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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.
muste. Er hatte Niemand dann sei-
nen Knecht bey sich/ und ich schoße ihn
hinterrücks mit einer Musqueten/ daß
er über das Pferd abstürzte. Der
Knecht entkam mir/ weil ich nicht mehr
zu schießen hatte/ aber mit meinem De-
gen hab ich ihn ziemlich zerfetzet und zer-
hauen. Jch gabe die Flucht/ aber die
Liebe/ so ich zu seiner Frauen truge/ lies-
se mich nicht gar weit aus dem Lande
ziehen/ deßwegen hatte die Obrigkeit
keine sonderliche Mühe/ mich zu erha-
schen/ weil ich/ als ein Pfaff verkleidet/
mich unterstanden in ihr Haus zu ge-
hen. Daselbsten machte ich mich ihr
offenbar/ und sie ließe mich auf freyem
Fuße haschen/ und von der Zeit an bin
ich hieher in das Ober-Gericht gelie-
fert/ und an diese Fäßel geschloßen
worden/ und morgen wird man mit
mir verfahren/ wie ichs schon lang ver-
dienet.

Wir verwunderten uns über die
wunderliche Geschicht seines so bösen
und Lasterhaften Lebens/ und verstun-
den gar ausführlich/ daß dieser gottlo-
se und liederliche Mensch eben derjeni-

ge seye/
G vj

Hiſtorie III. Buch.
muſte. Er hatte Niemand dann ſei-
nen Knecht bey ſich/ und ich ſchoße ihn
hinterruͤcks mit einer Muſqueten/ daß
er uͤber das Pferd abſtuͤrzte. Der
Knecht entkam mir/ weil ich nicht mehr
zu ſchießen hatte/ aber mit meinem De-
gen hab ich ihn ziemlich zerfetzet und zer-
hauen. Jch gabe die Flucht/ aber die
Liebe/ ſo ich zu ſeiner Frauen truge/ lieſ-
ſe mich nicht gar weit aus dem Lande
ziehen/ deßwegen hatte die Obrigkeit
keine ſonderliche Muͤhe/ mich zu erha-
ſchen/ weil ich/ als ein Pfaff verkleidet/
mich unterſtanden in ihr Haus zu ge-
hen. Daſelbſten machte ich mich ihr
offenbar/ und ſie ließe mich auf freyem
Fuße haſchen/ und von der Zeit an bin
ich hieher in das Ober-Gericht gelie-
fert/ und an dieſe Faͤßel geſchloßen
worden/ und morgen wird man mit
mir verfahren/ wie ichs ſchon lang ver-
dienet.

Wir verwunderten uns uͤber die
wunderliche Geſchicht ſeines ſo boͤſen
und Laſterhaften Lebens/ und verſtun-
den gar ausfuͤhrlich/ daß dieſer gottlo-
ſe und liederliche Menſch eben derjeni-

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[151/0159] Hiſtorie III. Buch. muſte. Er hatte Niemand dann ſei- nen Knecht bey ſich/ und ich ſchoße ihn hinterruͤcks mit einer Muſqueten/ daß er uͤber das Pferd abſtuͤrzte. Der Knecht entkam mir/ weil ich nicht mehr zu ſchießen hatte/ aber mit meinem De- gen hab ich ihn ziemlich zerfetzet und zer- hauen. Jch gabe die Flucht/ aber die Liebe/ ſo ich zu ſeiner Frauen truge/ lieſ- ſe mich nicht gar weit aus dem Lande ziehen/ deßwegen hatte die Obrigkeit keine ſonderliche Muͤhe/ mich zu erha- ſchen/ weil ich/ als ein Pfaff verkleidet/ mich unterſtanden in ihr Haus zu ge- hen. Daſelbſten machte ich mich ihr offenbar/ und ſie ließe mich auf freyem Fuße haſchen/ und von der Zeit an bin ich hieher in das Ober-Gericht gelie- fert/ und an dieſe Faͤßel geſchloßen worden/ und morgen wird man mit mir verfahren/ wie ichs ſchon lang ver- dienet. Wir verwunderten uns uͤber die wunderliche Geſchicht ſeines ſo boͤſen und Laſterhaften Lebens/ und verſtun- den gar ausfuͤhrlich/ daß dieſer gottlo- ſe und liederliche Menſch eben derjeni- ge ſeye/ G vj

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/159>, abgerufen am 27.04.2024.