Vermögen des Volks proportionirt ist, so wird letztere nie ohne vernünftige Polizey er- reicht werden. Der Bürger suche also im- mer nur sein Privatinteresse! Deswegen lebt er im Staate, und trägt das Seinige zu des- sen Ausgaben bey, um ein Gewerb, nicht aber dasjenige, was zum allgemeinen Besten ge- hört, erlernen, und ersteres, ohne sich mit der Sorge für das letztere aufzuhalten, trei- ben zu dürfen. Nur gehorche er, wenn die Obrigkeit befiehlt; und diese verstehe und be- obachte ihre Pflichten. Alsdann ist der Staat die künstlichste Maschine, die jemals Men- schen zu Stande gebracht haben, in der eine Menge grosser und kleiner Räder und Getrie- be in einander eingreifen.
Um den etwas einförmigen Vortrag, durch einige Blümchen, annehmlicher zu ma- chen, habe ich dasjenige eingestreuet, was mir von der Geschichte der hier abgehandel- ten Künste, von den Erfindern und der Zeit der Erfindungen, oft durch langweiliges Nach- suchen und durch Vergleichung verschiedener Nachrichten, bekant geworden ist; doch ha- be ich, da dieß hier nicht mein vornehmster Gegenstand war, der Kürze wegen, die Be- weise weggelassen. Die eigentlich so genan- te Kunstgeschichte ist bisher nur noch von we- nigen bearbeitet worden, und noch dazu fast
nur
Vorrede.
Vermoͤgen des Volks proportionirt iſt, ſo wird letztere nie ohne vernuͤnftige Polizey er- reicht werden. Der Buͤrger ſuche alſo im- mer nur ſein Privatintereſſe! Deswegen lebt er im Staate, und traͤgt das Seinige zu deſ- ſen Ausgaben bey, um ein Gewerb, nicht aber dasjenige, was zum allgemeinen Beſten ge- hoͤrt, erlernen, und erſteres, ohne ſich mit der Sorge fuͤr das letztere aufzuhalten, trei- ben zu duͤrfen. Nur gehorche er, wenn die Obrigkeit befiehlt; und dieſe verſtehe und be- obachte ihre Pflichten. Alsdann iſt der Staat die kuͤnſtlichſte Maſchine, die jemals Men- ſchen zu Stande gebracht haben, in der eine Menge groſſer und kleiner Raͤder und Getrie- be in einander eingreifen.
Um den etwas einfoͤrmigen Vortrag, durch einige Bluͤmchen, annehmlicher zu ma- chen, habe ich dasjenige eingeſtreuet, was mir von der Geſchichte der hier abgehandel- ten Kuͤnſte, von den Erfindern und der Zeit der Erfindungen, oft durch langweiliges Nach- ſuchen und durch Vergleichung verſchiedener Nachrichten, bekant geworden iſt; doch ha- be ich, da dieß hier nicht mein vornehmſter Gegenſtand war, der Kuͤrze wegen, die Be- weiſe weggelaſſen. Die eigentlich ſo genan- te Kunſtgeſchichte iſt bisher nur noch von we- nigen bearbeitet worden, und noch dazu faſt
nur
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[0019]
Vorrede.
Vermoͤgen des Volks proportionirt iſt, ſo
wird letztere nie ohne vernuͤnftige Polizey er-
reicht werden. Der Buͤrger ſuche alſo im-
mer nur ſein Privatintereſſe! Deswegen lebt
er im Staate, und traͤgt das Seinige zu deſ-
ſen Ausgaben bey, um ein Gewerb, nicht aber
dasjenige, was zum allgemeinen Beſten ge-
hoͤrt, erlernen, und erſteres, ohne ſich mit
der Sorge fuͤr das letztere aufzuhalten, trei-
ben zu duͤrfen. Nur gehorche er, wenn die
Obrigkeit befiehlt; und dieſe verſtehe und be-
obachte ihre Pflichten. Alsdann iſt der Staat
die kuͤnſtlichſte Maſchine, die jemals Men-
ſchen zu Stande gebracht haben, in der eine
Menge groſſer und kleiner Raͤder und Getrie-
be in einander eingreifen.
Um den etwas einfoͤrmigen Vortrag,
durch einige Bluͤmchen, annehmlicher zu ma-
chen, habe ich dasjenige eingeſtreuet, was
mir von der Geſchichte der hier abgehandel-
ten Kuͤnſte, von den Erfindern und der Zeit
der Erfindungen, oft durch langweiliges Nach-
ſuchen und durch Vergleichung verſchiedener
Nachrichten, bekant geworden iſt; doch ha-
be ich, da dieß hier nicht mein vornehmſter
Gegenſtand war, der Kuͤrze wegen, die Be-
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/19>, abgerufen am 25.11.2024.
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