[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger Dorfe agiren/ so sehr sie sich auch dawider sper-ren würden. Die Edelfrau lachte über unserm Beginnen/ daß man ihr alle Zähne sehen konte/ ließ auch durch den Dorf-Schergen alle Baurn/ die lesen konten/ samt den Knechten und Jungen auf das Schloß beruffen/ darunter suchten wir die bästen und tauglichsten heraus/ und gaben iedem seine Person/ daß sie aufs wennigste inner- halb 14. Tagen gewiß und perfect auswendig lernten. Die Baurn schmutzten darzu wie über einen Käse-Kuchen/ und der Student versprach ihnen im Namen der Edelfrau 8 Batzen von der Winkel-Steur zu schenken und nachzulassen/ so sie fleißig lernen würden. Dermaßen gienge ie- der mit seinem Parte heim/ und wir ließen einen Mahler holen/ der muste uns das Theatrum aufrichten und mahlen helffen/ so gut es in der Eil seyn konte. Die Personen des Spiels belieffen sich etwan Hörstu Baur/ sagte der Student zu demjeni- gen/
Kurzweiliger Dorfe agiren/ ſo ſehr ſie ſich auch dawider ſper-ren wuͤrden. Die Edelfrau lachte uͤber unſerm Beginnen/ daß man ihr alle Zaͤhne ſehen konte/ ließ auch duꝛch den Dorf-Schergen alle Baurn/ die leſen konten/ ſamt den Knechten und Jungen auf das Schloß beruffen/ darunter ſuchten wir die baͤſten und tauglichſten heraus/ und gaben iedem ſeine Perſon/ daß ſie aufs wẽnigſte inner- halb 14. Tagen gewiß und perfect auswendig lernten. Die Baurn ſchmutzten darzu wie uͤber einen Kaͤſe-Kuchen/ und der Student verſprach ihnen im Namen der Edelfꝛau 8 Batzen von der Winkel-Steur zu ſchenken und nachzulaſſen/ ſo ſie fleißig lernen wuͤrden. Dermaßen gienge ie- der mit ſeinem Parte heim/ uñ wir ließen einen Mahler holen/ der muſte uns das Theatrum aufrichten und mahlen helffen/ ſo gut es in der Eil ſeyn konte. Die Perſonen des Spiels belieffen ſich etwan Hoͤrſtu Baur/ ſagte der Student zu demjeni- gen/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/> Dorfe <hi rendition="#aq">agi</hi>ren/ ſo ſehr ſie ſich auch dawider ſper-<lb/> ren wuͤrden. Die Edelfrau lachte uͤber unſerm<lb/> Beginnen/ daß man ihr alle Zaͤhne ſehen konte/<lb/> ließ auch duꝛch den Dorf-Schergen alle Baurn/<lb/> die leſen konten/ ſamt den Knechten und Jungen<lb/> auf das Schloß beruffen/ darunter ſuchten wir<lb/> die baͤſten und tauglichſten heraus/ und gaben<lb/> iedem ſeine Perſon/ daß ſie aufs wẽnigſte inner-<lb/> halb 14. Tagen gewiß und <hi rendition="#aq">perfect</hi> auswendig<lb/> lernten. Die Baurn ſchmutzten darzu wie uͤber<lb/> einen Kaͤſe-Kuchen/ und der Student verſprach<lb/> ihnen im Namen der Edelfꝛau 8 Batzen von der<lb/> Winkel-Steur zu ſchenken und nachzulaſſen/ ſo<lb/> ſie fleißig lernen wuͤrden. Dermaßen gienge ie-<lb/> der mit ſeinem Parte heim/ uñ wir ließen einen<lb/> Mahler holen/ der muſte uns das <hi rendition="#aq">Theatrum</hi><lb/> aufrichten und mahlen helffen/ ſo gut es in der<lb/> Eil ſeyn konte.</p><lb/> <p>Die Perſonen des Spiels belieffen ſich etwan<lb/> an der Zahl auf 20/ und der Student hatte ſich<lb/> die alle<supplied>r</supplied>ungeſchickſten ausgeſucht/ damit wir<lb/> eine groͤßere Luſt davon genießen moͤchten. Die<lb/> Edelfrau verſchriebe zu dieſer <hi rendition="#aq">Action</hi> gar viel<lb/> Edelleute vom Land her/ und weil es ohne dem<lb/> Faßnacht war/ bekamen wir ziemlich viel <hi rendition="#aq">Spe-<lb/> ctatores</hi> ſo wol von der Naͤhe als von der Fer-<lb/> ne. Der Student hatte die Comoͤdie gar artig<lb/> eingerichtet/ dann er verhoͤrte und exercirte alle<lb/> Stund einen Bauern auf dem <hi rendition="#aq">Theatro</hi> alſo/<lb/> daß einer mit dem andeꝛn nicht gepꝛobirt ward<lb/> ſondern ſeine Sach allein hermachen muſte.</p><lb/> <p>Hoͤrſtu Baur/ ſagte der Student zu demjeni-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0200]
Kurzweiliger
Dorfe agiren/ ſo ſehr ſie ſich auch dawider ſper-
ren wuͤrden. Die Edelfrau lachte uͤber unſerm
Beginnen/ daß man ihr alle Zaͤhne ſehen konte/
ließ auch duꝛch den Dorf-Schergen alle Baurn/
die leſen konten/ ſamt den Knechten und Jungen
auf das Schloß beruffen/ darunter ſuchten wir
die baͤſten und tauglichſten heraus/ und gaben
iedem ſeine Perſon/ daß ſie aufs wẽnigſte inner-
halb 14. Tagen gewiß und perfect auswendig
lernten. Die Baurn ſchmutzten darzu wie uͤber
einen Kaͤſe-Kuchen/ und der Student verſprach
ihnen im Namen der Edelfꝛau 8 Batzen von der
Winkel-Steur zu ſchenken und nachzulaſſen/ ſo
ſie fleißig lernen wuͤrden. Dermaßen gienge ie-
der mit ſeinem Parte heim/ uñ wir ließen einen
Mahler holen/ der muſte uns das Theatrum
aufrichten und mahlen helffen/ ſo gut es in der
Eil ſeyn konte.
Die Perſonen des Spiels belieffen ſich etwan
an der Zahl auf 20/ und der Student hatte ſich
die allerungeſchickſten ausgeſucht/ damit wir
eine groͤßere Luſt davon genießen moͤchten. Die
Edelfrau verſchriebe zu dieſer Action gar viel
Edelleute vom Land her/ und weil es ohne dem
Faßnacht war/ bekamen wir ziemlich viel Spe-
ctatores ſo wol von der Naͤhe als von der Fer-
ne. Der Student hatte die Comoͤdie gar artig
eingerichtet/ dann er verhoͤrte und exercirte alle
Stund einen Bauern auf dem Theatro alſo/
daß einer mit dem andeꝛn nicht gepꝛobirt ward
ſondern ſeine Sach allein hermachen muſte.
Hoͤrſtu Baur/ ſagte der Student zu demjeni-
gen/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/200 |
Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/200>, abgerufen am 08.07.2024. |