Zur Wollenfärberey kan man nun auch die Wollendruckerey rechnen, da man auf Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder vielmehr färbt, die sich auf beyden Seiten voll- kommen gleich sind. Der in heissem Wasser eingeweichte Flanell wird in einen Kasten ge- schichtet; unter und über ihm wird eine hölzer- ne Form gelegt, in denen die Stellen, die einerley Farbe haben sollen, ausgeschnitten sind. Wenn der Flanell mit den Formen scharf zusammen gepresset worden, wird die heiße Färbebrühe in die Ausschnitte der öbern Form gegossen, welche, nachdem sie die gan- ze Schichte des Flanells durchdrungen hat, durch die üntere, und durch den Kasten wie- der abläuft, ohne die von den Formen bedeck- ten und gepresseten Stellen zu färben. Die Formen haben die Breite des Zeugs, und für jede Farbe gehören besondere, die nach ein- ander angewendet, mit ihren Brühen gefül- let werden, und allemal die Bilder der vori- gen Formen bedecken.
1. Die von der Cattundruckerey ganz verschiede- ne Verfertigung des gedruckten, türkischen, oder englischen Flanells, ist im Anfange die- ses Jahrhunderts in England erfunden, her- nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle, auch seit einigen Jahren in Grimme, Roßwein und Langensalze, genutzt worden. Noch jetzt hält
man
Vierter Abſchnitt.
§. 12.
Zur Wollenfaͤrberey kan man nun auch die Wollendruckerey rechnen, da man auf Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder vielmehr faͤrbt, die ſich auf beyden Seiten voll- kommen gleich ſind. Der in heiſſem Waſſer eingeweichte Flanell wird in einen Kaſten ge- ſchichtet; unter und uͤber ihm wird eine hoͤlzer- ne Form gelegt, in denen die Stellen, die einerley Farbe haben ſollen, ausgeſchnitten ſind. Wenn der Flanell mit den Formen ſcharf zuſammen gepreſſet worden, wird die heiße Faͤrbebruͤhe in die Ausſchnitte der oͤbern Form gegoſſen, welche, nachdem ſie die gan- ze Schichte des Flanells durchdrungen hat, durch die uͤntere, und durch den Kaſten wie- der ablaͤuft, ohne die von den Formen bedeck- ten und gepreſſeten Stellen zu faͤrben. Die Formen haben die Breite des Zeugs, und fuͤr jede Farbe gehoͤren beſondere, die nach ein- ander angewendet, mit ihren Bruͤhen gefuͤl- let werden, und allemal die Bilder der vori- gen Formen bedecken.
1. Die von der Cattundruckerey ganz verſchiede- ne Verfertigung des gedruckten, tuͤrkiſchen, oder engliſchen Flanells, iſt im Anfange die- ſes Jahrhunderts in England erfunden, her- nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle, auch ſeit einigen Jahren in Grimme, Roßwein und Langenſalze, genutzt worden. Noch jetzt haͤlt
man
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Vierter Abſchnitt.
§. 12.
Zur Wollenfaͤrberey kan man nun auch
die Wollendruckerey rechnen, da man auf
Flanell und andere Zeuge, Bilder druckt, oder
vielmehr faͤrbt, die ſich auf beyden Seiten voll-
kommen gleich ſind. Der in heiſſem Waſſer
eingeweichte Flanell wird in einen Kaſten ge-
ſchichtet; unter und uͤber ihm wird eine hoͤlzer-
ne Form gelegt, in denen die Stellen, die
einerley Farbe haben ſollen, ausgeſchnitten
ſind. Wenn der Flanell mit den Formen
ſcharf zuſammen gepreſſet worden, wird die
heiße Faͤrbebruͤhe in die Ausſchnitte der oͤbern
Form gegoſſen, welche, nachdem ſie die gan-
ze Schichte des Flanells durchdrungen hat,
durch die uͤntere, und durch den Kaſten wie-
der ablaͤuft, ohne die von den Formen bedeck-
ten und gepreſſeten Stellen zu faͤrben. Die
Formen haben die Breite des Zeugs, und fuͤr
jede Farbe gehoͤren beſondere, die nach ein-
ander angewendet, mit ihren Bruͤhen gefuͤl-
let werden, und allemal die Bilder der vori-
gen Formen bedecken.
1. Die von der Cattundruckerey ganz verſchiede-
ne Verfertigung des gedruckten, tuͤrkiſchen,
oder engliſchen Flanells, iſt im Anfange die-
ſes Jahrhunderts in England erfunden, her-
nach aber bald in Hamburg, hernach in Halle,
auch ſeit einigen Jahren in Grimme, Roßwein
und Langenſalze, genutzt worden. Noch jetzt haͤlt
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/126>, abgerufen am 23.11.2024.
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