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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
unserer großen Laster gabe man uns
den Staup-Besen/ und ließe uns da-
mit lauffen.

Diese Straffe dienete uns nicht
zur Bäßerung/ sondern war vielmehr
eine Ursache die wir uns selbsten zum
Mißbrauch wiedmeten/ indeme fast
kein Tag vorüber gestrichen/ da wir
nicht öffentliche Straßen-Raube be-
gangen. Der Pistol-Hulfter wurde
in einem Korn-Felde erwischet/ als er
eine Magd noht-zwingen wolte/ und
deßwegen hiebe man ihm nur eine
Hand ab/ und brante ihm ein großes
Mal an die Stirn. Dieses Zeichen
machte uns eine Vorbedeutung unsers
zukünftigen Ubels. Man forschte uns
allenthalben nach/ aber ich entlieff von
beyden/ gar einen weiten Weg/ bis
ich mich in einer Stadt vor einen
Sprach-Meister gebrauchen liesse.
Daselbsten nun schlieffe ich bey einer
Schneiders-Tochter/ und muste sie
wider meinen Willen zum Weibe ha-
ben/ aber ich vergabe ihr gar bald mit
Gift/ und lieffe wider meinen Weg/
daß es taugte/ bis ich endlich in ein

Closter

Kurzweiliger
unſerer großen Laſter gabe man uns
den Staup-Beſen/ und ließe uns da-
mit lauffen.

Dieſe Straffe dienete uns nicht
zur Baͤßerung/ ſondern war vielmehr
eine Urſache die wir uns ſelbſten zum
Mißbrauch wiedmeten/ indeme faſt
kein Tag voruͤber geſtrichen/ da wir
nicht oͤffentliche Straßen-Raube be-
gangen. Der Piſtol-Hulfter wurde
in einem Korn-Felde erwiſchet/ als er
eine Magd noht-zwingen wolte/ und
deßwegen hiebe man ihm nur eine
Hand ab/ und brante ihm ein großes
Mal an die Stirn. Dieſes Zeichen
machte uns eine Vorbedeutung unſers
zukuͤnftigen Ubels. Man forſchte uns
allenthalben nach/ aber ich entlieff von
beyden/ gar einen weiten Weg/ bis
ich mich in einer Stadt vor einen
Sprach-Meiſter gebrauchen lieſſe.
Daſelbſten nun ſchlieffe ich bey einer
Schneiders-Tochter/ und muſte ſie
wider meinen Willen zum Weibe ha-
ben/ aber ich vergabe ihr gar bald mit
Gift/ und lieffe wider meinen Weg/
daß es taugte/ bis ich endlich in ein

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[148/0156] Kurzweiliger unſerer großen Laſter gabe man uns den Staup-Beſen/ und ließe uns da- mit lauffen. Dieſe Straffe dienete uns nicht zur Baͤßerung/ ſondern war vielmehr eine Urſache die wir uns ſelbſten zum Mißbrauch wiedmeten/ indeme faſt kein Tag voruͤber geſtrichen/ da wir nicht oͤffentliche Straßen-Raube be- gangen. Der Piſtol-Hulfter wurde in einem Korn-Felde erwiſchet/ als er eine Magd noht-zwingen wolte/ und deßwegen hiebe man ihm nur eine Hand ab/ und brante ihm ein großes Mal an die Stirn. Dieſes Zeichen machte uns eine Vorbedeutung unſers zukuͤnftigen Ubels. Man forſchte uns allenthalben nach/ aber ich entlieff von beyden/ gar einen weiten Weg/ bis ich mich in einer Stadt vor einen Sprach-Meiſter gebrauchen lieſſe. Daſelbſten nun ſchlieffe ich bey einer Schneiders-Tochter/ und muſte ſie wider meinen Willen zum Weibe ha- ben/ aber ich vergabe ihr gar bald mit Gift/ und lieffe wider meinen Weg/ daß es taugte/ bis ich endlich in ein Cloſter

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/156>, abgerufen am 27.04.2024.