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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Auftreten der Franciscaner. Erste Hinrichtung von Missionaren.
Osaka und Nangasaki. Ihr Auftreten giebt der Vermuthung Raum,
dass sie in gewissem Maasse politische Emissäre waren: Philipp II
soll sich der Franciscaner Barfüsser vielfach bedient haben, um seine
Herrschaft in den überseeischen portugiesischen Besitzungen zur
Geltung zu bringen, und durch sie auch seine Anerkennung in Macao
durchgesetzt haben. War es nun ein Trotzen auf die spanische
Macht, war es wirklicher Glaubenseifer, war es Widerspruch gegen
die Jesuiten, genug sie öffneten trotz deren Warnungen ihre Kirchen,
tauften, predigten und lasen öffentlich Messe für die japanischen
Christen. Dies war herausfordernder Hohn gegen die Religionsedicte:
Taiko-sama liess alsbald ihre Kirchen und Klöster einreissen und
auch den Jesuiten einige Häuser zerstören. Die Letzteren wussten
1596.sich bald wieder in Gunst zu setzen: noch 1596 empfing der Kaiser
den aus ihrem Orden hervorgegangenen Bischof Martinez sehr ehren-
voll, erliess aber bald darauf, da die Franciscaner von neuem be-
gannen öffentlich Gottesdienst zu halten, ein verschärftes Edict
gegen das Christenthum. Es sollten jetzt Listen der ganzen christ-
lichen Bevölkerung aufgestellt und strenge Aufsicht geübt, alle
Missionshäuser besetzt und die Geistlichen aus dem Lande entfernt
werden. Sechs Franciscaner wurden zum Tode verurtheilt, mit
drei japanischen Jesuiten und siebzehn anderen japanischen Christen
gefesselt nach Nangasaki geführt und dort gekreuzigt. Nachdem
dies Exempel statuirt war, brachte der Kaiser die übrigen Artikel
des Edictes nicht zur Ausführung. Er hatte es, nach der Darstellung
der Jesuiten, überhaupt nur auf die Franciscaner abgesehen, und
wären jene japanischen Jesuiten nur durch den übertriebenen Dienst-
eifer der Vollstrecker mit in das Urtheil hineingezogen worden.

Im Jahre 1597 kam wieder eine Gesandtschaft aus Manila,
um Rechenschaft wegen der gekreuzigten Mönche, und Ersatz für
das 1596 an der japanischen Küste gestrandete und von Taiko-
sama
weggenommene spanische Galeon, und für die Zukunft eine
rechtschaffene Behandlung der Schiffbrüchigen zu fordern. Des
Kaisers kurze Antwort lautete, die Mönche seien hingerichtet worden,
weil sie gegen seine Befehle gehandelt hätten, und die Wegnahme
gestrandeter Schiffe sei ein Recht seiner Krone, zumal wenn sie,
wie jenes Galeon, Geistliche an Bord hätten. -- Die Spanier konnten
nichts ausrichten und mussten sogar ruhig zusehen, wie zwei Fran-
ciscaner, die damals auf einer japanischen Dschunke eintrafen, in
den Kerker geworfen wurden.


Auftreten der Franciscaner. Erste Hinrichtung von Missionaren.
Osaka und Naṅgasaki. Ihr Auftreten giebt der Vermuthung Raum,
dass sie in gewissem Maasse politische Emissäre waren: Philipp II
soll sich der Franciscaner Barfüsser vielfach bedient haben, um seine
Herrschaft in den überseeischen portugiesischen Besitzungen zur
Geltung zu bringen, und durch sie auch seine Anerkennung in Macao
durchgesetzt haben. War es nun ein Trotzen auf die spanische
Macht, war es wirklicher Glaubenseifer, war es Widerspruch gegen
die Jesuiten, genug sie öffneten trotz deren Warnungen ihre Kirchen,
tauften, predigten und lasen öffentlich Messe für die japanischen
Christen. Dies war herausfordernder Hohn gegen die Religionsedicte:
Taïko-sama liess alsbald ihre Kirchen und Klöster einreissen und
auch den Jesuiten einige Häuser zerstören. Die Letzteren wussten
1596.sich bald wieder in Gunst zu setzen: noch 1596 empfing der Kaiser
den aus ihrem Orden hervorgegangenen Bischof Martinez sehr ehren-
voll, erliess aber bald darauf, da die Franciscaner von neuem be-
gannen öffentlich Gottesdienst zu halten, ein verschärftes Edict
gegen das Christenthum. Es sollten jetzt Listen der ganzen christ-
lichen Bevölkerung aufgestellt und strenge Aufsicht geübt, alle
Missionshäuser besetzt und die Geistlichen aus dem Lande entfernt
werden. Sechs Franciscaner wurden zum Tode verurtheilt, mit
drei japanischen Jesuiten und siebzehn anderen japanischen Christen
gefesselt nach Naṅgasaki geführt und dort gekreuzigt. Nachdem
dies Exempel statuirt war, brachte der Kaiser die übrigen Artikel
des Edictes nicht zur Ausführung. Er hatte es, nach der Darstellung
der Jesuiten, überhaupt nur auf die Franciscaner abgesehen, und
wären jene japanischen Jesuiten nur durch den übertriebenen Dienst-
eifer der Vollstrecker mit in das Urtheil hineingezogen worden.

