit. Der Statthalter liess Gebete in allen Tempeln anordnen und den Bonzen grosse Belohnungen versprechen, wenn sie das fällige Schiff herbei- schafften, der Handelsvorsteher Titsingh aber benutzte dessen Angst und erklärte, dass bei den Bedrückungen der letzten Jahre den Holländern nichts an der Fortsetzung des Verkehrs liegen könne, und man deshalb wahrscheinlich keine Schiffe von Batavia abge- sandt habe. Nun verklagten auch die unzufriedenen Beamten und Dolmetscher, welche mit ihrem Lebensunterhalt auf den holländi- schen Handel angewiesen waren, den Statthalter bei Hofe, am Ausbleiben der Schiffe schuldig zu sein, und brachten es dahin, dass er mit Verlust von zwei Drittheilen seines Vermögens degra- dirt wurde. Sein Nachfolger war den Fremden günstig; Titsingh erwirkte von ihm die Abstellung vieler Missbräuche, und erlangte später durch sein energisches Auftreten bedeutende Preiserhöhungen für den Import auf eine lange Reihe von Jahren, und die Erlaubniss, wieder mit zwei Schiffen den Handel zu treiben. Die Verhandlungen Titsingh’s und seiner Nachfolger mit der japanischen Regierung beweisen deutlich, dass dieser sehr wenig an der Einfuhr der Niederländer gelegen war, und dass das Land sehr wohl ohne sie bestehen konnte. Eine Schiffsladung jährlich ist in der That für eine Bevölkerung von 25 Millionen ein Tropfen Wasser im Meere. Dass die Geldkammer, welche unter Anderen den Holländern das Stabkupfer zu den alten Preisen weit unter dem Werthe liefern musste, gradezu einen jährlichen Verlust an dem niederländischen Handel hatte, den sie nur aus dem grossen Gewinn an dem chinesischen decken konnte, haben die Holländer selbst vielfach ausgesprochen. Nur die ostindische Compagnie, und vor Allen die holländischen und japanischen Beamten hatten Vortheil

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/180>, abgerufen am 09.11.2024.