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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Europaeer.
Gelde so stattlich drauff gehen lassen/
gleich als ob sie ein Capital von hundert
tausend Thalern hätten/ dadoch man-
che nicht tausend haben/ so sie nicht erbor-
get/ ist derowegen auch kein Wunder/
wenn sie hernachmals den Abschied hin-
ter der Thüre nehmen/ und zum Thore
hinaus gehen müssen. Alexander
antwortete/ es soll sich von Rechtswe-
gen keiner über seinen Stand halten/
sondern mit denselben vergnügen las-
sen/ worein ihn das Glück gesetzet/ wie-
drigen Falls nimmt es selten ein gut
Ende. Freylich/ versetzte Antonius,
solte es wohl seyn/ aber wer thut es/ die
Pracht und Hochmuth nimmt von
Tag zu Tag allhier also überhand/ daß
ich gerne ietzo über hundert Jahr möch-
te aus meinen Grabe auffstehen/ und
den Zustand meiner Nachkommen ein
wenig betrachten. Da giebt man man-
chem heut zu Tag einen gar zu schlechten

Ti-
G 7

Europæer.
Gelde ſo ſtattlich drauff gehen laſſen/
gleich als ob ſie ein Capital von hundert
tauſend Thalern haͤtten/ dadoch man-
che nicht tauſend haben/ ſo ſie nicht erbor-
get/ iſt derowegen auch kein Wunder/
wenn ſie hernachmals den Abſchied hin-
ter der Thuͤre nehmen/ und zum Thore
hinaus gehen muͤſſen. Alexander
antwortete/ es ſoll ſich von Rechtswe-
gen keiner uͤber ſeinen Stand halten/
ſondern mit denſelben vergnuͤgen laſ-
ſen/ worein ihn das Gluͤck geſetzet/ wie-
drigen Falls nimmt es ſelten ein gut
Ende. Freylich/ verſetzte Antonius,
ſolte es wohl ſeyn/ aber wer thut es/ die
Pracht und Hochmuth nimmt von
Tag zu Tag allhier alſo uͤberhand/ daß
ich gerne ietzo uͤber hundert Jahr moͤch-
te aus meinen Grabe auffſtehen/ und
den Zuſtand meiner Nachkommen ein
wenig betrachten. Da giebt man man-
chem heut zu Tag einen gar zu ſchlechten

Ti-
G 7
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[139/0161] Europæer. Gelde ſo ſtattlich drauff gehen laſſen/ gleich als ob ſie ein Capital von hundert tauſend Thalern haͤtten/ dadoch man- che nicht tauſend haben/ ſo ſie nicht erbor- get/ iſt derowegen auch kein Wunder/ wenn ſie hernachmals den Abſchied hin- ter der Thuͤre nehmen/ und zum Thore hinaus gehen muͤſſen. Alexander antwortete/ es ſoll ſich von Rechtswe- gen keiner uͤber ſeinen Stand halten/ ſondern mit denſelben vergnuͤgen laſ- ſen/ worein ihn das Gluͤck geſetzet/ wie- drigen Falls nimmt es ſelten ein gut Ende. Freylich/ verſetzte Antonius, ſolte es wohl ſeyn/ aber wer thut es/ die Pracht und Hochmuth nimmt von Tag zu Tag allhier alſo uͤberhand/ daß ich gerne ietzo uͤber hundert Jahr moͤch- te aus meinen Grabe auffſtehen/ und den Zuſtand meiner Nachkommen ein wenig betrachten. Da giebt man man- chem heut zu Tag einen gar zu ſchlechten Ti- G 7

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/161>, abgerufen am 30.04.2024.