Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Töpferkunst. §. 15.
1. Die Hessischen Tiegel werden zu Groß- und
Klein-Almerode verfertigt. Man erhält die
dreyeckigen in Sätzen, wovon die kleinsten
etliche Loth, die größten 10 bis 15 Mark Sil-
ber fassen. Man macht ähnliche in Sachsen,
auch seit einigen Jahren bey Berlin, doch sind
sie den Hessischen noch nicht gleich.
2. Die Jpser Tiegel werden zu Jps, einer klei-
nen Stadt in Unter-Oesterreich an der Donau,
und zu Passau, aus zween Theilen klein ge-
stossenen Wasserbleyes (Molybdaena), und ei-
nem Theile Thon gemacht. Jenes gewinnet
man seit 200 Jahren in einem Granit-Gebür-
ge bey Leizersdorf, nicht weit von Passau,
wo die Gruben von den Eigenthümern, den
Bauern, kunstlos gebauet werden. Der Thon
wird drey viertel Stunden von Passau auf
Bayerischem Gebiete gegraben. Man erhält
von daher Tiegel, die 1000 bis 2000 Mark
fassen; doch nicht in Sätzen, die auf einan-
der folgen. Aehnliche, wiewohl nicht gleich
gute, verfertigt man auch zu Bömischbrod,
auch seit einigen Jahren bey Berlin.
3. Zu sehr feuerfesten Tiegeln dienen auch die
Mischungen aus rohen und gebranten Thone
mit etwas Glasspat; aus Thon und Serpen-
tinstein; aus spanischer Kreite und gebranten
Kalk u. s. w.


Neun-
O 4
Toͤpferkunſt. §. 15.
1. Die Heſſiſchen Tiegel werden zu Groß- und
Klein-Almerode verfertigt. Man erhaͤlt die
dreyeckigen in Saͤtzen, wovon die kleinſten
etliche Loth, die groͤßten 10 bis 15 Mark Sil-
ber faſſen. Man macht aͤhnliche in Sachſen,
auch ſeit einigen Jahren bey Berlin, doch ſind
ſie den Heſſiſchen noch nicht gleich.
2. Die Jpſer Tiegel werden zu Jps, einer klei-
nen Stadt in Unter-Oeſterreich an der Donau,
und zu Paſſau, aus zween Theilen klein ge-
ſtoſſenen Waſſerbleyes (Molybdaena), und ei-
nem Theile Thon gemacht. Jenes gewinnet
man ſeit 200 Jahren in einem Granit-Gebuͤr-
ge bey Leizersdorf, nicht weit von Paſſau,
wo die Gruben von den Eigenthuͤmern, den
Bauern, kunſtlos gebauet werden. Der Thon
wird drey viertel Stunden von Paſſau auf
Bayeriſchem Gebiete gegraben. Man erhaͤlt
von daher Tiegel, die 1000 bis 2000 Mark
faſſen; doch nicht in Saͤtzen, die auf einan-
der folgen. Aehnliche, wiewohl nicht gleich
gute, verfertigt man auch zu Boͤmiſchbrod,
auch ſeit einigen Jahren bey Berlin.
3. Zu ſehr feuerfeſten Tiegeln dienen auch die
Miſchungen aus rohen und gebranten Thone
mit etwas Glasſpat; aus Thon und Serpen-
tinſtein; aus ſpaniſcher Kreite und gebranten
Kalk u. ſ. w.