Im Jahre 1597 kam wieder eine Gesandtschaft aus Manila,
um Rechenschaft wegen der gekreuzigten Mönche, und Ersatz für
das 1596 an der japanischen Küste gestrandete und von Taïko-
sama
weggenommene spanische Galeon, und für die Zukunft eine
rechtschaffene Behandlung der Schiffbrüchigen zu fordern. Des
Kaisers kurze Antwort lautete, die Mönche seien hingerichtet worden,
weil sie gegen seine Befehle gehandelt hätten, und die Wegnahme
gestrandeter Schiffe sei ein Recht seiner Krone, zumal wenn sie,
wie jenes Galeon, Geistliche an Bord hätten. — Die Spanier konnten
nichts ausrichten und mussten sogar ruhig zusehen, wie zwei Fran-
ciscaner, die damals auf einer japanischen Dschunke eintrafen, in
den Kerker geworfen wurden.


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[70/0100] Auftreten der Franciscaner. Erste Hinrichtung von Missionaren. Osaka und Naṅgasaki. Ihr Auftreten giebt der Vermuthung Raum, dass sie in gewissem Maasse politische Emissäre waren: Philipp II soll sich der Franciscaner Barfüsser vielfach bedient haben, um seine Herrschaft in den überseeischen portugiesischen Besitzungen zur Geltung zu bringen, und durch sie auch seine Anerkennung in Macao durchgesetzt haben. War es nun ein Trotzen auf die spanische Macht, war es wirklicher Glaubenseifer, war es Widerspruch gegen die Jesuiten, genug sie öffneten trotz deren Warnungen ihre Kirchen, tauften, predigten und lasen öffentlich Messe für die japanischen Christen. Dies war herausfordernder Hohn gegen die Religionsedicte: Taïko-sama liess alsbald ihre Kirchen und Klöster einreissen und auch den Jesuiten einige Häuser zerstören. Die Letzteren wussten sich bald wieder in Gunst zu setzen: noch 1596 empfing der Kaiser den aus ihrem Orden hervorgegangenen Bischof Martinez sehr ehren- voll, erliess aber bald darauf, da die Franciscaner von neuem be- gannen öffentlich Gottesdienst zu halten, ein verschärftes Edict gegen das Christenthum. Es sollten jetzt Listen der ganzen christ- lichen Bevölkerung aufgestellt und strenge Aufsicht geübt, alle Missionshäuser besetzt und die Geistlichen aus dem Lande entfernt werden. Sechs Franciscaner wurden zum Tode verurtheilt, mit drei japanischen Jesuiten und siebzehn anderen japanischen Christen gefesselt nach Naṅgasaki geführt und dort gekreuzigt. Nachdem dies Exempel statuirt war, brachte der Kaiser die übrigen Artikel des Edictes nicht zur Ausführung. Er hatte es, nach der Darstellung der Jesuiten, überhaupt nur auf die Franciscaner abgesehen, und wären jene japanischen Jesuiten nur durch den übertriebenen Dienst- eifer der Vollstrecker mit in das Urtheil hineingezogen worden. 1596. Im Jahre 1597 kam wieder eine Gesandtschaft aus Manila, um Rechenschaft wegen der gekreuzigten Mönche, und Ersatz für das 1596 an der japanischen Küste gestrandete und von Taïko- sama weggenommene spanische Galeon, und für die Zukunft eine rechtschaffene Behandlung der Schiffbrüchigen zu fordern. Des Kaisers kurze Antwort lautete, die Mönche seien hingerichtet worden, weil sie gegen seine Befehle gehandelt hätten, und die Wegnahme gestrandeter Schiffe sei ein Recht seiner Krone, zumal wenn sie, wie jenes Galeon, Geistliche an Bord hätten. — Die Spanier konnten nichts ausrichten und mussten sogar ruhig zusehen, wie zwei Fran- ciscaner, die damals auf einer japanischen Dschunke eintrafen, in den Kerker geworfen wurden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/100>, abgerufen am 22.11.2024.