Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

der Vater, zueignungsweise offenbaret hätte;
so wäre es doch wieder die Schrift, und wider
die Sprache der gantzen Christenheit, dem Va-
ter deshalben den Namen eines directen Vaters
abzusprechen. Es bliebe demnach ein Wahnwitz
(§. 50.)

§. 54.

Ja 5) warum solte gar der himmlische Vater
um der Schöpfung willen ein Schwiegervater
der Menschen seyn? wenigstens, wie solte das Lied,
welches der Herr Graf anführet, hierzu den Be-
weis geben? Jm Lied heiset es: weil Christus
unser Bruder ist/ so ist die erste Person un-
ser Vater.
Jst dann nun Christus dadurch un-
ser (*) Bruder worden, daß er uns geschaffen hat?


§. 55.
(*) Der Graf spricht ja selbst, Christus seye
durch die Schöpfung, unser directer NB. Va-
ter
worden. Ja im Fal auch wahr wäre, wie
doch in Ewigkeit nicht seyn kan, daß der
Heiland durch die Schöpfung und ordent-
liche Kinderzeugung, unser Bruder gewor-
den; so kan ja der himmlische Vater da-
durch kein Schwiegervater werden. Dann
wer hat jemals gehöret, daß die Brüder,
als Söhne eines Vaters, deswegen diesen
Vater ihren Schwiegervater nennen? der
verwirte Geist dieses Spötters der gantzen
Christenheit, und des hochgelobten GOt-
tes,

der Vater, zueignungsweiſe offenbaret haͤtte;
ſo waͤre es doch wieder die Schrift, und wider
die Sprache der gantzen Chriſtenheit, dem Va-
ter deshalben den Namen eines directen Vaters
abzuſprechen. Es bliebe demnach ein Wahnwitz
(§. 50.)

§. 54.

Ja 5) warum ſolte gar der himmliſche Vater
um der Schoͤpfung willen ein Schwiegervater
der Menſchen ſeyn? wenigſtens, wie ſolte das Lied,
welches der Herr Graf anfuͤhret, hierzu den Be-
weis geben? Jm Lied heiſet es: weil Chriſtus
unſer Bruder iſt/ ſo iſt die erſte Perſon un-
ſer Vater.
Jſt dann nun Chriſtus dadurch un-
ſer (*) Bruder worden, daß er uns geſchaffen hat?


§. 55.
(*) Der Graf ſpricht ja ſelbſt, Chriſtus ſeye
durch die Schoͤpfung, unſer directer NB. Va-
ter
worden. Ja im Fal auch wahr waͤre, wie
doch in Ewigkeit nicht ſeyn kan, daß der
Heiland durch die Schoͤpfung und ordent-
liche Kinderzeugung, unſer Bruder gewor-
den; ſo kan ja der himmliſche Vater da-
durch kein Schwiegervater werden. Dann
wer hat jemals gehoͤret, daß die Bruͤder,
als Soͤhne eines Vaters, deswegen dieſen
Vater ihren Schwiegervater nennen? der
verwirte Geiſt dieſes Spoͤtters der gantzen
Chriſtenheit, und des hochgelobten GOt-
tes,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0148" n="148"/>
der Vater, zueignungswei&#x017F;e offenbaret ha&#x0364;tte;<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re es doch wieder die Schrift, und wider<lb/>
die Sprache der gantzen Chri&#x017F;tenheit, dem Va-<lb/>
ter deshalben den Namen eines directen Vaters<lb/>
abzu&#x017F;prechen. Es bliebe demnach ein Wahnwitz<lb/>
(§. 50.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 54.</head><lb/>
            <p>Ja 5) warum &#x017F;olte gar der himmli&#x017F;che Vater<lb/>
um der Scho&#x0364;pfung willen ein <hi rendition="#fr">Schwiegervater</hi><lb/>
der Men&#x017F;chen &#x017F;eyn? wenig&#x017F;tens, wie &#x017F;olte das Lied,<lb/>
welches der Herr Graf anfu&#x0364;hret, hierzu den Be-<lb/>
weis geben? Jm Lied hei&#x017F;et es: weil <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus<lb/>
un&#x017F;er Bruder i&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;t die er&#x017F;te Per&#x017F;on un-<lb/>
&#x017F;er Vater.</hi> J&#x017F;t dann nun Chri&#x017F;tus dadurch un-<lb/>
&#x017F;er <note xml:id="seg2pn_31_1" next="#seg2pn_31_2" place="foot" n="(*)">Der Graf &#x017F;pricht ja &#x017F;elb&#x017F;t, Chri&#x017F;tus &#x017F;eye<lb/>
durch die Scho&#x0364;pfung, un&#x017F;er directer <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">Va-<lb/>
ter</hi> worden. Ja im Fal auch wahr wa&#x0364;re, wie<lb/>
doch in Ewigkeit nicht &#x017F;eyn kan, daß der<lb/>
Heiland durch die Scho&#x0364;pfung und ordent-<lb/>
liche Kinderzeugung, un&#x017F;er Bruder gewor-<lb/>
den; &#x017F;o kan ja der himmli&#x017F;che Vater da-<lb/>
durch kein <hi rendition="#fr">Schwiegervater</hi> werden. Dann<lb/>
wer hat jemals geho&#x0364;ret, daß die Bru&#x0364;der,<lb/>
als So&#x0364;hne eines Vaters, deswegen die&#x017F;en<lb/>
Vater ihren <hi rendition="#fr">Schwiegervater</hi> nennen? der<lb/>
verwirte Gei&#x017F;t die&#x017F;es Spo&#x0364;tters der gantzen<lb/>
Chri&#x017F;tenheit, und des hochgelobten GOt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tes,</fw></note> <hi rendition="#fr">Bruder</hi> worden, daß er uns ge&#x017F;chaffen hat?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 55.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0148] der Vater, zueignungsweiſe offenbaret haͤtte; ſo waͤre es doch wieder die Schrift, und wider die Sprache der gantzen Chriſtenheit, dem Va- ter deshalben den Namen eines directen Vaters abzuſprechen. Es bliebe demnach ein Wahnwitz (§. 50.) §. 54. Ja 5) warum ſolte gar der himmliſche Vater um der Schoͤpfung willen ein Schwiegervater der Menſchen ſeyn? wenigſtens, wie ſolte das Lied, welches der Herr Graf anfuͤhret, hierzu den Be- weis geben? Jm Lied heiſet es: weil Chriſtus unſer Bruder iſt/ ſo iſt die erſte Perſon un- ſer Vater. Jſt dann nun Chriſtus dadurch un- ſer (*) Bruder worden, daß er uns geſchaffen hat? §. 55. (*) Der Graf ſpricht ja ſelbſt, Chriſtus ſeye durch die Schoͤpfung, unſer directer NB. Va- ter worden. Ja im Fal auch wahr waͤre, wie doch in Ewigkeit nicht ſeyn kan, daß der Heiland durch die Schoͤpfung und ordent- liche Kinderzeugung, unſer Bruder gewor- den; ſo kan ja der himmliſche Vater da- durch kein Schwiegervater werden. Dann wer hat jemals gehoͤret, daß die Bruͤder, als Soͤhne eines Vaters, deswegen dieſen Vater ihren Schwiegervater nennen? der verwirte Geiſt dieſes Spoͤtters der gantzen Chriſtenheit, und des hochgelobten GOt- tes,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/148
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/148>, abgerufen am 25.11.2024.