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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie V. Buch.
gen/ welchen er exercirte/ dort in jener Seen ste-
het einer mit einem Stroh-Wisch/ und hier auf
dieser Seite einer mit einer Ofen-Gabel/ nun
komt noch ein Baur zu dir heraus. Wann nun in
der Scen der mit den Stroh-Wisch niederschlägt
so hebstu an zu reden/ und redest so lange bis die
Red aus ist/ wartest auch so lang und lässest den
andern reden bis der mit den Stroh-Wisch wie-
der nieder schlägt. Und auf eine solche Art rich-
tete der lustige Student alle Bauern ab/ welchs
der Leser vielmehr bey sich selbst bedenken/ als
mans beschreiben kan.

Das Schloß war auf den bestimmten Actions-
Tag ziemlich voll; es funden sich aber absonder-
lich viel Adliche Jungfern ein/ weil sie ohne dem
vom Vorwitz gestochen/ die Baurn-opera gern
gesehen hätten.

Es war fast schon Glock 12 Uhr/ als ein stolzer
Kärl vor das Schloß-Thor kam und herein he-
gehrte/ dann die Edelfrau hatte zusperren lassen/
weil sonsten das Gedräng gar zu groß gewor-
den/ deß wegen läst sich dieser Fremde anmelden
und gabe sich vor einen reisenden Prinzen aus.
Er hatte keinen Diener noch Laqueyen bey sich/
deßwegen glaubten wir gar bald/ daß es bloße
Aufschneidereyen waren/ ließen ihn doch
berein/ da sahen wir stracks an seinem
Gang/ daß der Kerl ein geborner und ein-
gebildter Narr ware/ dann er sienge an/ wie
er gehöret hätte/ daß eine stattliche opera hier
auf dem Schloße solle aufgeführet werden/ dar-
zu er einen Zuschauer abgeben wolte/ weil er
ehedeßen in Venedig wol tausend dergleichen

herr-
J iij

Hiſtorie V. Buch.
gen/ welchen er exercirte/ dort in jener Seen ſte-
het einer mit einem Stroh-Wiſch/ und hier auf
dieſer Seite einer mit einer Ofen-Gabel/ nun
komt noch ein Baur zu dir heraus. Wañ nun in
der Scen der mit dẽ Stꝛoh-Wiſch niederſchlaͤgt
ſo hebſtu an zu reden/ und redeſt ſo lange bis die
Red aus iſt/ warteſt auch ſo lang und laͤſſeſt den
andern reden bis der mit dẽ Stroh-Wiſch wie-
der nieder ſchlaͤgt. Und auf eine ſolche Art rich-
tete der luſtige Student alle Bauern ab/ welchs
der Leſer vielmehr bey ſich ſelbſt bedenken/ als
mans beſchreiben kan.

Das Schloß war auf den beſtim̃ten Actions-
Tag ziemlich voll; es funden ſich aber abſonder-
lich viel Adliche Jungfern ein/ weil ſie ohne dem
vom Vorwitz geſtochen/ die Baurn-opera gern
geſehen haͤtten.

Es war faſt ſchon Glock 12 Uhr/ als ein ſtolzer
Kaͤrl vor das Schloß-Thor kam und herein he-
gehꝛte/ dañ die Edelfrau hatte zuſperren laſſen/
weil ſonſten das Gedraͤng gar zu groß gewor-
den/ deß wegen laͤſt ſich dieſer Fremde anmelden
und gabe ſich vor einen reiſenden Prinzen aus.
Er hatte keinen Diener noch Laqueyen bey ſich/
deßwegen glaubten wir gar bald/ daß es bloße
Aufſchneidereyen waren/ ließen ihn doch
berein/ da ſahen wir ſtracks an ſeinem
Gang/ daß der Kerl ein geborner und ein-
gebildter Narr ware/ dann er ſienge an/ wie
er gehoͤret haͤtte/ daß eine ſtattliche opera hier
auf dem Schloße ſolle aufgefuͤhret werden/ dar-
zu er einen Zuſchauer abgeben wolte/ weil er
ehedeßen in Venedig wol tauſend dergleichen

herꝛ-
J iij
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[193/0201] Hiſtorie V. Buch. gen/ welchen er exercirte/ dort in jener Seen ſte- het einer mit einem Stroh-Wiſch/ und hier auf dieſer Seite einer mit einer Ofen-Gabel/ nun komt noch ein Baur zu dir heraus. Wañ nun in der Scen der mit dẽ Stꝛoh-Wiſch niederſchlaͤgt ſo hebſtu an zu reden/ und redeſt ſo lange bis die Red aus iſt/ warteſt auch ſo lang und laͤſſeſt den andern reden bis der mit dẽ Stroh-Wiſch wie- der nieder ſchlaͤgt. Und auf eine ſolche Art rich- tete der luſtige Student alle Bauern ab/ welchs der Leſer vielmehr bey ſich ſelbſt bedenken/ als mans beſchreiben kan. Das Schloß war auf den beſtim̃ten Actions- Tag ziemlich voll; es funden ſich aber abſonder- lich viel Adliche Jungfern ein/ weil ſie ohne dem vom Vorwitz geſtochen/ die Baurn-opera gern geſehen haͤtten. Es war faſt ſchon Glock 12 Uhr/ als ein ſtolzer Kaͤrl vor das Schloß-Thor kam und herein he- gehꝛte/ dañ die Edelfrau hatte zuſperren laſſen/ weil ſonſten das Gedraͤng gar zu groß gewor- den/ deß wegen laͤſt ſich dieſer Fremde anmelden und gabe ſich vor einen reiſenden Prinzen aus. Er hatte keinen Diener noch Laqueyen bey ſich/ deßwegen glaubten wir gar bald/ daß es bloße Aufſchneidereyen waren/ ließen ihn doch berein/ da ſahen wir ſtracks an ſeinem Gang/ daß der Kerl ein geborner und ein- gebildter Narr ware/ dann er ſienge an/ wie er gehoͤret haͤtte/ daß eine ſtattliche opera hier auf dem Schloße ſolle aufgefuͤhret werden/ dar- zu er einen Zuſchauer abgeben wolte/ weil er ehedeßen in Venedig wol tauſend dergleichen herꝛ- J iij

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/201>, abgerufen am 25.11.2024.