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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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anderer Theil.
die Schrift auszukünsteln/ daß man wider al-
len sinn und verstand/ glauben solle/ sie seye
gelehrt/ zusammenhangend/ und nach unse-
rer art/ methodisch geschrieben/
(§. 54.)
Allein, dieser ausweg ist übel ausgedacht. Wenn
man nur sagen will, es seye thöricht, an der schrift
zu künsteln; so ist gar nicht nöthig, daß man sie

deswe-
wort: so haben es ja die apostel gemacht.
Es ist eine göttliche gnadenarbeit/ die
muß man aus respect lassen/ wie sie ge-
rathen ist.
Ja, was wird man antwor-
ten können, wann künftig eben das auf die
heilige Schrift von jemand gezogen wird,
was der Graf den symbolischen büchern,
und religionsleuten vorwirft: desto liederli-
cher ists/ dergleichen aus göttlicher vor-
sehung/ mit sichtbaren kennzeichen der
menschlichkeit versehene geburten (pro-
ductiones) zu canonisiren. Predig
vom
Vater/ dem GOtt der gemeine/ s. 8.
Das sind nun die gesalbten einfälle des
Grafen. Das ist sein generalgeist/ der
ihm alle worte der schrift erkläret hat.
GOtt gebe doch, daß diese teuflische spötte-
rei gegen sein wort, welche nicht verruchter
seyn könte, die tüken dieses menschen bei al-
len, die nur noch eine natürliche scheu vor
göttlichen sachen haben, möge kennbar ma-
chen.
G 2

anderer Theil.
die Schrift auszukuͤnſteln/ daß man wider al-
len ſinn und verſtand/ glauben ſolle/ ſie ſeye
gelehrt/ zuſammenhangend/ und nach unſe-
rer art/ methodiſch geſchrieben/
(§. 54.)
Allein, dieſer ausweg iſt uͤbel ausgedacht. Wenn
man nur ſagen will, es ſeye thoͤricht, an der ſchrift
zu kuͤnſteln; ſo iſt gar nicht noͤthig, daß man ſie

deswe-
wort: ſo haben es ja die apoſtel gemacht.
Es iſt eine goͤttliche gnadenarbeit/ die
muß man aus reſpect laſſen/ wie ſie ge-
rathen iſt.
Ja, was wird man antwor-
ten koͤnnen, wann kuͤnftig eben das auf die
heilige Schrift von jemand gezogen wird,
was der Graf den ſymboliſchen buͤchern,
und religionsleuten vorwirft: deſto liederli-
cher iſts/ dergleichen aus goͤttlicher vor-
ſehung/ mit ſichtbaren kennzeichen der
menſchlichkeit verſehene geburten (pro-
ductiones) zu canoniſiren. Predig
vom
Vater/ dem GOtt der gemeine/ ſ. 8.
Das ſind nun die geſalbten einfaͤlle des
Grafen. Das iſt ſein generalgeiſt/ der
ihm alle worte der ſchrift erklaͤret hat.
GOtt gebe doch, daß dieſe teufliſche ſpoͤtte-
rei gegen ſein wort, welche nicht verruchter
ſeyn koͤnte, die tuͤken dieſes menſchen bei al-
len, die nur noch eine natuͤrliche ſcheu vor
goͤttlichen ſachen haben, moͤge kennbar ma-
chen.
G 2
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[99/0109] anderer Theil. die Schrift auszukuͤnſteln/ daß man wider al- len ſinn und verſtand/ glauben ſolle/ ſie ſeye gelehrt/ zuſammenhangend/ und nach unſe- rer art/ methodiſch geſchrieben/ (§. 54.) Allein, dieſer ausweg iſt uͤbel ausgedacht. Wenn man nur ſagen will, es ſeye thoͤricht, an der ſchrift zu kuͤnſteln; ſo iſt gar nicht noͤthig, daß man ſie deswe- (***) (***) wort: ſo haben es ja die apoſtel gemacht. Es iſt eine goͤttliche gnadenarbeit/ die muß man aus reſpect laſſen/ wie ſie ge- rathen iſt. Ja, was wird man antwor- ten koͤnnen, wann kuͤnftig eben das auf die heilige Schrift von jemand gezogen wird, was der Graf den ſymboliſchen buͤchern, und religionsleuten vorwirft: deſto liederli- cher iſts/ dergleichen aus goͤttlicher vor- ſehung/ mit ſichtbaren kennzeichen der menſchlichkeit verſehene geburten (pro- ductiones) zu canoniſiren. Predig vom Vater/ dem GOtt der gemeine/ ſ. 8. Das ſind nun die geſalbten einfaͤlle des Grafen. Das iſt ſein generalgeiſt/ der ihm alle worte der ſchrift erklaͤret hat. GOtt gebe doch, daß dieſe teufliſche ſpoͤtte- rei gegen ſein wort, welche nicht verruchter ſeyn koͤnte, die tuͤken dieſes menſchen bei al- len, die nur noch eine natuͤrliche ſcheu vor goͤttlichen ſachen haben, moͤge kennbar ma- chen. G 2

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/109>, abgerufen am 25.11.2024.