1. Ehemals muste der Halbzeug wieder von neu- em in das Geschirr gebracht werden, aber der Holländer arbeitet dreymal schneller und vollkommener, als das Geschirr. Die Erfin- dung dieses Werkzeugs gehört den Holländern, die es Roer-bak nennen. Jn Deutschland ist es seit funfzig und einigen Jahren im Gebrau- che; doch fehlt es auch noch in einigen Müh- len. Jn Frankreich kennet man es erst seit 1737, andere sagen seit 1740; dennoch ist der Franzos so unverschämt, auch diese Erfindung sich zu zuschreiben, wiewohl mit dem gewöhn- lichen Vorwande, daß Ausländer ihre Erfin- dung zuerst genutzt hätten. Jn Holland sind die Schienen des Holländers von Messing, in Deutschland meistens von Eisen, wodurch unser Papier Rostflecke erhält.
§. 6.
Aus dem Holländer wird der Ganzzeug in den Ganzzeugkasten geleitet, wo er bis zur Verarbeitung aufgehoben wird. Weil er unter dieser Zeit etwas abtrocknet, oder sich wenigstens niederschlägt, so wird er in dem Rechen, einem Kasten, worin eine gezackte Stange vom Mühlwerke hin und her gezogen wird, gequerrelt, oder wieder mit Wasser vermischt, und alsdann in die Butte gebracht.
§. 7.
Die Butte ist ein walzenförmiges, etwa drey Ellen weites Faß mit einem breiten höl-
zernen
Fuͤnfter Abſchnitt.
1. Ehemals muſte der Halbzeug wieder von neu- em in das Geſchirr gebracht werden, aber der Hollaͤnder arbeitet dreymal ſchneller und vollkommener, als das Geſchirr. Die Erfin- dung dieſes Werkzeugs gehoͤrt den Hollaͤndern, die es Roer-bak nennen. Jn Deutſchland iſt es ſeit funfzig und einigen Jahren im Gebrau- che; doch fehlt es auch noch in einigen Muͤh- len. Jn Frankreich kennet man es erſt ſeit 1737, andere ſagen ſeit 1740; dennoch iſt der Franzos ſo unverſchaͤmt, auch dieſe Erfindung ſich zu zuſchreiben, wiewohl mit dem gewoͤhn- lichen Vorwande, daß Auslaͤnder ihre Erfin- dung zuerſt genutzt haͤtten. Jn Holland ſind die Schienen des Hollaͤnders von Meſſing, in Deutſchland meiſtens von Eiſen, wodurch unſer Papier Roſtflecke erhaͤlt.
§. 6.
Aus dem Hollaͤnder wird der Ganzzeug in den Ganzzeugkaſten geleitet, wo er bis zur Verarbeitung aufgehoben wird. Weil er unter dieſer Zeit etwas abtrocknet, oder ſich wenigſtens niederſchlaͤgt, ſo wird er in dem Rechen, einem Kaſten, worin eine gezackte Stange vom Muͤhlwerke hin und her gezogen wird, gequerrelt, oder wieder mit Waſſer vermiſcht, und alsdann in die Butte gebracht.
§. 7.
Die Butte iſt ein walzenfoͤrmiges, etwa drey Ellen weites Faß mit einem breiten hoͤl-
zernen
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Fuͤnfter Abſchnitt.
1. Ehemals muſte der Halbzeug wieder von neu-
em in das Geſchirr gebracht werden, aber
der Hollaͤnder arbeitet dreymal ſchneller und
vollkommener, als das Geſchirr. Die Erfin-
dung dieſes Werkzeugs gehoͤrt den Hollaͤndern,
die es Roer-bak nennen. Jn Deutſchland iſt
es ſeit funfzig und einigen Jahren im Gebrau-
che; doch fehlt es auch noch in einigen Muͤh-
len. Jn Frankreich kennet man es erſt ſeit
1737, andere ſagen ſeit 1740; dennoch iſt der
Franzos ſo unverſchaͤmt, auch dieſe Erfindung
ſich zu zuſchreiben, wiewohl mit dem gewoͤhn-
lichen Vorwande, daß Auslaͤnder ihre Erfin-
dung zuerſt genutzt haͤtten. Jn Holland ſind
die Schienen des Hollaͤnders von Meſſing,
in Deutſchland meiſtens von Eiſen, wodurch
unſer Papier Roſtflecke erhaͤlt.
§. 6.
Aus dem Hollaͤnder wird der Ganzzeug
in den Ganzzeugkaſten geleitet, wo er bis
zur Verarbeitung aufgehoben wird. Weil er
unter dieſer Zeit etwas abtrocknet, oder ſich
wenigſtens niederſchlaͤgt, ſo wird er in dem
Rechen, einem Kaſten, worin eine gezackte
Stange vom Muͤhlwerke hin und her gezogen
wird, gequerrelt, oder wieder mit Waſſer
vermiſcht, und alsdann in die Butte gebracht.
§. 7.
Die Butte iſt ein walzenfoͤrmiges, etwa
drey Ellen weites Faß mit einem breiten hoͤl-
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/132>, abgerufen am 16.02.2025.
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