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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Den Jesuiten, welche ihrer alten Politik treu blieben, trat
Taiko-sama nicht weiter feindlich entgegen, bewies im Gegen-
theil den in Miako, Osaka und Fusimi lebenden Vätern bis zu
seinem Tode häufig seine Gunst durch Geschenke und andere
Auszeichnungen.

Vortheilhaft war das Auftreten der Barfüsser für das Christen-
thum gewiss nicht, ihr ohnmächtiger Trotz konnte bei dem Gegner
nur Hohn und Erbitterung wecken, und die japanischen Christen
mussten an der Uneinigkeit ihrer Seelsorger aus den verschiedenen
Orden irre werden. Die Jesuiten lassen in ihren Schriften dem
Glaubenseifer der Franciscaner Gerechtigkeit widerfahren, und be-
klagen sich nur in milden Ausdrücken über deren Eifersucht, Mangel
an Verständniss und Eingreifen in ihre Rechte, denn die Breves
Gregor's XIII und Clemens' VIII hatten ihnen Japan als Missions-
provinz mit ausdrücklicher Ausschliessung aller anderen Orden zu-
gesprochen.



Unter den Vasallen Taiko-sama's war Minamoto-no-Jyeyas
(geb. 1542) ohne Vergleich der bedeutendste und angesehenste. Er
hatte, von Okasaki in der Landschaft Mikawa ausgehend, in den
unruhigen Zeiten seine Macht allmälich über das Kuanto, seines
Stammes altes Erbtheil, ausgedehnt, und, ohne selbst jemals nach
der Oberherrschaft zu streben, den Nobu-nanga in allen seinen
Unternehmungen unterstützt. Nach dessen Tode liess Taiko-sama
ihn wiederholt zu sich entbieten; Jyeyas traute aber nicht und
erschien erst, als der Herrscher ihm seine eigene Mutter als Geissel
sandte. Er huldigte nun und blieb im ruhigen Genusse seiner
Länder, scheint sich auch durch staatskluges Verhalten eine Art
von Unabhängigkeit bewahrt zu haben. Taiko suchte seine Freund-
schaft, vermälte, dem Tode nah, seinen eigenen sechsjährigen
Sohn Fide-yori mit der Enkelin des Jyeyas, und lud diesem vor-
züglich die Sorge für seinen unmündigen Erben auf. Jyeyas und
neun andere, die angesehensten Fürsten des Reiches, wurden zu
Regenten bestellt und mussten mit ihrem Blute einen feierlichen
Eid unterschreiben, dass sie den Fide-yori, sobald er grossjährig,
in die Herrschaft einsetzen wollten.

Taiko-sama starb 1598. Der Erbe des Reiches wurde, von1598.
glänzendem Hofstaate umgeben, unter der Leitung seiner Mutter

Den Jesuiten, welche ihrer alten Politik treu blieben, trat
Taïko-sama nicht weiter feindlich entgegen, bewies im Gegen-
theil den in Miako, Osaka und Fusimi lebenden Vätern bis zu
seinem Tode häufig seine Gunst durch Geschenke und andere
Auszeichnungen.

Vortheilhaft war das Auftreten der Barfüsser für das Christen-
thum gewiss nicht, ihr ohnmächtiger Trotz konnte bei dem Gegner
nur Hohn und Erbitterung wecken, und die japanischen Christen
mussten an der Uneinigkeit ihrer Seelsorger aus den verschiedenen
Orden irre werden. Die Jesuiten lassen in ihren Schriften dem
Glaubenseifer der Franciscaner Gerechtigkeit widerfahren, und be-
klagen sich nur in milden Ausdrücken über deren Eifersucht, Mangel
an Verständniss und Eingreifen in ihre Rechte, denn die Breves
Gregor’s XIII und Clemens’ VIII hatten ihnen Japan als Missions-
provinz mit ausdrücklicher Ausschliessung aller anderen Orden zu-
gesprochen.



