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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
spenst/ deßwegen versteckt ich mich in
die Kammer hinein/ aber sie rumore-
te hin und wider mit großem Gepolter
und nahme mir das übrige Silber-Ge-
schmeid/ so ich hier hangen hatte/ al-
les mit sich. Jn dem schlägt es zwölf
Uhr/ da trauete ich erst heraus/ ob
schon das schlimme Weib lang zuvor
hinweg war/ darauf nahme ich das
Liecht/ gienge in den Keller/ aber ley-
der/ leyder! da fande ich nichts/ als
einen Topf voll gläserner Kugeln von
allerley Farben/ welche sie mir zuvor ge-
wiesen und von Ferne vor Edelgestei-
ne ausgegeben hatte. Also ist sie mir
mit allen meinem Bißgen Geld und
Gut davon gelauffen. Ach ich elende
Frau! ich arme Frau! Der Jäger
antwortete ihr gar vernünftig/ und
sagte: Gestrenge Frau/ es hat mir
nicht umsonst geschwaant/ daß ihr
nicht mit einer ehrlichen/ sondern nur
mit einer recht betrogenen und schalk-
haftigen Frauen zu thun habet. Aber
ich glaube ich habe sie anders gezwie-
felt/ darum wisset/ daß die Frau
nicht hinweg/ sondern in dem Scher-

gen-

Kurzweiliger
ſpenſt/ deßwegen verſteckt ich mich in
die Kammer hinein/ aber ſie rumore-
te hin und wider mit großem Gepolter
und nahme mir das uͤbrige Silber-Ge-
ſchmeid/ ſo ich hier hangen hatte/ al-
les mit ſich. Jn dem ſchlaͤgt es zwoͤlf
Uhr/ da trauete ich erſt heraus/ ob
ſchon das ſchlimme Weib lang zuvor
hinweg war/ darauf nahme ich das
Liecht/ gienge in den Keller/ aber ley-
der/ leyder! da fande ich nichts/ als
einen Topf voll glaͤſerner Kugeln von
allerley Farben/ welche ſie mir zuvor ge-
wieſen und von Ferne vor Edelgeſtei-
ne ausgegeben hatte. Alſo iſt ſie mir
mit allen meinem Bißgen Geld und
Gut davon gelauffen. Ach ich elende
Frau! ich arme Frau! Der Jaͤger
antwortete ihr gar vernuͤnftig/ und
ſagte: Geſtrenge Frau/ es hat mir
nicht umſonſt geſchwaant/ daß ihr
nicht mit einer ehrlichen/ ſondern nur
mit einer recht betrogenen und ſchalk-
haftigen Frauen zu thun habet. Aber
ich glaube ich habe ſie anders gezwie-
felt/ darum wiſſet/ daß die Frau
nicht hinweg/ ſondern in dem Scher-

gen-
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[86/0094] Kurzweiliger ſpenſt/ deßwegen verſteckt ich mich in die Kammer hinein/ aber ſie rumore- te hin und wider mit großem Gepolter und nahme mir das uͤbrige Silber-Ge- ſchmeid/ ſo ich hier hangen hatte/ al- les mit ſich. Jn dem ſchlaͤgt es zwoͤlf Uhr/ da trauete ich erſt heraus/ ob ſchon das ſchlimme Weib lang zuvor hinweg war/ darauf nahme ich das Liecht/ gienge in den Keller/ aber ley- der/ leyder! da fande ich nichts/ als einen Topf voll glaͤſerner Kugeln von allerley Farben/ welche ſie mir zuvor ge- wieſen und von Ferne vor Edelgeſtei- ne ausgegeben hatte. Alſo iſt ſie mir mit allen meinem Bißgen Geld und Gut davon gelauffen. Ach ich elende Frau! ich arme Frau! Der Jaͤger antwortete ihr gar vernuͤnftig/ und ſagte: Geſtrenge Frau/ es hat mir nicht umſonſt geſchwaant/ daß ihr nicht mit einer ehrlichen/ ſondern nur mit einer recht betrogenen und ſchalk- haftigen Frauen zu thun habet. Aber ich glaube ich habe ſie anders gezwie- felt/ darum wiſſet/ daß die Frau nicht hinweg/ ſondern in dem Scher- gen-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/94>, abgerufen am 03.05.2024.