Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie I. Buch.
triebe/ und zu Ende deßen in unserm
Dorf seinen Ziegel-Stadel aufgerich-
tet/ aber seine Arbeiter bezahlete er wie
Herodes den Johannem, denn er gabe
ihnen nicht allein keinen Heller Geldes/
sondern wann sie was forderten/ prü-
gelte er sie mit dem Spanischen Rohr
über den Buckel/ und wann es ledige
Pursch war/ jagte er sie wol gar davon/
bis endlich das Dorf ganz aufsätzig
war/ und ihm in einer Nacht der Sta-
del bis auf den Grund abgebrannt wur-
de. Dergestalten kame er zu einem
Schaden von tausend Thalern/ wel-
chen er doch mit zwanzig Gülden hätte
verhüten können.

Von der Zeit an wurde mein Va-
ter gezwungen seine Nahrung anders
zu suchen/ und dahero gienge er stätigs
aufs Holz-schneiden in der Revier her-
um/ er kame gemeiniglich über den
Tag nach Haus/ und weil ich wuste/
daß er selten ohne Semmel/ Kuchen oder
sonst mit einem Stück Essen zu uns ge-
langete/ sahe ich immer auf den Weg/
da er herkommen muste/ weil wir au-
ser diesem Proviant in unserm Haus

schlech
A v

Hiſtorie I. Buch.
triebe/ und zu Ende deßen in unſerm
Dorf ſeinen Ziegel-Stadel aufgerich-
tet/ aber ſeine Arbeiter bezahlete er wie
Herodes den Johannem, denn er gabe
ihnen nicht allein keinen Heller Geldes/
ſondern wann ſie was forderten/ pruͤ-
gelte er ſie mit dem Spaniſchen Rohr
uͤber den Buckel/ und wann es ledige
Purſch war/ jagte er ſie wol gar davon/
bis endlich das Dorf ganz aufſaͤtzig
war/ und ihm in einer Nacht der Sta-
del bis auf den Grund abgebrañt wur-
de. Dergeſtalten kame er zu einem
Schaden von tauſend Thalern/ wel-
chen er doch mit zwanzig Guͤlden haͤtte
verhuͤten koͤnnen.

Von der Zeit an wurde mein Va-
ter gezwungen ſeine Nahrung anders
zu ſuchen/ und dahero gienge er ſtaͤtigs
aufs Holz-ſchneiden in der Revier her-
um/ er kame gemeiniglich uͤber den
Tag nach Haus/ und weil ich wuſte/
daß er ſelten ohne Sem̃el/ Kuchen oder
ſonſt mit einem Stuͤck Eſſen zu uns ge-
langete/ ſahe ich immer auf den Weg/
da er herkommen muſte/ weil wir au-
ſer dieſem Proviant in unſerm Haus

ſchlech
A v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#b">Buch.</hi></fw><lb/>
triebe/ und zu Ende deßen in un&#x017F;erm<lb/>
Dorf &#x017F;einen Ziegel-Stadel aufgerich-<lb/>
tet/ aber &#x017F;eine Arbeiter bezahlete er wie<lb/><hi rendition="#aq">Herodes</hi> den <hi rendition="#aq">Johannem,</hi> denn er gabe<lb/>
ihnen nicht allein keinen Heller Geldes/<lb/>
&#x017F;ondern wann &#x017F;ie was forderten/ pru&#x0364;-<lb/>
gelte er &#x017F;ie mit dem Spani&#x017F;chen Rohr<lb/>
u&#x0364;ber den Buckel/ und wann es ledige<lb/>
Pur&#x017F;ch war/ jagte er &#x017F;ie wol gar davon/<lb/>
bis endlich das Dorf ganz auf&#x017F;a&#x0364;tzig<lb/>
war/ und ihm in einer Nacht der Sta-<lb/>
del bis auf den Grund abgebran&#x0303;t wur-<lb/>
de. Derge&#x017F;talten kame er zu einem<lb/>
Schaden von tau&#x017F;end Thalern/ wel-<lb/>
chen er doch mit zwanzig Gu&#x0364;lden ha&#x0364;tte<lb/>
verhu&#x0364;ten ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Von der Zeit an wurde mein Va-<lb/>
ter gezwungen &#x017F;eine Nahrung anders<lb/>
zu &#x017F;uchen/ und dahero gienge er &#x017F;ta&#x0364;tigs<lb/>
aufs Holz-&#x017F;chneiden in der Revier her-<lb/>
um/ er kame gemeiniglich u&#x0364;ber den<lb/>
Tag nach Haus/ und weil ich wu&#x017F;te/<lb/>
daß er &#x017F;elten ohne Sem&#x0303;el/ Kuchen oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t mit einem Stu&#x0364;ck E&#x017F;&#x017F;en zu uns ge-<lb/>
langete/ &#x017F;ahe ich immer auf den Weg/<lb/>
da er herkommen mu&#x017F;te/ weil wir au-<lb/>
&#x017F;er die&#x017F;em Proviant in un&#x017F;erm Haus<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A v</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlech</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0013] Hiſtorie I. Buch. triebe/ und zu Ende deßen in unſerm Dorf ſeinen Ziegel-Stadel aufgerich- tet/ aber ſeine Arbeiter bezahlete er wie Herodes den Johannem, denn er gabe ihnen nicht allein keinen Heller Geldes/ ſondern wann ſie was forderten/ pruͤ- gelte er ſie mit dem Spaniſchen Rohr uͤber den Buckel/ und wann es ledige Purſch war/ jagte er ſie wol gar davon/ bis endlich das Dorf ganz aufſaͤtzig war/ und ihm in einer Nacht der Sta- del bis auf den Grund abgebrañt wur- de. Dergeſtalten kame er zu einem Schaden von tauſend Thalern/ wel- chen er doch mit zwanzig Guͤlden haͤtte verhuͤten koͤnnen. Von der Zeit an wurde mein Va- ter gezwungen ſeine Nahrung anders zu ſuchen/ und dahero gienge er ſtaͤtigs aufs Holz-ſchneiden in der Revier her- um/ er kame gemeiniglich uͤber den Tag nach Haus/ und weil ich wuſte/ daß er ſelten ohne Sem̃el/ Kuchen oder ſonſt mit einem Stuͤck Eſſen zu uns ge- langete/ ſahe ich immer auf den Weg/ da er herkommen muſte/ weil wir au- ſer dieſem Proviant in unſerm Haus ſchlech A v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/13
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/13>, abgerufen am 24.11.2024.