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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
ters erzogen worden. Meine Heimath
ligt in einem tieffen Thal/ und ist noch
von wenigen Fremden gesehen worden/
es sey dann daß sie verirret/ und von
der Land-Straß abgewichen/ weil
dahin nicht der geringste Land-Weg/
sondern nur ein schlechter Fuß-Steig
gehet/ der das Bernauer Thal und den
Stockinger Wald entscheidet.

Von meiner Jugend weiß ich
nichts absonderliches zu berichten/ dann/
gleichwie das Dorf/ in welchem ich ge-
boren/ ganz im Dunkeln steckte/ also
teuge sich mit den Jnwohnern deßelben
gar wenig zu/ welches würdig wäre an
das Liecht zu kommen/ zumalen die
ganze Dorfschaft etwan in acht wohn-
haften Häusern samt denen darzugehö-
rigen Stroh-Städeln bestunde. Mein
Vater war ein solcher Mann/ welcher
die Dach- und andere Ziegel zu bren-
nen pflegen/ dahero muste ich zu Hause
Laim tretten/ und die groben Steine
daraus klauben/ und dieses geschahe
fast täglich/ weil ein nächst-anligender
Edelmann mit solchen gebrannten
Steinen nicht einen geringen Wucher

triebe

Kurzweiliger
ters erzogen worden. Meine Heimath
ligt in einem tieffen Thal/ und iſt noch
von wenigen Fremden geſehen worden/
es ſey dann daß ſie verirret/ und von
der Land-Straß abgewichen/ weil
dahin nicht der geringſte Land-Weg/
ſondern nur ein ſchlechter Fuß-Steig
gehet/ der das Bernauer Thal und den
Stockinger Wald entſcheidet.

Von meiner Jugend weiß ich
nichts abſonderliches zu berichten/ dañ/
gleichwie das Dorf/ in welchem ich ge-
boren/ ganz im Dunkeln ſteckte/ alſo
teuge ſich mit den Jnwohnern deßelben
gar wenig zu/ welches wuͤrdig waͤre an
das Liecht zu kommen/ zumalen die
ganze Dorfſchaft etwan in acht wohn-
haften Haͤuſern ſamt denen darzugehoͤ-
rigen Stroh-Staͤdeln beſtunde. Mein
Vater war ein ſolcher Mann/ welcher
die Dach- und andere Ziegel zu bren-
nen pflegen/ dahero muſte ich zu Hauſe
Laim tretten/ und die groben Steine
daraus klauben/ und dieſes geſchahe
faſt taͤglich/ weil ein naͤchſt-anligender
Edelmann mit ſolchen gebrannten
Steinen nicht einen geringen Wucher

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[4/0012] Kurzweiliger ters erzogen worden. Meine Heimath ligt in einem tieffen Thal/ und iſt noch von wenigen Fremden geſehen worden/ es ſey dann daß ſie verirret/ und von der Land-Straß abgewichen/ weil dahin nicht der geringſte Land-Weg/ ſondern nur ein ſchlechter Fuß-Steig gehet/ der das Bernauer Thal und den Stockinger Wald entſcheidet. Von meiner Jugend weiß ich nichts abſonderliches zu berichten/ dañ/ gleichwie das Dorf/ in welchem ich ge- boren/ ganz im Dunkeln ſteckte/ alſo teuge ſich mit den Jnwohnern deßelben gar wenig zu/ welches wuͤrdig waͤre an das Liecht zu kommen/ zumalen die ganze Dorfſchaft etwan in acht wohn- haften Haͤuſern ſamt denen darzugehoͤ- rigen Stroh-Staͤdeln beſtunde. Mein Vater war ein ſolcher Mann/ welcher die Dach- und andere Ziegel zu bren- nen pflegen/ dahero muſte ich zu Hauſe Laim tretten/ und die groben Steine daraus klauben/ und dieſes geſchahe faſt taͤglich/ weil ein naͤchſt-anligender Edelmann mit ſolchen gebrannten Steinen nicht einen geringen Wucher triebe

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/12>, abgerufen am 28.03.2024.