Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
werden, so daß dem eigenen Fleisse der
Schüler nichts nach zu hohlen übrig bleibt?

Vielleicht hätten einige erwartet, daß ich
überall den Zusammenhang der abgehandel-
ten Handwerke mit der Landwirthschaft,
Polizey und Cameralwissenschaft bemerkli-
cher gemacht, und z. B. gezeigt hätte, was
für Misbräuche bey jedem zu verbiethen,
und was für Gesetze jedem zu geben seyn
möchten. Allein ich weis aus der Erfah-
rung, daß man im Vortrage an Deutlich-
keit und Vollständigkeit gewinnet, wenn
man jede dieser Wissenschaften einzeln, und
zwar in der Ordnung abhandelt, daß man
der Landwirthschaft die Technologie, dieser
die Handlungswissenschaft, diesen die Poli-
zey, und endlich die Cameralwissenschaft fol-
gen läßt. Landwirthe, Handwerker, Kauf-
leuthe, sehen bey ihren Gewerben, auf ihr
Privatinteresse. Die Polizey leitet sie zum
Besten des ganzen Staats, das ist, sie ge-
biethet und verbiethet, wenn der Vortheil
einzelner Bürger nicht der Vortheil der gan-
zen Gesellschaft ist, oder auch wenn jene selbst,
aus Kurzsichtigkeit, den ihrigen verfehlen.
Die Cameralwissenschaft hat die Einnahme
des Regenten, oder der öffentlichen Kassen,
woraus die Ausgaben des Staats bestritten
werden sollen, zur Absicht, und da jener dem

Ver-

Vorrede.
werden, ſo daß dem eigenen Fleiſſe der
Schuͤler nichts nach zu hohlen uͤbrig bleibt?

Vielleicht haͤtten einige erwartet, daß ich
uͤberall den Zuſammenhang der abgehandel-
ten Handwerke mit der Landwirthſchaft,
Polizey und Cameralwiſſenſchaft bemerkli-
cher gemacht, und z. B. gezeigt haͤtte, was
fuͤr Misbraͤuche bey jedem zu verbiethen,
und was fuͤr Geſetze jedem zu geben ſeyn
moͤchten. Allein ich weis aus der Erfah-
rung, daß man im Vortrage an Deutlich-
keit und Vollſtaͤndigkeit gewinnet, wenn
man jede dieſer Wiſſenſchaften einzeln, und
zwar in der Ordnung abhandelt, daß man
der Landwirthſchaft die Technologie, dieſer
die Handlungswiſſenſchaft, dieſen die Poli-
zey, und endlich die Cameralwiſſenſchaft fol-
gen laͤßt. Landwirthe, Handwerker, Kauf-
leuthe, ſehen bey ihren Gewerben, auf ihr
Privatintereſſe. Die Polizey leitet ſie zum
Beſten des ganzen Staats, das iſt, ſie ge-
biethet und verbiethet, wenn der Vortheil
einzelner Buͤrger nicht der Vortheil der gan-
zen Geſellſchaft iſt, oder auch wenn jene ſelbſt,
aus Kurzſichtigkeit, den ihrigen verfehlen.
Die Cameralwiſſenſchaft hat die Einnahme
des Regenten, oder der oͤffentlichen Kaſſen,
woraus die Ausgaben des Staats beſtritten
werden ſollen, zur Abſicht, und da jener dem

Ver-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0018"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/>
werden, &#x017F;o daß dem eigenen Flei&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Schu&#x0364;ler nichts nach zu hohlen u&#x0364;brig bleibt?</p><lb/>
        <p>Vielleicht ha&#x0364;tten einige erwartet, daß ich<lb/>
u&#x0364;berall den Zu&#x017F;ammenhang der abgehandel-<lb/>
ten Handwerke mit der Landwirth&#x017F;chaft,<lb/>
Polizey und Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft bemerkli-<lb/>
cher gemacht, und z. B. gezeigt ha&#x0364;tte, was<lb/>
fu&#x0364;r Misbra&#x0364;uche bey jedem zu verbiethen,<lb/>
und was fu&#x0364;r Ge&#x017F;etze jedem zu geben &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;chten. Allein ich weis aus der Erfah-<lb/>
rung, daß man im Vortrage an Deutlich-<lb/>
keit und Voll&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit gewinnet, wenn<lb/>
man jede die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften einzeln, und<lb/>
zwar in der Ordnung abhandelt, daß man<lb/>
der Landwirth&#x017F;chaft die Technologie, die&#x017F;er<lb/>
die Handlungswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, die&#x017F;en die Poli-<lb/>
zey, und endlich die Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft fol-<lb/>
gen la&#x0364;ßt. Landwirthe, Handwerker, Kauf-<lb/>
leuthe, &#x017F;ehen bey ihren Gewerben, auf ihr<lb/>
Privatintere&#x017F;&#x017F;e. Die Polizey leitet &#x017F;ie zum<lb/>
Be&#x017F;ten des ganzen Staats, das i&#x017F;t, &#x017F;ie ge-<lb/>
biethet und verbiethet, wenn der Vortheil<lb/>
einzelner Bu&#x0364;rger nicht der Vortheil der gan-<lb/>
zen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft i&#x017F;t, oder auch wenn jene &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
aus Kurz&#x017F;ichtigkeit, den ihrigen verfehlen.<lb/>
Die Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft hat die Einnahme<lb/>
des Regenten, oder der o&#x0364;ffentlichen Ka&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
woraus die Ausgaben des Staats be&#x017F;tritten<lb/>
werden &#x017F;ollen, zur Ab&#x017F;icht, und da jener dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0018] Vorrede. werden, ſo daß dem eigenen Fleiſſe der Schuͤler nichts nach zu hohlen uͤbrig bleibt? Vielleicht haͤtten einige erwartet, daß ich uͤberall den Zuſammenhang der abgehandel- ten Handwerke mit der Landwirthſchaft, Polizey und Cameralwiſſenſchaft bemerkli- cher gemacht, und z. B. gezeigt haͤtte, was fuͤr Misbraͤuche bey jedem zu verbiethen, und was fuͤr Geſetze jedem zu geben ſeyn moͤchten. Allein ich weis aus der Erfah- rung, daß man im Vortrage an Deutlich- keit und Vollſtaͤndigkeit gewinnet, wenn man jede dieſer Wiſſenſchaften einzeln, und zwar in der Ordnung abhandelt, daß man der Landwirthſchaft die Technologie, dieſer die Handlungswiſſenſchaft, dieſen die Poli- zey, und endlich die Cameralwiſſenſchaft fol- gen laͤßt. Landwirthe, Handwerker, Kauf- leuthe, ſehen bey ihren Gewerben, auf ihr Privatintereſſe. Die Polizey leitet ſie zum Beſten des ganzen Staats, das iſt, ſie ge- biethet und verbiethet, wenn der Vortheil einzelner Buͤrger nicht der Vortheil der gan- zen Geſellſchaft iſt, oder auch wenn jene ſelbſt, aus Kurzſichtigkeit, den ihrigen verfehlen. Die Cameralwiſſenſchaft hat die Einnahme des Regenten, oder der oͤffentlichen Kaſſen, woraus die Ausgaben des Staats beſtritten werden ſollen, zur Abſicht, und da jener dem Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/18
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/18>, abgerufen am 22.11.2024.