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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.
Closter gienge/ unter dem Schein Bus-
se zu thun. Jch bestahl aber daselbst
die Praelatur samt der Kirche/ und
schwamme in der Nacht über ein tieffes
Wasser/ zoge auch das gestohlene
Zeug alles an einer Schnure nach mir/
und verpartierte da ein Stück/ und
dort wieder ein Stück. Es war fast
keine Provinz in ganz Teutschland und
Frankreich übrig/ die ich nicht durch-
loffen hatte/ derowegen durfte ich mich
an vielen Orten nicht mehr sehen las-
sen/ weil ich allenthalben gar zu bekant
war. Jch kame endlich zu zweyen
Frey-Herrn auf ein vortreffliches
Schloß/ mit diesem reisete ich/ als
ein Hof-Meister in die Länder/ und
verleitete sie zu allen Mißhandlungen
und Untugenden. Sie brachten
nichts mit sich zurück/ als die Kunst zu
fräßen/ sauffen/ huren und spielen/ und
dannoch glaubten ihre Eltern/ ich hät-
te meine Sache gar stattlich ausgerich-
tet/ und recommendirten mich dannen-
hero auf ein ander Schloß/ zu einem
wackern vom Adel/ der hatte eine aus
der Maßen qualificirte und schöne Frau.

Jch
G v

Hiſtorie III. Buch.
Cloſter gienge/ unter dem Schein Buſ-
ſe zu thun. Jch beſtahl aber daſelbſt
die Prælatur ſamt der Kirche/ und
ſchwamme in der Nacht uͤber ein tieffes
Waſſer/ zoge auch das geſtohlene
Zeug alles an einer Schnure nach mir/
und verpartierte da ein Stuͤck/ und
dort wieder ein Stuͤck. Es war faſt
keine Provinz in ganz Teutſchland und
Frankreich uͤbrig/ die ich nicht durch-
loffen hatte/ derowegen durfte ich mich
an vielen Orten nicht mehr ſehen laſ-
ſen/ weil ich allenthalben gar zu bekant
war. Jch kame endlich zu zweyen
Frey-Herꝛn auf ein vortreffliches
Schloß/ mit dieſem reiſete ich/ als
ein Hof-Meiſter in die Laͤnder/ und
verleitete ſie zu allen Mißhandlungen
und Untugenden. Sie brachten
nichts mit ſich zuruͤck/ als die Kunſt zu
fraͤßen/ ſauffen/ huren und ſpielen/ und
dannoch glaubten ihre Eltern/ ich haͤt-
te meine Sache gar ſtattlich ausgerich-
tet/ und recommendirten mich dañen-
hero auf ein ander Schloß/ zu einem
wackern vom Adel/ der hatte eine aus
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[149/0157] Hiſtorie III. Buch. Cloſter gienge/ unter dem Schein Buſ- ſe zu thun. Jch beſtahl aber daſelbſt die Prælatur ſamt der Kirche/ und ſchwamme in der Nacht uͤber ein tieffes Waſſer/ zoge auch das geſtohlene Zeug alles an einer Schnure nach mir/ und verpartierte da ein Stuͤck/ und dort wieder ein Stuͤck. Es war faſt keine Provinz in ganz Teutſchland und Frankreich uͤbrig/ die ich nicht durch- loffen hatte/ derowegen durfte ich mich an vielen Orten nicht mehr ſehen laſ- ſen/ weil ich allenthalben gar zu bekant war. Jch kame endlich zu zweyen Frey-Herꝛn auf ein vortreffliches Schloß/ mit dieſem reiſete ich/ als ein Hof-Meiſter in die Laͤnder/ und verleitete ſie zu allen Mißhandlungen und Untugenden. Sie brachten nichts mit ſich zuruͤck/ als die Kunſt zu fraͤßen/ ſauffen/ huren und ſpielen/ und dannoch glaubten ihre Eltern/ ich haͤt- te meine Sache gar ſtattlich ausgerich- tet/ und recommendirten mich dañen- hero auf ein ander Schloß/ zu einem wackern vom Adel/ der hatte eine aus der Maßen qualificirte uñ ſchoͤne Frau. Jch G v

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/157>, abgerufen am 28.04.2024.