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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Einleitung. §. 12.
les difficultes & a donner les phenomenes; &
c'est a la speculation a expliqner les phenome-
nes & a lever les difficultes; d'ou il s'ensuit
qu'il n'y a guere qu'un artiste sachant raison-
ner, qui puisse bien parler de son art. Diderot.
3. Jch habe es gewagt, Technologie, stat der seit
einiger Zeit üblichen Benennung Kunstgeschich-
te,
zu brauchen, die wenigstens eben so unrich-
tig, als die Benennung Naturgeschichte für
Naturkunde ist. Kunstgeschichte mag die Er-
zählung von der Erfindung, dem Fortgange
und den übrigen Schicksalen einer Kunst oder
eines Handwerks heissen; aber viel mehr ist
die Technologie, welche alle Arbeiten, ihre
Folgen und ihre Gründe vollständig, ordent-
lich und deutlich erklärt. Alt sind wenigstens
diese Wörter: tekhnologia, tekhnologeo, tekh-
nologos; aber freylich dachten die Griechen
wohl dabey nicht allemal an Handwerke, so
wenig sie unter oikonomia, politike und hun-
dert andern Wörtern, das dachten, was wir
darunter denken.
4. Ein Hauptstück der Technologie ist die richti-
ge Bestimmung der Haupt- und Nebenmate-
rialien, die ich, wenn ich sie einzeln abhan-
deln wolte, Materia technologica oder Mate-
rialkunde
nennen würde. Sie ist noch wenig
bearbeitet worden, und noch voll Lücken, die
aber eben so gut nach und nach werden ausge-
füllet werden, als sie in der Materia medica
ausgefüllet sind, seit dem sich dieser die Na-
turalisten angenommen haben. Jn dem Frey-
heitsbriefe, den die Bergwerke im Fürsten-
thum Halberstadt und der Grafschaft Rein-
stein, im Jahre 1704 den 23 Dec. erhielten,
ist Jndig noch unter die Mineralien gerechnet
worden

Einleitung. §. 12.
les difficultés & à donner les phénomenes; &
c’eſt à la ſpéculation à expliqner les phénome-
nes & à lever les difficultes; d’où il s’enſuit
qu’il n’y a guere qu’un artiſte ſachant raiſon-
ner, qui puiſſe bien parler de ſon art. Diderot.
3. Jch habe es gewagt, Technologie, ſtat der ſeit
einiger Zeit uͤblichen Benennung Kunſtgeſchich-
te,
zu brauchen, die wenigſtens eben ſo unrich-
tig, als die Benennung Naturgeſchichte fuͤr
Naturkunde iſt. Kunſtgeſchichte mag die Er-
zaͤhlung von der Erfindung, dem Fortgange
und den uͤbrigen Schickſalen einer Kunſt oder
eines Handwerks heiſſen; aber viel mehr iſt
die Technologie, welche alle Arbeiten, ihre
Folgen und ihre Gruͤnde vollſtaͤndig, ordent-
lich und deutlich erklaͤrt. Alt ſind wenigſtens
dieſe Woͤrter: τεχνολογία, τεχνολογέω, τεχ-
νολόγος; aber freylich dachten die Griechen
wohl dabey nicht allemal an Handwerke, ſo
wenig ſie unter οἰκονομία, πολιτικὴ und hun-
dert andern Woͤrtern, das dachten, was wir
darunter denken.
4. Ein Hauptſtuͤck der Technologie iſt die richti-
ge Beſtimmung der Haupt- und Nebenmate-
rialien, die ich, wenn ich ſie einzeln abhan-
deln wolte, Materia technologica oder Mate-
rialkunde
nennen wuͤrde. Sie iſt noch wenig
bearbeitet worden, und noch voll Luͤcken, die
aber eben ſo gut nach und nach werden ausge-
fuͤllet werden, als ſie in der Materia medica
ausgefuͤllet ſind, ſeit dem ſich dieſer die Na-
turaliſten angenommen haben. Jn dem Frey-
heitsbriefe, den die Bergwerke im Fuͤrſten-
thum Halberſtadt und der Grafſchaft Rein-
ſtein, im Jahre 1704 den 23 Dec. erhielten,
iſt Jndig noch unter die Mineralien gerechnet
worden
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[XVI/0040] Einleitung. §. 12. les difficultés & à donner les phénomenes; & c’eſt à la ſpéculation à expliqner les phénome- nes & à lever les difficultes; d’où il s’enſuit qu’il n’y a guere qu’un artiſte ſachant raiſon- ner, qui puiſſe bien parler de ſon art. Diderot. 3. Jch habe es gewagt, Technologie, ſtat der ſeit einiger Zeit uͤblichen Benennung Kunſtgeſchich- te, zu brauchen, die wenigſtens eben ſo unrich- tig, als die Benennung Naturgeſchichte fuͤr Naturkunde iſt. Kunſtgeſchichte mag die Er- zaͤhlung von der Erfindung, dem Fortgange und den uͤbrigen Schickſalen einer Kunſt oder eines Handwerks heiſſen; aber viel mehr iſt die Technologie, welche alle Arbeiten, ihre Folgen und ihre Gruͤnde vollſtaͤndig, ordent- lich und deutlich erklaͤrt. Alt ſind wenigſtens dieſe Woͤrter: τεχνολογία, τεχνολογέω, τεχ- νολόγος; aber freylich dachten die Griechen wohl dabey nicht allemal an Handwerke, ſo wenig ſie unter οἰκονομία, πολιτικὴ und hun- dert andern Woͤrtern, das dachten, was wir darunter denken. 4. Ein Hauptſtuͤck der Technologie iſt die richti- ge Beſtimmung der Haupt- und Nebenmate- rialien, die ich, wenn ich ſie einzeln abhan- deln wolte, Materia technologica oder Mate- rialkunde nennen wuͤrde. Sie iſt noch wenig bearbeitet worden, und noch voll Luͤcken, die aber eben ſo gut nach und nach werden ausge- fuͤllet werden, als ſie in der Materia medica ausgefuͤllet ſind, ſeit dem ſich dieſer die Na- turaliſten angenommen haben. Jn dem Frey- heitsbriefe, den die Bergwerke im Fuͤrſten- thum Halberſtadt und der Grafſchaft Rein- ſtein, im Jahre 1704 den 23 Dec. erhielten, iſt Jndig noch unter die Mineralien gerechnet worden

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/40>, abgerufen am 25.11.2024.