Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Wollenfärberey. §. 11.
1. Diese Zinsolution, welche die Färber die Com-
position
nennen, und noch zum Theil geheim
halten, macht aus der violetten Tinctur der
Cochenille den vortreflichsten Scharlach. Die
Erfindung desselben schreibt Kunkel einem deut-
schen Chemisten, Küster zu, den aber Becher
Küffler
nennet. Andere geben den Holländer
Drebel für den Erfinder an. Gewiß ist es,
daß der beste Scharlach lange Zeit allein in
den Niederlanden gemacht, und überall der
Holländische genant worden. Auch die Ge-
brüder Gobelin sollen ihn von einem Hollän-
der, namens Glück, zum Vortheile ihrer Ma-
nufactur, früh erlernt haben; daher sagt der
Franzos, um keinen Ausländer zu nennen,
ecarlate des Gobelins.
2. Soll die Composition ihre völlige Würkung
thun, so muß man reines rauchendes Salpe-
tersauer mit gleich viel reinem Wasser verdün-
nen, und in 16 Loth dieser Mischung ein Loth
guten Salmiak auflösen. Jn dieses Königs-
wasser wirft man allmälig 1 Loth reine Zin-
spähne, so daß kein Stück ehr wieder hinein
gethan wird, als bis das vorhergehende völ-
lig aufgelöset ist. Diese gelbe Auflösung muß
in einem Steintopfe oder gläsernen Gefäße
gemacht und verwahrt werden. -- Hieraus
wird auch begreiflich, warum die Färber sich
zu den Feuerfarben der zinnernen Kessel be-
dienen.
3. Tücher, welche Scharlach werden sollen, bastet
man, das ist, man nähet, ehr sie in die
Farbe kommen, auf beyden Seiten an dem
innern Rande des Salleistens, eine Schnur
fest, damit daselbst ein weisser Strich bleibe,
der den Glanz der Farbe zu erhöhen dient.
§. 12.
E
Wollenfaͤrberey. §. 11.
1. Dieſe Zinſolution, welche die Faͤrber die Com-
poſition
nennen, und noch zum Theil geheim
halten, macht aus der violetten Tinctur der
Cochenille den vortreflichſten Scharlach. Die
Erfindung deſſelben ſchreibt Kunkel einem deut-
ſchen Chemiſten, Kuͤſter zu, den aber Becher
Kuͤffler
nennet. Andere geben den Hollaͤnder
Drebel fuͤr den Erfinder an. Gewiß iſt es,
daß der beſte Scharlach lange Zeit allein in
den Niederlanden gemacht, und uͤberall der
Hollaͤndiſche genant worden. Auch die Ge-
bruͤder Gobelin ſollen ihn von einem Hollaͤn-
der, namens Gluͤck, zum Vortheile ihrer Ma-
nufactur, fruͤh erlernt haben; daher ſagt der
Franzos, um keinen Auslaͤnder zu nennen,
ecarlate des Gobelins.
2. Soll die Compoſition ihre voͤllige Wuͤrkung
thun, ſo muß man reines rauchendes Salpe-
terſauer mit gleich viel reinem Waſſer verduͤn-
nen, und in 16 Loth dieſer Miſchung ein Loth
guten Salmiak aufloͤſen. Jn dieſes Koͤnigs-
waſſer wirft man allmaͤlig 1 Loth reine Zin-
ſpaͤhne, ſo daß kein Stuͤck ehr wieder hinein
gethan wird, als bis das vorhergehende voͤl-
lig aufgeloͤſet iſt. Dieſe gelbe Aufloͤſung muß
in einem Steintopfe oder glaͤſernen Gefaͤße
gemacht und verwahrt werden. — Hieraus
wird auch begreiflich, warum die Faͤrber ſich
zu den Feuerfarben der zinnernen Keſſel be-
dienen.
3. Tuͤcher, welche Scharlach werden ſollen, baſtet
man, das iſt, man naͤhet, ehr ſie in die
Farbe kommen, auf beyden Seiten an dem
innern Rande des Salleiſtens, eine Schnur
feſt, damit daſelbſt ein weiſſer Strich bleibe,
der den Glanz der Farbe zu erhoͤhen dient.
§. 12.
