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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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2) zugleich schon würcklich durch den Glauben un-
ser ist, sind demnach ebenfals Gesetze, und kön-
nen, in gesundem Verstande, evangelische Ge-
setze
(**) heisen. Luc. 14. 17. 1 Joh. 3. 23. Matth.

11, 29.
ersten von einem Menschen heilsamlich em-
pfundene kräftige Würckung GOttes in dem
Theil des göttlichen Wortes, welches Ge-
setz heiset, hier mitverstanden werde. Dann
wo im Anfang der Bekehrung, eine lebendige
Erkäntnis des göttlichen Gesetzes, und unsers
Elendes, daraus entstehet, so hat GOtt das
Gesetz ins Hertz geschrieben, daß wir uns
seiner Foderungen und seines Drohens, im-
mer, mit starcken damit verknüpften heilsa-
men Gemüthsbewegungen bewust sind, oder
eine göttliche Traurigkeit zur Seeligkeit em-
pfinden. 2 Cor. 7, 10.
(**) Es ist dieses mit groser Behutsamkeit zu
fassen. Jnsoferne der HErr durch den Satz:
glaube an Christum! sich erkläret den
Glauben zu schenken, und ihn würcklich
schenket; insofern ist dieser Satz, und alle
seines gleichen, kein Gesetz, sondern ein
theures Evangelium; und die angehängte
Belonung: wer da glaubet der wird seelig/
ist gantz evangelisch, und heiset soviel: der
HErr, welcher den Glauben schenket, der
durch unsere Kräfte unmöglich ist; schenket
eben dadurch Leben und Seeligkeit. Hinge-
gen

2) zugleich ſchon wuͤrcklich durch den Glauben un-
ſer iſt, ſind demnach ebenfals Geſetze, und koͤn-
nen, in geſundem Verſtande, evangeliſche Ge-
ſetze
(**) heiſen. Luc. 14. 17. 1 Joh. 3. 23. Matth.

11, 29.
erſten von einem Menſchen heilſamlich em-
pfundene kraͤftige Wuͤrckung GOttes in dem
Theil des goͤttlichen Wortes, welches Ge-
ſetz heiſet, hier mitverſtanden werde. Dann
wo im Anfang der Bekehrung, eine lebendige
Erkaͤntnis des goͤttlichen Geſetzes, und unſers
Elendes, daraus entſtehet, ſo hat GOtt das
Geſetz ins Hertz geſchrieben, daß wir uns
ſeiner Foderungen und ſeines Drohens, im-
mer, mit ſtarcken damit verknuͤpften heilſa-
men Gemuͤthsbewegungen bewuſt ſind, oder
eine goͤttliche Traurigkeit zur Seeligkeit em-
pfinden. 2 Cor. 7, 10.
(**) Es iſt dieſes mit groſer Behutſamkeit zu
faſſen. Jnſoferne der HErr durch den Satz:
glaube an Chriſtum! ſich erklaͤret den
Glauben zu ſchenken, und ihn wuͤrcklich
ſchenket; inſofern iſt dieſer Satz, und alle
ſeines gleichen, kein Geſetz, ſondern ein
theures Evangelium; und die angehaͤngte
Belonung: wer da glaubet der wird ſeelig/
iſt gantz evangeliſch, und heiſet ſoviel: der
HErr, welcher den Glauben ſchenket, der
durch unſere Kraͤfte unmoͤglich iſt; ſchenket
eben dadurch Leben und Seeligkeit. Hinge-
gen
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[61/0061] 2) zugleich ſchon wuͤrcklich durch den Glauben un- ſer iſt, ſind demnach ebenfals Geſetze, und koͤn- nen, in geſundem Verſtande, evangeliſche Ge- ſetze (**) heiſen. Luc. 14. 17. 1 Joh. 3. 23. Matth. 11, 29. (*) (**) Es iſt dieſes mit groſer Behutſamkeit zu faſſen. Jnſoferne der HErr durch den Satz: glaube an Chriſtum! ſich erklaͤret den Glauben zu ſchenken, und ihn wuͤrcklich ſchenket; inſofern iſt dieſer Satz, und alle ſeines gleichen, kein Geſetz, ſondern ein theures Evangelium; und die angehaͤngte Belonung: wer da glaubet der wird ſeelig/ iſt gantz evangeliſch, und heiſet ſoviel: der HErr, welcher den Glauben ſchenket, der durch unſere Kraͤfte unmoͤglich iſt; ſchenket eben dadurch Leben und Seeligkeit. Hinge- gen (*) erſten von einem Menſchen heilſamlich em- pfundene kraͤftige Wuͤrckung GOttes in dem Theil des goͤttlichen Wortes, welches Ge- ſetz heiſet, hier mitverſtanden werde. Dann wo im Anfang der Bekehrung, eine lebendige Erkaͤntnis des goͤttlichen Geſetzes, und unſers Elendes, daraus entſtehet, ſo hat GOtt das Geſetz ins Hertz geſchrieben, daß wir uns ſeiner Foderungen und ſeines Drohens, im- mer, mit ſtarcken damit verknuͤpften heilſa- men Gemuͤthsbewegungen bewuſt ſind, oder eine goͤttliche Traurigkeit zur Seeligkeit em- pfinden. 2 Cor. 7, 10.

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/61>, abgerufen am 08.05.2024.