Nun, liebe Geschwister! (so fähret die Predig fort) wir sehen aus dem ganzen Umstande und aus dem ganzen Zusammen- hange, daß das Sachen seyn, die, wenn sie aufs allerschönste gehen, (wie sie denn geschehen werden) so haben sie gar nicht die geringsteactive connexionmit unserer ge- genwärtigen Führung, am allerwenigsten aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen. Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns nichts bewiesen werden, man kan damit nicht, wie man zu sagen pflegt, einen Hund aus dem Ofen hervorlokken, (Welch eine Re- de!) geschweige eine Seele bekehren: denn zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr- heiten gehört ein Glaube, der noch zweymal so stark ist, als der Glaube ans Blut JEsu und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es wäre eine grosse Thorheit, wenn wir von dem Glauben wolten anfangen: die Leute glaübten noch keinen Heiland, der für sie ge- storben wäre; und wir glaübten, wir kön- ten sie bekehren, mit der Hoffnung von seinem Reich. Und hernach heisset es p. 25: Der Hei- land sagt nicht, Ihr werdet den Leuten die heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer- det den Leuten erklären können, wie das und das Capitel in der Offenbarung Johannis oder im propheten Daniel u. s. w. zu verste- hen seyn wird. Aus dem ganzen Umstand und
Zu-
Von Philadelphia u. ſ. w.
§ 216.
Nun, liebe Geſchwiſter! (ſo faͤhret die Predig fort) wir ſehen aus dem ganzen Umſtande und aus dem ganzen Zuſammen- hange, daß das Sachen ſeyn, die, wenn ſie aufs allerſchoͤnſte gehen, (wie ſie denn geſchehen werden) ſo haben ſie gar nicht die geringſteactive connexionmit unſerer ge- genwaͤrtigen Fuͤhrung, am allerwenigſten aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier iſt Geduld und Glaube der Heiligen. Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns nichts bewieſen werden, man kan damit nicht, wie man zu ſagen pflegt, einen Hund aus dem Ofen hervorlokken, (Welch eine Re- de!) geſchweige eine Seele bekehren: denn zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr- heiten gehoͤrt ein Glaube, der noch zweymal ſo ſtark iſt, als der Glaube ans Blut JEſu und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es waͤre eine groſſe Thorheit, wenn wir von dem Glauben wolten anfangen: die Leute glauͤbten noch keinen Heiland, der fuͤr ſie ge- ſtorben waͤre; und wir glauͤbten, wir koͤn- ten ſie bekehren, mit der Hoffnung von ſeinem Reich. Und hernach heiſſet es p. 25: Der Hei- land ſagt nicht, Ihr werdet den Leuten die heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer- det den Leuten erklaͤren koͤnnen, wie das und das Capitel in der Offenbarung Johannis oder im propheten Daniel u. ſ. w. zu verſte- hen ſeyn wird. Aus dem ganzen Umſtand und
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Von Philadelphia u. ſ. w.
§ 216.
Nun, liebe Geſchwiſter! (ſo faͤhret die
Predig fort) wir ſehen aus dem ganzen
Umſtande und aus dem ganzen Zuſammen-
hange, daß das Sachen ſeyn, die, wenn
ſie aufs allerſchoͤnſte gehen, (wie ſie denn
geſchehen werden) ſo haben ſie gar nicht
die geringſte active connexion mit unſerer ge-
genwaͤrtigen Fuͤhrung, am allerwenigſten
aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier
iſt Geduld und Glaube der Heiligen.
Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns
nichts bewieſen werden, man kan damit
nicht, wie man zu ſagen pflegt, einen Hund
aus dem Ofen hervorlokken, (Welch eine Re-
de!) geſchweige eine Seele bekehren: denn
zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr-
heiten gehoͤrt ein Glaube, der noch zweymal
ſo ſtark iſt, als der Glaube ans Blut JEſu
und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es
waͤre eine groſſe Thorheit, wenn wir von
dem Glauben wolten anfangen: die Leute
glauͤbten noch keinen Heiland, der fuͤr ſie ge-
ſtorben waͤre; und wir glauͤbten, wir koͤn-
ten ſie bekehren, mit der Hoffnung von ſeinem
Reich. Und hernach heiſſet es p. 25: Der Hei-
land ſagt nicht, Ihr werdet den Leuten die
heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer-
det den Leuten erklaͤren koͤnnen, wie das und
das Capitel in der Offenbarung Johannis
oder im propheten Daniel u. ſ. w. zu verſte-
hen ſeyn wird. Aus dem ganzen Umſtand und
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/289>, abgerufen am 16.07.2024.
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