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0125" n="65"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wollenfa&#x0364;rberey.</hi> §. 11.</fw><lb/>
          <list>
            <item>1. Die&#x017F;e Zin&#x017F;olution, welche die Fa&#x0364;rber die <hi rendition="#fr">Com-<lb/>
po&#x017F;ition</hi> nennen, und noch zum Theil geheim<lb/>
halten, macht aus der violetten Tinctur der<lb/>
Cochenille den vortreflich&#x017F;ten Scharlach. Die<lb/>
Erfindung de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;chreibt <hi rendition="#fr">Kunkel</hi> einem deut-<lb/>
&#x017F;chen Chemi&#x017F;ten, <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;&#x017F;ter</hi> zu, den aber <hi rendition="#fr">Becher<lb/>
Ku&#x0364;ffler</hi> nennet. Andere geben den Holla&#x0364;nder<lb/><hi rendition="#fr">Drebel</hi> fu&#x0364;r den Erfinder an. Gewiß i&#x017F;t es,<lb/>
daß der be&#x017F;te Scharlach lange Zeit allein in<lb/>
den Niederlanden gemacht, und u&#x0364;berall der<lb/><hi rendition="#fr">Holla&#x0364;ndi&#x017F;che</hi> genant worden. Auch die Ge-<lb/>
bru&#x0364;der <hi rendition="#fr">Gobelin</hi> &#x017F;ollen ihn von einem Holla&#x0364;n-<lb/>
der, namens <hi rendition="#fr">Glu&#x0364;ck,</hi> zum Vortheile ihrer Ma-<lb/>
nufactur, fru&#x0364;h erlernt haben; daher &#x017F;agt der<lb/>
Franzos, um keinen Ausla&#x0364;nder zu nennen,<lb/><hi rendition="#aq">ecarlate des Gobelins.</hi></item><lb/>
            <item>2. Soll die Compo&#x017F;ition ihre vo&#x0364;llige Wu&#x0364;rkung<lb/>
thun, &#x017F;o muß man reines rauchendes Salpe-<lb/>
ter&#x017F;auer mit gleich viel reinem Wa&#x017F;&#x017F;er verdu&#x0364;n-<lb/>
nen, und in 16 Loth die&#x017F;er Mi&#x017F;chung ein Loth<lb/>
guten Salmiak auflo&#x0364;&#x017F;en. Jn die&#x017F;es Ko&#x0364;nigs-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er wirft man allma&#x0364;lig 1 Loth reine Zin-<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;hne, &#x017F;o daß kein Stu&#x0364;ck ehr wieder hinein<lb/>
gethan wird, als bis das vorhergehende vo&#x0364;l-<lb/>
lig aufgelo&#x0364;&#x017F;et i&#x017F;t. Die&#x017F;e gelbe Auflo&#x0364;&#x017F;ung muß<lb/>
in einem Steintopfe oder gla&#x0364;&#x017F;ernen Gefa&#x0364;ße<lb/>
gemacht und verwahrt werden. &#x2014; Hieraus<lb/>
wird auch begreiflich, warum die Fa&#x0364;rber &#x017F;ich<lb/>
zu den Feuerfarben der zinnernen Ke&#x017F;&#x017F;el be-<lb/>
dienen.</item><lb/>
            <item>3. Tu&#x0364;cher, welche Scharlach werden &#x017F;ollen, <hi rendition="#fr">ba&#x017F;tet</hi><lb/>
man, das i&#x017F;t, man na&#x0364;het, ehr &#x017F;ie in die<lb/>
Farbe kommen, auf beyden Seiten an dem<lb/>
innern Rande des Sallei&#x017F;tens, eine Schnur<lb/>
fe&#x017F;t, damit da&#x017F;elb&#x017F;t ein wei&#x017F;&#x017F;er Strich bleibe,<lb/>
der den Glanz der Farbe zu erho&#x0364;hen dient.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">E</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 12.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0125] Wollenfaͤrberey. §. 11. 1. Dieſe Zinſolution, welche die Faͤrber die Com- poſition nennen, und noch zum Theil geheim halten, macht aus der violetten Tinctur der Cochenille den vortreflichſten Scharlach. Die Erfindung deſſelben ſchreibt Kunkel einem deut- ſchen Chemiſten, Kuͤſter zu, den aber Becher Kuͤffler nennet. Andere geben den Hollaͤnder Drebel fuͤr den Erfinder an. Gewiß iſt es, daß der beſte Scharlach lange Zeit allein in den Niederlanden gemacht, und uͤberall der Hollaͤndiſche genant worden. Auch die Ge- bruͤder Gobelin ſollen ihn von einem Hollaͤn- der, namens Gluͤck, zum Vortheile ihrer Ma- nufactur, fruͤh erlernt haben; daher ſagt der Franzos, um keinen Auslaͤnder zu nennen, ecarlate des Gobelins. 2. Soll die Compoſition ihre voͤllige Wuͤrkung thun, ſo muß man reines rauchendes Salpe- terſauer mit gleich viel reinem Waſſer verduͤn- nen, und in 16 Loth dieſer Miſchung ein Loth guten Salmiak aufloͤſen. Jn dieſes Koͤnigs- waſſer wirft man allmaͤlig 1 Loth reine Zin- ſpaͤhne, ſo daß kein Stuͤck ehr wieder hinein gethan wird, als bis das vorhergehende voͤl- lig aufgeloͤſet iſt. Dieſe gelbe Aufloͤſung muß in einem Steintopfe oder glaͤſernen Gefaͤße gemacht und verwahrt werden. — Hieraus wird auch begreiflich, warum die Faͤrber ſich zu den Feuerfarben der zinnernen Keſſel be- dienen. 3. Tuͤcher, welche Scharlach werden ſollen, baſtet man, das iſt, man naͤhet, ehr ſie in die Farbe kommen, auf beyden Seiten an dem innern Rande des Salleiſtens, eine Schnur feſt, damit daſelbſt ein weiſſer Strich bleibe, der den Glanz der Farbe zu erhoͤhen dient. §. 12. E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/125
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/125>, abgerufen am 09.11.2024.