Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. III. Satz 33. Zusammenhang der Weissagung ist zu ersehen, daß dieseSachen denen sehr auständig seyn, die sich in die gegen- wärtige Führung recht schicken, Seelen bekehren, Ge- duld und Glauben der Heiligen beweisen sollen. Die hier so genannte Thorheit wird theils von niemand begangen werden, und theils verdient sie diesen Namen nicht. Das Reich GOttes, die Busse und der Glaube reimen sich, auch anfänglich, wohl zusammen. Marc. 1, 15. Luc. 23, 42. Gal. 5, 21. Würkliche Christen können vieles für sich und untereinander zu ihrer Uebung und Stärkung betrachten, das sie nicht zu allen Zeiten allen andern Menschen zu ihrer Bekehrung vorzutragen nö- thig haben. Des Ordinatii Reden liegen am Tage: da nehmen die gegenwärtige vorgegebene Vorzüge und Herrlichkeiten der Gemeine, nächst dem Leidens-Pun- cten, den meisten Platz ein, so daß für die heilige Drey- einigkeit, für Daniel und Johannem, samt andern Propheten und Aposteln, fast nichts übrig bleibet; eben wie die Lehre von GOtt, von der Theopnevstie des Alten Testaments, von dem Bund GOttes mit Abraham, wenn sichs mit der Erkenntniß von der Person und Amt JEsu Christi, in Bezug auf sein Blut und Gerechtigkeit compariren will, wie sage ich, das alles der Apostel skubalo (Koth) nennen soll, aber etlichen Gemeinsachen in Pennsylvanien eine erstaunliche Importanz zugeschrieben wird. Not. ad Phil. 3, 7. Büd. Samml. 2 Band, p. 807. Und die künftigen Herrlichkeiten werden in der schrecklich-übermachten Gemein-Rede am 26 Sonn- tage nach Trin. 1744. zwischen den Brüdern, die den König begleiten und mit Ihm richten sollen, und andern, die der Brüder, wegen ihrer Affection gegen dieselbe, noch am jüngsten Tage zu geniessen haben, und deswegen zur Rechten gestellet werden sollen, höchst ungleich, par- theyisch und vermessen getheilet. Ich muß es bekennen, daß dieselbe unselige Rede, über Matth. 25, 33. 40. mich sonderlich betrübet hat. Sie ist unter den 32. die vierte. Weiter: Die Leute, die man zu bekehren suchet, sind sehr unterschieden: und anders redet man mit sol- chen, die noch nie nichts vom Evangelio Christi gehöret haben; anders mit solchen, bey denen vieles, als be- kannt,
Theil I. Cap. III. Satz 33. Zuſam̃enhang der Weiſſagung iſt zu erſehen, daß dieſeSachen denen ſehr auſtaͤndig ſeyn, die ſich in die gegen- waͤrtige Fuͤhrung recht ſchicken, Seelen bekehren, Ge- duld und Glauben der Heiligen beweiſen ſollen. Die hier ſo genannte Thorheit wird theils von niemand begangen werden, und theils verdient ſie dieſen Namen nicht. Das Reich GOttes, die Buſſe und der Glaube reimen ſich, auch anfaͤnglich, wohl zuſammen. Marc. 1, 15. Luc. 23, 42. Gal. 5, 21. Wuͤrkliche Chriſten koͤnnen vieles fuͤr ſich und untereinander zu ihrer Uebung und Staͤrkung betrachten, das ſie nicht zu allen Zeiten allen andern Menſchen zu ihrer Bekehrung vorzutragen noͤ- thig haben. Des Ordinatii Reden liegen am Tage: da nehmen die gegenwaͤrtige vorgegebene Vorzuͤge und Herrlichkeiten der Gemeine, naͤchſt dem Leidens-Pun- cten, den meiſten Platz ein, ſo daß fuͤr die heilige Drey- einigkeit, fuͤr Daniel und Johannem, ſamt andern Propheten und Apoſteln, faſt nichts uͤbrig bleibet; eben wie die Lehre von GOtt, von der Theopnevſtie des Alten Teſtaments, von dem Bund GOttes mit Abraham, wenn ſichs mit der Erkenntniß von der Perſon und Amt JEſu Chriſti, in Bezug auf ſein Blut und Gerechtigkeit compariren will, wie ſage ich, das alles der Apoſtel σκύβαλω (Koth) nennen ſoll, aber etlichen Gemeinſachen in Pennſylvanien eine erſtaunliche Importanz zugeſchrieben wird. Not. ad Phil. 3, 7. Buͤd. Samml. 2 Band, p. 807. Und die kuͤnftigen Herrlichkeiten werden in der ſchrecklich-uͤbermachten Gemein-Rede am 26 Sonn- tage nach Trin. 1744. zwiſchen den Bruͤdern, die den Koͤnig begleiten und mit Ihm richten ſollen, und andern, die der Bruͤder, wegen ihrer Affection gegen dieſelbe, noch am juͤngſten Tage zu genieſſen haben, und deswegen zur Rechten geſtellet werden ſollen, hoͤchſt ungleich, par- theyiſch und vermeſſen getheilet. Ich muß es bekennen, daß dieſelbe unſelige Rede, uͤber Matth. 25, 33. 40. mich ſonderlich betruͤbet hat. Sie iſt unter den 32. die vierte. Weiter: Die Leute, die man zu bekehren ſuchet, ſind ſehr unterſchieden: und anders redet man mit ſol- chen, die noch nie nichts vom Evangelio Chriſti gehoͤret haben; anders mit ſolchen, bey denen vieles, als be- kannt,
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Theil I. Cap. III. Satz 33.
