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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
Jch hatte wenig Mittel mehr übrig/
dahero bestahl ich einen beyligenden
Ritter-Sitz/ und raubete daselbst der
Wittibe alle ihre Kleynodien/ Ketten/
und Silber-Geschmeide bey Wurzel und
Stängel hinweg/ dann ich hatte mich
gleich einem Berg-Mann verkappet/
und war resolvirt/ demjenigen/ so mir
entgegen kommen würde/ mit einem
Terzerol in die rampanie zu brennen.
Mit diesem Geld konte ich meinen neu-
en Hofmeister-Stand trefflich prächtig
halten; machte mir also durch dieses
Mittel gute Gelegenheit/ an die junge
Edelfrau zu kommen/ aber ich getraute
mir ihr keines Weges meine Meynung
zu verstehen zu geben/ weil ich niemaln
höflicher umgangen/ als wann ich mit
Frauenzimmer zu thun hatte. Aber
nach lang gehabter Mühe und Herum-
schweissung machte ich mir die Einbil-
dung/ daß ich ihr wenig genießen wür-
de/ entschloße mich derowegen/ den
Herrn ums Leben zubringen/ paßete
dahero auf der Straße unter dem
Busch auf/ weil er daselbst seine Ge-
schäfte zu perrichten/ vorüber reisen

muste.

Kurzweiliger
Jch hatte wenig Mittel mehr uͤbrig/
dahero beſtahl ich einen beyligenden
Ritter-Sitz/ und raubete daſelbſt der
Wittibe alle ihre Kleynodien/ Ketten/
und Silber-Geſchmeide bey Wuꝛzel uñ
Staͤngel hinweg/ dann ich hatte mich
gleich einem Berg-Mann verkappet/
und war reſolvirt/ demjenigen/ ſo mir
entgegen kommen wuͤrde/ mit einem
Terzerol in die rampanie zu brennen.
Mit dieſem Geld konte ich meinen neu-
en Hofmeiſter-Stand trefflich praͤchtig
halten; machte mir alſo durch dieſes
Mittel gute Gelegenheit/ an die junge
Edelfrau zu kommen/ aber ich getraute
mir ihr keines Weges meine Meynung
zu verſtehen zu geben/ weil ich niemaln
hoͤflicher umgangen/ als wann ich mit
Frauenzimmer zu thun hatte. Aber
nach lang gehabter Muͤhe und Herum-
ſchweiſſung machte ich mir die Einbil-
dung/ daß ich ihr wenig genießen wuͤr-
de/ entſchloße mich derowegen/ den
Herꝛn ums Leben zubringen/ paßete
dahero auf der Straße unter dem
Buſch auf/ weil er daſelbſt ſeine Ge-
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[150/0158] Kurzweiliger Jch hatte wenig Mittel mehr uͤbrig/ dahero beſtahl ich einen beyligenden Ritter-Sitz/ und raubete daſelbſt der Wittibe alle ihre Kleynodien/ Ketten/ und Silber-Geſchmeide bey Wuꝛzel uñ Staͤngel hinweg/ dann ich hatte mich gleich einem Berg-Mann verkappet/ und war reſolvirt/ demjenigen/ ſo mir entgegen kommen wuͤrde/ mit einem Terzerol in die rampanie zu brennen. Mit dieſem Geld konte ich meinen neu- en Hofmeiſter-Stand trefflich praͤchtig halten; machte mir alſo durch dieſes Mittel gute Gelegenheit/ an die junge Edelfrau zu kommen/ aber ich getraute mir ihr keines Weges meine Meynung zu verſtehen zu geben/ weil ich niemaln hoͤflicher umgangen/ als wann ich mit Frauenzimmer zu thun hatte. Aber nach lang gehabter Muͤhe und Herum- ſchweiſſung machte ich mir die Einbil- dung/ daß ich ihr wenig genießen wuͤr- de/ entſchloße mich derowegen/ den Herꝛn ums Leben zubringen/ paßete dahero auf der Straße unter dem Buſch auf/ weil er daſelbſt ſeine Ge- ſchaͤfte zu perrichten/ voruͤber reiſen muſte.

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/158>, abgerufen am 28.04.2024.