mit Mitleyden, als mit Neid, es mehr für die Würkung einer durch große Armuth er- zwungenen Frugalität, als der Jndustrie hal- ten müssen, wenn einige unserer Nachbaren meilenweit wöchentlich zu unsern Manufactu- ren kommen, um Wolle zum Spinnen zu holen.
§. 10.
Das Garn wird entweder zur Kette, oder zum Einschlage bestimt. Kette, Zettel, Werft, Scherung, Aufzug, heißt beym Weben das- jenige Garn, welches auf dem Stuhle, so lang und so breit, als das Tuch werden soll, auf- gespannet wird, und dessen Fäden sich wech- selsweise kreuzen müssen, um einen andern Fa- den, nach der Breite des Tuchs, zwischen sich aufzunehmen. Der Einschlag, Eintrag, Webel, Faden, heißt das Garn, was in die Winkel der gekreuzten Kettenfäden eingeschla- gen wird. Die Fäden der Kette, welche beym Weben zu gleicher Zeit herauf und herunter gezogen werden, machen das Gelese oder den Sprung aus. Obergelese, Obersprung, -- Untergelese, Untersprung.
§. 11.
Um so viele Fäden parallel neben einander zu legen, als die Kette oder die Breite des Tuchs haben soll; und um diese Fäden derge-
stalt
Erſter Abſchnitt.
mit Mitleyden, als mit Neid, es mehr fuͤr die Wuͤrkung einer durch große Armuth er- zwungenen Frugalitaͤt, als der Jnduſtrie hal- ten muͤſſen, wenn einige unſerer Nachbaren meilenweit woͤchentlich zu unſern Manufactu- ren kommen, um Wolle zum Spinnen zu holen.
§. 10.
Das Garn wird entweder zur Kette, oder zum Einſchlage beſtimt. Kette, Zettel, Werft, Scherung, Aufzug, heißt beym Weben das- jenige Garn, welches auf dem Stuhle, ſo lang und ſo breit, als das Tuch werden ſoll, auf- geſpannet wird, und deſſen Faͤden ſich wech- ſelsweiſe kreuzen muͤſſen, um einen andern Fa- den, nach der Breite des Tuchs, zwiſchen ſich aufzunehmen. Der Einſchlag, Eintrag, Webel, Faden, heißt das Garn, was in die Winkel der gekreuzten Kettenfaͤden eingeſchla- gen wird. Die Faͤden der Kette, welche beym Weben zu gleicher Zeit herauf und herunter gezogen werden, machen das Geleſe oder den Sprung aus. Obergeleſe, Oberſprung, — Untergeleſe, Unterſprung.
§. 11.
Um ſo viele Faͤden parallel neben einander zu legen, als die Kette oder die Breite des Tuchs haben ſoll; und um dieſe Faͤden derge-
ſtalt
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Erſter Abſchnitt.
mit Mitleyden, als mit Neid, es mehr fuͤr
die Wuͤrkung einer durch große Armuth er-
zwungenen Frugalitaͤt, als der Jnduſtrie hal-
ten muͤſſen, wenn einige unſerer Nachbaren
meilenweit woͤchentlich zu unſern Manufactu-
ren kommen, um Wolle zum Spinnen zu
holen.
§. 10.
Das Garn wird entweder zur Kette, oder
zum Einſchlage beſtimt. Kette, Zettel, Werft,
Scherung, Aufzug, heißt beym Weben das-
jenige Garn, welches auf dem Stuhle, ſo lang
und ſo breit, als das Tuch werden ſoll, auf-
geſpannet wird, und deſſen Faͤden ſich wech-
ſelsweiſe kreuzen muͤſſen, um einen andern Fa-
den, nach der Breite des Tuchs, zwiſchen ſich
aufzunehmen. Der Einſchlag, Eintrag,
Webel, Faden, heißt das Garn, was in die
Winkel der gekreuzten Kettenfaͤden eingeſchla-
gen wird. Die Faͤden der Kette, welche beym
Weben zu gleicher Zeit herauf und herunter
gezogen werden, machen das Geleſe oder den
Sprung aus. Obergeleſe, Oberſprung, —
Untergeleſe, Unterſprung.
§. 11.
Um ſo viele Faͤden parallel neben einander
zu legen, als die Kette oder die Breite des
Tuchs haben ſoll; und um dieſe Faͤden derge-
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/72>, abgerufen am 25.11.2024.
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