Zuſam̃enhang der Weiſſagung iſt zu erſehen, daß dieſe
Sachen denen ſehr auſtaͤndig ſeyn, die ſich in die gegen-
waͤrtige Fuͤhrung recht ſchicken, Seelen bekehren, Ge-
duld und Glauben der Heiligen beweiſen ſollen. Die
hier ſo genannte Thorheit wird theils von niemand
begangen werden, und theils verdient ſie dieſen Namen
nicht. Das Reich GOttes, die Buſſe und der Glaube
reimen ſich, auch anfaͤnglich, wohl zuſammen. Marc. 1,
15. Luc. 23, 42. Gal. 5, 21. Wuͤrkliche Chriſten koͤnnen
vieles fuͤr ſich und untereinander zu ihrer Uebung und
Staͤrkung betrachten, das ſie nicht zu allen Zeiten allen
andern Menſchen zu ihrer Bekehrung vorzutragen noͤ-
thig haben. Des Ordinatii Reden liegen am Tage: da
nehmen die gegenwaͤrtige vorgegebene Vorzuͤge und
Herrlichkeiten der Gemeine, naͤchſt dem Leidens-Pun-
cten, den meiſten Platz ein, ſo daß fuͤr die heilige Drey-
einigkeit, fuͤr Daniel und Johannem, ſamt andern
Propheten und Apoſteln, faſt nichts uͤbrig bleibet; eben
wie die Lehre von GOtt, von der Theopnevſtie des
Alten Teſtaments, von dem Bund GOttes mit
Abraham, wenn ſichs mit der Erkenntniß von der
Perſon und Amt JEſu Chriſti, in Bezug auf ſein
Blut und Gerechtigkeit compariren will, wie ſage
ich, das alles der Apoſtel σκύβαλω (Koth) nennen
ſoll, aber etlichen Gemeinſachen in Pennſylvanien
eine erſtaunliche Importanz zugeſchrieben wird.
Not. ad Phil. 3, 7. Buͤd. Samml. 2 Band, p.
807. Und die kuͤnftigen Herrlichkeiten werden in
der ſchrecklich-uͤbermachten Gemein-Rede am 26 Sonn-
tage nach Trin. 1744. zwiſchen den Bruͤdern, die den
Koͤnig begleiten und mit Ihm richten ſollen, und andern,
die der Bruͤder, wegen ihrer Affection gegen dieſelbe,
noch am juͤngſten Tage zu genieſſen haben, und deswegen
zur Rechten geſtellet werden ſollen, hoͤchſt ungleich, par-
theyiſch und vermeſſen getheilet. Ich muß es bekennen,
daß dieſelbe unſelige Rede, uͤber Matth. 25, 33. 40.
mich ſonderlich betruͤbet hat. Sie iſt unter den 32. die
vierte. Weiter: Die Leute, die man zu bekehren ſuchet,
ſind ſehr unterſchieden: und anders redet man mit ſol-
chen, die noch nie nichts vom Evangelio Chriſti gehoͤret
haben; anders mit ſolchen, bey denen vieles, als be-
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