An einigen Orten sind einige Handwerke auf eine gewisse Anzahl Meister eingeschrenkt, andere aber nicht. Jene heissen geschlossene, diese ungeschlossene. Einige Handwerke ha- ben sich einige Städte allein vorbehalten wol- len, dahingegen andere überall sind. Jene heissen gesperrete, diese freye Handwerke.
§. 8.
Jn neuern Zeiten hat man einigen Hand- werken dadurch einen Vorrang zu geben ge- sucht, daß man sie Fabriken, oder Manu- facturen, oder Künste, genant hat. Die beyden ersten Benennungen können einem je- dem Handwerke, da, wo es im Großen ge- trieben wird, gegeben werden, doch mit dem Unterschiede, daß Fabriken Feuer und Ham- mer gebrauchen, nicht aber Manufacturen. Künste, heissen Handwerke, welche grosse natürliche Fähigkeiten, viele Nebenkentnissen verlangen, auch die, welche Juwelen, Gold und Silber verarbeiten, und nicht in Zünfte gebracht sind. Gerecht ist dieser Vorrang, aber im wissenschaftlichen Vortrage, ist man weder verpflichtet, noch fähig, ihn zu beob- achten.
1. Ei-
Einleitung. §. 7. 8.
§. 7.
An einigen Orten ſind einige Handwerke auf eine gewiſſe Anzahl Meiſter eingeſchrenkt, andere aber nicht. Jene heiſſen geſchloſſene, dieſe ungeſchloſſene. Einige Handwerke ha- ben ſich einige Staͤdte allein vorbehalten wol- len, dahingegen andere uͤberall ſind. Jene heiſſen geſperrete, dieſe freye Handwerke.
§. 8.
Jn neuern Zeiten hat man einigen Hand- werken dadurch einen Vorrang zu geben ge- ſucht, daß man ſie Fabriken, oder Manu- facturen, oder Kuͤnſte, genant hat. Die beyden erſten Benennungen koͤnnen einem je- dem Handwerke, da, wo es im Großen ge- trieben wird, gegeben werden, doch mit dem Unterſchiede, daß Fabriken Feuer und Ham- mer gebrauchen, nicht aber Manufacturen. Kuͤnſte, heiſſen Handwerke, welche groſſe natuͤrliche Faͤhigkeiten, viele Nebenkentniſſen verlangen, auch die, welche Juwelen, Gold und Silber verarbeiten, und nicht in Zuͤnfte gebracht ſind. Gerecht iſt dieſer Vorrang, aber im wiſſenſchaftlichen Vortrage, iſt man weder verpflichtet, noch faͤhig, ihn zu beob- achten.
1. Ei-
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[VIII/0032]
Einleitung. §. 7. 8.
§. 7.
An einigen Orten ſind einige Handwerke
auf eine gewiſſe Anzahl Meiſter eingeſchrenkt,
andere aber nicht. Jene heiſſen geſchloſſene,
dieſe ungeſchloſſene. Einige Handwerke ha-
ben ſich einige Staͤdte allein vorbehalten wol-
len, dahingegen andere uͤberall ſind. Jene
heiſſen geſperrete, dieſe freye Handwerke.
§. 8.
Jn neuern Zeiten hat man einigen Hand-
werken dadurch einen Vorrang zu geben ge-
ſucht, daß man ſie Fabriken, oder Manu-
facturen, oder Kuͤnſte, genant hat. Die
beyden erſten Benennungen koͤnnen einem je-
dem Handwerke, da, wo es im Großen ge-
trieben wird, gegeben werden, doch mit dem
Unterſchiede, daß Fabriken Feuer und Ham-
mer gebrauchen, nicht aber Manufacturen.
Kuͤnſte, heiſſen Handwerke, welche groſſe
natuͤrliche Faͤhigkeiten, viele Nebenkentniſſen
verlangen, auch die, welche Juwelen, Gold
und Silber verarbeiten, und nicht in Zuͤnfte
gebracht ſind. Gerecht iſt dieſer Vorrang,
aber im wiſſenſchaftlichen Vortrage, iſt man
weder verpflichtet, noch faͤhig, ihn zu beob-
achten.
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/32>, abgerufen am 22.11.2024.
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