Neun-
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0275" n="215"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">To&#x0364;pferkun&#x017F;t. §. 15.</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>1. Die <hi rendition="#fr">He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Tiegel</hi> werden zu <hi rendition="#fr">Groß-</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Klein-Almerode</hi> verfertigt. Man erha&#x0364;lt die<lb/>
dreyeckigen in Sa&#x0364;tzen, wovon die klein&#x017F;ten<lb/>
etliche Loth, die gro&#x0364;ßten 10 bis 15 Mark Sil-<lb/>
ber fa&#x017F;&#x017F;en. Man macht a&#x0364;hnliche in Sach&#x017F;en,<lb/>
auch &#x017F;eit einigen Jahren bey Berlin, doch &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie den He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen noch nicht gleich.</item><lb/>
              <item>2. Die <hi rendition="#fr">Jp&#x017F;er Tiegel</hi> werden zu <hi rendition="#fr">Jps,</hi> einer klei-<lb/>
nen Stadt in Unter-Oe&#x017F;terreich an der Donau,<lb/>
und zu <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;&#x017F;au,</hi> aus zween Theilen klein ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Wa&#x017F;&#x017F;erbleyes <hi rendition="#aq">(Molybdaena),</hi> und ei-<lb/>
nem Theile Thon gemacht. Jenes gewinnet<lb/>
man &#x017F;eit 200 Jahren in einem Granit-Gebu&#x0364;r-<lb/>
ge bey <hi rendition="#fr">Leizersdorf,</hi> nicht weit von Pa&#x017F;&#x017F;au,<lb/>
wo die Gruben von den Eigenthu&#x0364;mern, den<lb/>
Bauern, kun&#x017F;tlos gebauet werden. Der Thon<lb/>
wird drey viertel Stunden von Pa&#x017F;&#x017F;au auf<lb/>
Bayeri&#x017F;chem Gebiete gegraben. Man erha&#x0364;lt<lb/>
von daher Tiegel, die 1000 bis 2000 Mark<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en; doch nicht in Sa&#x0364;tzen, die auf einan-<lb/>
der folgen. Aehnliche, wiewohl nicht gleich<lb/>
gute, verfertigt man auch zu Bo&#x0364;mi&#x017F;chbrod,<lb/>
auch &#x017F;eit einigen Jahren bey Berlin.</item><lb/>
              <item>3. Zu &#x017F;ehr feuerfe&#x017F;ten Tiegeln dienen auch die<lb/>
Mi&#x017F;chungen aus rohen und gebranten Thone<lb/>
mit etwas Glas&#x017F;pat; aus Thon und Serpen-<lb/>
tin&#x017F;tein; aus &#x017F;pani&#x017F;cher Kreite und gebranten<lb/>
Kalk u. &#x017F;. w.</item>
            </list>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">O 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Neun-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0275] Toͤpferkunſt. §. 15. 1. Die Heſſiſchen Tiegel werden zu Groß- und Klein-Almerode verfertigt. Man erhaͤlt die dreyeckigen in Saͤtzen, wovon die kleinſten etliche Loth, die groͤßten 10 bis 15 Mark Sil- ber faſſen. Man macht aͤhnliche in Sachſen, auch ſeit einigen Jahren bey Berlin, doch ſind ſie den Heſſiſchen noch nicht gleich. 2. Die Jpſer Tiegel werden zu Jps, einer klei- nen Stadt in Unter-Oeſterreich an der Donau, und zu Paſſau, aus zween Theilen klein ge- ſtoſſenen Waſſerbleyes (Molybdaena), und ei- nem Theile Thon gemacht. Jenes gewinnet man ſeit 200 Jahren in einem Granit-Gebuͤr- ge bey Leizersdorf, nicht weit von Paſſau, wo die Gruben von den Eigenthuͤmern, den Bauern, kunſtlos gebauet werden. Der Thon wird drey viertel Stunden von Paſſau auf Bayeriſchem Gebiete gegraben. Man erhaͤlt von daher Tiegel, die 1000 bis 2000 Mark faſſen; doch nicht in Saͤtzen, die auf einan- der folgen. Aehnliche, wiewohl nicht gleich gute, verfertigt man auch zu Boͤmiſchbrod, auch ſeit einigen Jahren bey Berlin. 3. Zu ſehr feuerfeſten Tiegeln dienen auch die Miſchungen aus rohen und gebranten Thone mit etwas Glasſpat; aus Thon und Serpen- tinſtein; aus ſpaniſcher Kreite und gebranten Kalk u. ſ. w. Neun- O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/275
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/275>, abgerufen am 18.06.2024.