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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
das Schloß zu rück wolte. Aber wir
sahen an der Frauen Fenster kein Liecht
mehr/ deßwegen nahmme er mich mit
sich in sein Haus/ und schüttet seinem
Weibe das Geld und die andern Ge-
schmeide auf das Deck-Bette. Sie
erschracke/ wie nichts Gutes/ aber
der Jäger erzehlete ihr den ganzen
Verlauff/ und absonderlich/ wie er
die Schatz-Gräberin so wacker ab-
geprügelt hätte/ daß nichts darüber/
und also legten wir uns zur Ruhe/ er
zu seinem Weib/ und ich mich auf die
Bank.

Die Sonne hatte kaum des an-
dern Morgens die Hosen ihrer Klar-
heit auf die Weis. Gärber-Stange
der vergangenen Finsternüß ausgehän-
get/ als wir schon aufgestanden und un-
sern Weg gegen das Schloß genohm-
men. Aber wir fanden/ daß die
Traurigkeit den Bier-Zeiger der Frö-
lichkeit mit dem Schwerdt der Melan-
choley schon abgehauen und vor dem
Schloß-Thor niedergelegt hatte/
dann die Frau jammerte über ihren
Wohn-Erker herunter/ daß es nicht

zu be-

Kurzweiliger
das Schloß zu ruͤck wolte. Aber wir
ſahen an der Frauen Fenſter kein Liecht
mehr/ deßwegen nahm̃e er mich mit
ſich in ſein Haus/ und ſchuͤttet ſeinem
Weibe das Geld und die andern Ge-
ſchmeide auf das Deck-Bette. Sie
erſchracke/ wie nichts Gutes/ aber
der Jaͤger erzehlete ihr den ganzen
Verlauff/ und abſonderlich/ wie er
die Schatz-Graͤberin ſo wacker ab-
gepruͤgelt haͤtte/ daß nichts daruͤber/
und alſo legten wir uns zur Ruhe/ er
zu ſeinem Weib/ und ich mich auf die
Bank.

Die Sonne hatte kaum des an-
dern Morgens die Hoſen ihrer Klar-
heit auf die Weis. Gaͤrber-Stange
der vergangenen Finſternuͤß ausgehaͤn-
get/ als wir ſchon aufgeſtanden und un-
ſern Weg gegen das Schloß genohm-
men. Aber wir fanden/ daß die
Traurigkeit den Bier-Zeiger der Froͤ-
lichkeit mit dem Schwerdt der Melan-
choley ſchon abgehauen und vor dem
Schloß-Thor niedergelegt hatte/
dann die Frau jammerte uͤber ihren
Wohn-Erker herunter/ daß es nicht

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[84/0092] Kurzweiliger das Schloß zu ruͤck wolte. Aber wir ſahen an der Frauen Fenſter kein Liecht mehr/ deßwegen nahm̃e er mich mit ſich in ſein Haus/ und ſchuͤttet ſeinem Weibe das Geld und die andern Ge- ſchmeide auf das Deck-Bette. Sie erſchracke/ wie nichts Gutes/ aber der Jaͤger erzehlete ihr den ganzen Verlauff/ und abſonderlich/ wie er die Schatz-Graͤberin ſo wacker ab- gepruͤgelt haͤtte/ daß nichts daruͤber/ und alſo legten wir uns zur Ruhe/ er zu ſeinem Weib/ und ich mich auf die Bank. Die Sonne hatte kaum des an- dern Morgens die Hoſen ihrer Klar- heit auf die Weis. Gaͤrber-Stange der vergangenen Finſternuͤß ausgehaͤn- get/ als wir ſchon aufgeſtanden und un- ſern Weg gegen das Schloß genohm- men. Aber wir fanden/ daß die Traurigkeit den Bier-Zeiger der Froͤ- lichkeit mit dem Schwerdt der Melan- choley ſchon abgehauen und vor dem Schloß-Thor niedergelegt hatte/ dann die Frau jammerte uͤber ihren Wohn-Erker herunter/ daß es nicht zu be-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/92>, abgerufen am 03.05.2024.