[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger Jäger schon fort/ deßwegen wariete ichbis es folgend Tag wurde/ alsdann stunde ich auf/ kleidete mich an/ und gienge in das Zimmer/ darinnen wir den vorigen Abend gespeiset hatten. Es wartete schon ein Mägdlein in demsel- ben/ welches mich zu ihrer Edelfrauen gehen hieß. Als ich dort erschienen/ wünschte sie mir einen guten Morgen/ und fragte/ wie ich bey dem Jäger ge- schlaffen/ und was mir geträumet hät- te. Gestrenge Frau/ sagte ich/ es trau- mete mir nichts sonderliches/ auser dem daß mich gedunkte/ ich wäre in einem ganz unbekantem Wald in einen Brund gefallen/ aus welchem mich ein Weibs- Bild/ so ein Jäger-Horn angehänget hatte/ heraus zoge/ mit dieser legte ich mich in einen nächst-gelegenen Straus/ und dort wolte sie mich mit Gewalt überreden/ die Minerva wäre Actaeon, in diesem disputat erwachte ich/ dann ich habe gar geringen Schlaff/ und werde fast von einer ieden lauffenden Mauß erwecket. Die Edelfrau lachte/ hieße mich meine laute nehmen und ein Lied schlagen/ aber ich sagte/ daß ich vom Schlaff
Kurzweiliger Jaͤger ſchon fort/ deßwegen wariete ichbis es folgend Tag wurde/ alsdann ſtunde ich auf/ kleidete mich an/ und gienge in das Zim̃er/ darinnen wir den vorigen Abend geſpeiſet hatten. Es wartete ſchon ein Maͤgdlein in demſel- ben/ welches mich zu ihrer Edelfrauen gehen hieß. Als ich dort erſchienen/ wuͤnſchte ſie mir einen guten Morgen/ und fragte/ wie ich bey dem Jaͤger ge- ſchlaffen/ und was mir getraͤumet haͤt- te. Geſtrenge Frau/ ſagte ich/ es trau- mete mir nichts ſonderliches/ auſer dem daß mich gedunkte/ ich waͤre in einem ganz unbekantem Wald in einen Bruñ gefallen/ aus welchem mich ein Weibs- Bild/ ſo ein Jaͤger-Horn angehaͤnget hatte/ heraus zoge/ mit dieſer legte ich mich in einen naͤchſt-gelegenen Stꝛaus/ und dort wolte ſie mich mit Gewalt uͤberreden/ die Minerva waͤre Actæon, in dieſem diſputat erwachte ich/ dañ ich habe gar geringen Schlaff/ und werde faſt von einer ieden lauffenden Mauß erwecket. Die Edelfrau lachte/ hieße mich meine laute nehmen und ein Lied ſchlagen/ aber ich ſagte/ daß ich vom Schlaff
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Kurzweiliger
Jaͤger ſchon fort/ deßwegen wariete ich
bis es folgend Tag wurde/ alsdann
ſtunde ich auf/ kleidete mich an/ und
gienge in das Zim̃er/ darinnen wir den
vorigen Abend geſpeiſet hatten. Es
wartete ſchon ein Maͤgdlein in demſel-
ben/ welches mich zu ihrer Edelfrauen
gehen hieß. Als ich dort erſchienen/
wuͤnſchte ſie mir einen guten Morgen/
und fragte/ wie ich bey dem Jaͤger ge-
ſchlaffen/ und was mir getraͤumet haͤt-
te. Geſtrenge Frau/ ſagte ich/ es trau-
mete mir nichts ſonderliches/ auſer dem
daß mich gedunkte/ ich waͤre in einem
ganz unbekantem Wald in einen Bruñ
gefallen/ aus welchem mich ein Weibs-
Bild/ ſo ein Jaͤger-Horn angehaͤnget
hatte/ heraus zoge/ mit dieſer legte ich
mich in einen naͤchſt-gelegenen Stꝛaus/
und dort wolte ſie mich mit Gewalt
uͤberreden/ die Minerva waͤre Actæon,
in dieſem diſputat erwachte ich/ dañ ich
habe gar geringen Schlaff/ und werde
faſt von einer ieden lauffenden Mauß
erwecket. Die Edelfrau lachte/ hieße
mich meine laute nehmen und ein Lied
ſchlagen/ aber ich ſagte/ daß ich vom
Schlaff
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Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/176>, abgerufen am 31.07.2024. |