Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.Christliches Bedencken. lig schämen solte. Es ist leicht zu be-greiffen, daß die Sünde des Meineids dadurch ehe verdoppelt als vermindert werde. Was ist der Eidschwur, und was ist die Absicht, um welcher wil- len er gefodert wird? Die Obrigkeit will die wahre Beschaffenheit der Sa- che erfahren, und bestätiget haben. Du solst aussagen, was in deinem Hertzen ist, ohne tückischen Vorbehalt. Die Frage, welche du entweder beja- hen oder verneinen, und dieses mit ei- nem Eide bekräftigen sollst, wird dir mit deutlichen und verständlichen Worten vorgeleget; du bekennest vor- her, daß du sie wohl verstanden ha- best, wie der Richter sie selbst verste- bet und meinet. Du must vermittelst Handgelöbnis, vorher die theure Zu- sage thun, daß du deinen Eid in die- sem, und keinem andern Verstande, ablegen wollest. Du tritst darauf hin, an
Chriſtliches Bedencken. lig ſchaͤmen ſolte. Es iſt leicht zu be-greiffen, daß die Suͤnde des Meineids dadurch ehe verdoppelt als vermindert werde. Was iſt der Eidſchwur, und was iſt die Abſicht, um welcher wil- len er gefodert wird? Die Obrigkeit will die wahre Beſchaffenheit der Sa- che erfahren, und beſtaͤtiget haben. Du ſolſt ausſagen, was in deinem Hertzen iſt, ohne tuͤckiſchen Vorbehalt. Die Frage, welche du entweder beja- hen oder verneinen, und dieſes mit ei- nem Eide bekraͤftigen ſollſt, wird dir mit deutlichen und verſtaͤndlichen Worten vorgeleget; du bekenneſt vor- her, daß du ſie wohl verſtanden ha- beſt, wie der Richter ſie ſelbſt verſte- bet und meinet. Du muſt vermittelſt Handgeloͤbnis, vorher die theure Zu- ſage thun, daß du deinen Eid in die- ſem, und keinem andern Verſtande, ablegen wolleſt. Du tritſt darauf hin, an
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Chriſtliches Bedencken.
lig ſchaͤmen ſolte. Es iſt leicht zu be-
greiffen, daß die Suͤnde des Meineids
dadurch ehe verdoppelt als vermindert
werde. Was iſt der Eidſchwur, und
was iſt die Abſicht, um welcher wil-
len er gefodert wird? Die Obrigkeit
will die wahre Beſchaffenheit der Sa-
che erfahren, und beſtaͤtiget haben.
Du ſolſt ausſagen, was in deinem
Hertzen iſt, ohne tuͤckiſchen Vorbehalt.
Die Frage, welche du entweder beja-
hen oder verneinen, und dieſes mit ei-
nem Eide bekraͤftigen ſollſt, wird dir
mit deutlichen und verſtaͤndlichen
Worten vorgeleget; du bekenneſt vor-
her, daß du ſie wohl verſtanden ha-
beſt, wie der Richter ſie ſelbſt verſte-
bet und meinet. Du muſt vermittelſt
Handgeloͤbnis, vorher die theure Zu-
ſage thun, daß du deinen Eid in die-
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