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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.
gar nichts zu bedeuten haben/ weil
er gleichwie ich ein Manns-Bild wä-
re; dergestalten brachte er mich aus
der Bad-Wanne/ und führte mmich mit
sich zu Tische/ wir aßen ganz alleine/ und
mich verwunderte/ daß die Frau den
Hof-Jäger so überaus gut tractiren
ließe/ weil ich auch ziemlich vom Hun-
ger eingenommen ward/ griffe ich
wacker zu/ und wann wir tranken/ ge-
schahe es allezeit auf Gesundheit der
Edelfrauen. Nach dem Essen sagte er
mir/ wie ihm seine Edelfrau befohlen/
mich hinführo bey sich schlaffen zu las-
sen/ und mir das Weid-Wesen zu ler-
nen/ dieses nahm ich vor ein sonderli-
ches Geschicke an/ dann die Warheit zu
[b]ekennen/ habe ich all mein Leb-Tag zu
keiner Sache ein größeres Verlangen
getragen/ derohalben sagte ich ihme wol
[t]ausendfältigen Dank/ und hiemit gien-
gen wir zu Bette.

Er hatte ein über die Maßen schöne
Schlaff-Kammer/ und ich dachte/ wo ich
auch einmal ein so glüklicher Jäger wür-
de/ meine Arbeit därfte nrcht vergebens
angewendet seyn. Solcher gestalt zogen

wir
H

Hiſtorie III. Buch.
gar nichts zu bedeuten haben/ weil
er gleichwie ich ein Manns-Bild waͤ-
re; dergeſtalten brachte er mich aus
der Bad-Wanne/ und fuͤhrte m̃ich mit
ſich zu Tiſche/ wir aßen ganz alleine/ und
mich verwunderte/ daß die Frau den
Hof-Jaͤger ſo uͤberaus gut tractiren
ließe/ weil ich auch ziemlich vom Hun-
ger eingenommen ward/ griffe ich
wacker zu/ und wann wir tranken/ ge-
ſchahe es allezeit auf Geſundheit der
Edelfrauen. Nach dem Eſſen ſagte er
mir/ wie ihm ſeine Edelfrau befohlen/
mich hinfuͤhro bey ſich ſchlaffen zu laſ-
ſen/ und mir das Weid-Weſen zu ler-
nen/ dieſes nahm ich vor ein ſonderli-
ches Geſchicke an/ dann die Warheit zu
[b]ekennen/ habe ich all mein Leb-Tag zu
keiner Sache ein groͤßeres Verlangen
getꝛagen/ derohalben ſagte ich ihme wol
[t]auſendfaͤltigen Dank/ und hiemit gien-
gen wir zu Bette.

Er hatte ein uͤber die Maßen ſchoͤne
Schlaff-Kam̃er/ und ich dachte/ wo ich
auch einmal ein ſo gluͤklicheꝛ Jaͤgeꝛ wuͤr-
de/ meine Arbeit daͤrfte nꝛcht vergebens
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[165/0173] Hiſtorie III. Buch. gar nichts zu bedeuten haben/ weil er gleichwie ich ein Manns-Bild waͤ- re; dergeſtalten brachte er mich aus der Bad-Wanne/ und fuͤhrte m̃ich mit ſich zu Tiſche/ wir aßen ganz alleine/ und mich verwunderte/ daß die Frau den Hof-Jaͤger ſo uͤberaus gut tractiren ließe/ weil ich auch ziemlich vom Hun- ger eingenommen ward/ griffe ich wacker zu/ und wann wir tranken/ ge- ſchahe es allezeit auf Geſundheit der Edelfrauen. Nach dem Eſſen ſagte er mir/ wie ihm ſeine Edelfrau befohlen/ mich hinfuͤhro bey ſich ſchlaffen zu laſ- ſen/ und mir das Weid-Weſen zu ler- nen/ dieſes nahm ich vor ein ſonderli- ches Geſchicke an/ dann die Warheit zu bekennen/ habe ich all mein Leb-Tag zu keiner Sache ein groͤßeres Verlangen getꝛagen/ derohalben ſagte ich ihme wol tauſendfaͤltigen Dank/ und hiemit gien- gen wir zu Bette. Er hatte ein uͤber die Maßen ſchoͤne Schlaff-Kam̃er/ und ich dachte/ wo ich auch einmal ein ſo gluͤklicheꝛ Jaͤgeꝛ wuͤr- de/ meine Arbeit daͤrfte nꝛcht vergebens angewendet ſeyn. Solcher geſtalt zogen wir H

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/173>, abgerufen am 28.04.2024.