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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie VI. Buch.
dig ich auch bekleidet war. Sie frag-
te mich um meinen Namen und Condi-
tion,
und als ich erzehlet/ wie miserabl
ich mein Leben durch sieben Jahr unter
den Zigeunern zugebracht/ verwunder-
te sie sich ausdermaßen/ gabe mir die
Hand/ und hieße ihre Kammer-Magd
daß sie mich mit sich nehmen und sauber
baden solte.

Jch wurde von dieser Magd bis
aufs Hemde ausgezogen/ und weil sol-
ches sehr viel Löcher hatte/ sprange ich
hinter eine Bett-Statt. Die Magd
aber riße mich mit beyden Händen her-
vor/ und wir sprangen so lange mit ein-
ander in der Stuben herum/ bis sie
mir das Hemd vom Leibe gerißen/ und
also Mutter-nackigt vor sich stehen sa-
he. Jch hab mich all mein Lebtag nicht
so sehr geschämet/ daher könt ihr leicht-
[l]ich gedänken/ wie fix ich in die Bad-
Wanne gesprungen. Aber die Magd
[l]achte mich noch aus darzu/ und triebe
[i]hr Gespötte der Gestalten/ daß ich mich
[t]ausendmal auser des Schloßes ge-
wünschet. Sie gienge darauf aus
dem Zimmer/ und schloße solches sehr
[f]este zu.

Jch wu-

Hiſtorie VI. Buch.
dig ich auch bekleidet war. Sie frag-
te mich um meinen Namen und Condi-
tion,
und als ich erzehlet/ wie miſerabl
ich mein Leben durch ſieben Jahr unter
den Zigeunern zugebracht/ verwunder-
te ſie ſich ausdermaßen/ gabe mir die
Hand/ und hieße ihre Kammer-Magd
daß ſie mich mit ſich nehmen und ſauber
baden ſolte.

Jch wurde von dieſer Magd bis
aufs Hemde ausgezogen/ und weil ſol-
ches ſehr viel Loͤcher hatte/ ſprange ich
hinter eine Bett-Statt. Die Magd
aber riße mich mit beyden Haͤnden her-
vor/ und wir ſprangen ſo lange mit ein-
ander in der Stuben herum/ bis ſie
mir das Hemd vom Leibe gerißen/ und
alſo Mutter-nackigt vor ſich ſtehen ſa-
he. Jch hab mich all mein Lebtag nicht
ſo ſehr geſchaͤmet/ daher koͤnt ihr leicht-
[l]ich gedaͤnken/ wie fix ich in die Bad-
Wanne geſprungen. Aber die Magd
[l]achte mich noch aus darzu/ und triebe
[i]hr Geſpoͤtte der Geſtalten/ daß ich mich
[t]auſendmal auſer des Schloßes ge-
wuͤnſchet. Sie gienge darauf aus
dem Zimmer/ und ſchloße ſolches ſehr
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[163/0171] Hiſtorie VI. Buch. dig ich auch bekleidet war. Sie frag- te mich um meinen Namen und Condi- tion, und als ich erzehlet/ wie miſerabl ich mein Leben durch ſieben Jahr unter den Zigeunern zugebracht/ verwunder- te ſie ſich ausdermaßen/ gabe mir die Hand/ und hieße ihre Kammer-Magd daß ſie mich mit ſich nehmen und ſauber baden ſolte. Jch wurde von dieſer Magd bis aufs Hemde ausgezogen/ und weil ſol- ches ſehr viel Loͤcher hatte/ ſprange ich hinter eine Bett-Statt. Die Magd aber riße mich mit beyden Haͤnden her- vor/ und wir ſprangen ſo lange mit ein- ander in der Stuben herum/ bis ſie mir das Hemd vom Leibe gerißen/ und alſo Mutter-nackigt vor ſich ſtehen ſa- he. Jch hab mich all mein Lebtag nicht ſo ſehr geſchaͤmet/ daher koͤnt ihr leicht- lich gedaͤnken/ wie fix ich in die Bad- Wanne geſprungen. Aber die Magd lachte mich noch aus darzu/ und triebe ihr Geſpoͤtte der Geſtalten/ daß ich mich tauſendmal auſer des Schloßes ge- wuͤnſchet. Sie gienge darauf aus dem Zimmer/ und ſchloße ſolches ſehr feſte zu. Jch wu-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/171>, abgerufen am 28.04.2024.