Unter den Vasallen Taïko-sama’s war Minamoto-no-Jyeyas
(geb. 1542) ohne Vergleich der bedeutendste und angesehenste. Er
hatte, von Okasaki in der Landschaft Mikawa ausgehend, in den
unruhigen Zeiten seine Macht allmälich über das Kuanto, seines
Stammes altes Erbtheil, ausgedehnt, und, ohne selbst jemals nach
der Oberherrschaft zu streben, den Nobu-naṅga in allen seinen
Unternehmungen unterstützt. Nach dessen Tode liess Taïko-sama
ihn wiederholt zu sich entbieten; Jyeyas traute aber nicht und
erschien erst, als der Herrscher ihm seine eigene Mutter als Geissel
sandte. Er huldigte nun und blieb im ruhigen Genusse seiner
Länder, scheint sich auch durch staatskluges Verhalten eine Art
von Unabhängigkeit bewahrt zu haben. Taïko suchte seine Freund-
schaft, vermälte, dem Tode nah, seinen eigenen sechsjährigen
Sohn Fide-yori mit der Enkelin des Jyeyas, und lud diesem vor-
züglich die Sorge für seinen unmündigen Erben auf. Jyeyas und
neun andere, die angesehensten Fürsten des Reiches, wurden zu
Regenten bestellt und mussten mit ihrem Blute einen feierlichen
Eid unterschreiben, dass sie den Fide-yori, sobald er grossjährig,
in die Herrschaft einsetzen wollten.

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glänzendem Hofstaate umgeben, unter der Leitung seiner Mutter

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[71/0101] Tod des Taïko-sama. Minamoto-no-Jyeyas. Den Jesuiten, welche ihrer alten Politik treu blieben, trat Taïko-sama nicht weiter feindlich entgegen, bewies im Gegen- theil den in Miako, Osaka und Fusimi lebenden Vätern bis zu seinem Tode häufig seine Gunst durch Geschenke und andere Auszeichnungen. Vortheilhaft war das Auftreten der Barfüsser für das Christen- thum gewiss nicht, ihr ohnmächtiger Trotz konnte bei dem Gegner nur Hohn und Erbitterung wecken, und die japanischen Christen mussten an der Uneinigkeit ihrer Seelsorger aus den verschiedenen Orden irre werden. Die Jesuiten lassen in ihren Schriften dem Glaubenseifer der Franciscaner Gerechtigkeit widerfahren, und be- klagen sich nur in milden Ausdrücken über deren Eifersucht, Mangel an Verständniss und Eingreifen in ihre Rechte, denn die Breves Gregor’s XIII und Clemens’ VIII hatten ihnen Japan als Missions- provinz mit ausdrücklicher Ausschliessung aller anderen Orden zu- gesprochen. Unter den Vasallen Taïko-sama’s war Minamoto-no-Jyeyas (geb. 1542) ohne Vergleich der bedeutendste und angesehenste. Er hatte, von Okasaki in der Landschaft Mikawa ausgehend, in den unruhigen Zeiten seine Macht allmälich über das Kuanto, seines Stammes altes Erbtheil, ausgedehnt, und, ohne selbst jemals nach der Oberherrschaft zu streben, den Nobu-naṅga in allen seinen Unternehmungen unterstützt. Nach dessen Tode liess Taïko-sama ihn wiederholt zu sich entbieten; Jyeyas traute aber nicht und erschien erst, als der Herrscher ihm seine eigene Mutter als Geissel sandte. Er huldigte nun und blieb im ruhigen Genusse seiner Länder, scheint sich auch durch staatskluges Verhalten eine Art von Unabhängigkeit bewahrt zu haben. Taïko suchte seine Freund- schaft, vermälte, dem Tode nah, seinen eigenen sechsjährigen Sohn Fide-yori mit der Enkelin des Jyeyas, und lud diesem vor- züglich die Sorge für seinen unmündigen Erben auf. Jyeyas und neun andere, die angesehensten Fürsten des Reiches, wurden zu Regenten bestellt und mussten mit ihrem Blute einen feierlichen Eid unterschreiben, dass sie den Fide-yori, sobald er grossjährig, in die Herrschaft einsetzen wollten. Taïko-sama starb 1598. Der Erbe des Reiches wurde, von glänzendem Hofstaate umgeben, unter der Leitung seiner Mutter 1598.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/101>, abgerufen am 22.11.2024.