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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie II. Buch.
zu beschreiben. Sie wischte mit ihrem
Schnupf-Salvet ihre Augen/ und
kunte uns vor häuffigen Threnen kaum
ersehen. Jn einem solchen Heraclyti-
schen Zustande traffen wir sie in dem
Zimmer an/ alwo sie vor großem
Unmuht Tisch und Bänke über den
Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa-
ren zertretten/ und die Schildereyen
alle von denen Wänden gerissen.
Der Jäger redete sie an/ und fragte/
aus was Ursachen sie sich so jämmer-
lich erwiese/ da sie sich doch keines
Schadens zu versehen hätte. Ach!
ich unglückseelige/ sprach sie/ Ach! ich
betrogene/ elende Frau! Wie garstig
bin ich von der leicht-fertigen Huren
hinter das Liecht geführet worden.

Jhr därft nicht glauben/ sag-
te sie zu uns/ daß ich die Tisch und
Bänke der Gestalten über den Hauf-
gekehret/ sondern die Gott-lose Schatz-
Gräberin/ die Henker-mäßige Land-
Betriegerin hat es gethan/ dann als
ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka-
me sie/ mit einem Leylach überzogen/
zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge-

spenst

Hiſtorie II. Buch.
zu beſchreiben. Sie wiſchte mit ihrem
Schnupf-Salvet ihre Augen/ und
kunte uns vor haͤuffigen Threnen kaum
erſehen. Jn einem ſolchen Heraclyti-
ſchen Zuſtande traffen wir ſie in dem
Zimmer an/ alwo ſie vor großem
Unmuht Tiſch und Baͤnke uͤber den
Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa-
ren zertretten/ und die Schildereyen
alle von denen Waͤnden geriſſen.
Der Jaͤger redete ſie an/ und fragte/
aus was Urſachen ſie ſich ſo jaͤmmer-
lich erwieſe/ da ſie ſich doch keines
Schadens zu verſehen haͤtte. Ach!
ich ungluͤckſeelige/ ſprach ſie/ Ach! ich
betrogene/ elende Frau! Wie garſtig
bin ich von der leicht-fertigen Huren
hinter das Liecht gefuͤhret worden.

Jhr daͤrft nicht glauben/ ſag-
te ſie zu uns/ daß ich die Tiſch und
Baͤnke der Geſtalten uͤber den Hauf-
gekehret/ ſondern die Gott-loſe Schatz-
Graͤberin/ die Henker-maͤßige Land-
Betriegerin hat es gethan/ dann als
ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka-
me ſie/ mit einem Leylach uͤberzogen/
zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge-

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[85/0093] Hiſtorie II. Buch. zu beſchreiben. Sie wiſchte mit ihrem Schnupf-Salvet ihre Augen/ und kunte uns vor haͤuffigen Threnen kaum erſehen. Jn einem ſolchen Heraclyti- ſchen Zuſtande traffen wir ſie in dem Zimmer an/ alwo ſie vor großem Unmuht Tiſch und Baͤnke uͤber den Hauffen geworffen/ ihre Spiegel wa- ren zertretten/ und die Schildereyen alle von denen Waͤnden geriſſen. Der Jaͤger redete ſie an/ und fragte/ aus was Urſachen ſie ſich ſo jaͤmmer- lich erwieſe/ da ſie ſich doch keines Schadens zu verſehen haͤtte. Ach! ich ungluͤckſeelige/ ſprach ſie/ Ach! ich betrogene/ elende Frau! Wie garſtig bin ich von der leicht-fertigen Huren hinter das Liecht gefuͤhret worden. Jhr daͤrft nicht glauben/ ſag- te ſie zu uns/ daß ich die Tiſch und Baͤnke der Geſtalten uͤber den Hauf- gekehret/ ſondern die Gott-loſe Schatz- Graͤberin/ die Henker-maͤßige Land- Betriegerin hat es gethan/ dann als ihr kaum aus dem Zimmer waret/ ka- me ſie/ mit einem Leylach uͤberzogen/ zu mir herein. Jch hielte es vor ein Ge- ſpenſt

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/93>, abgerufen am 27.11.2024.