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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Zweyter Abschnitt.
2. Den Strumpfstrickerstuhl, ein Meisterstück
der Erfindungskraft und des Witzes, das
künstlichste Werkzeug aller Handwerker und
Künstler, mit seinen mehr als drittehalb tau-
send Theilen, ohne viele und große Zeichnun-
gen, mit wenigen Worten, verständlich beschrei-
ben wollen, -- das hiesse beweisen, daß man
es nicht kenne. Scharfsinn genug, wenn je-
mand mit einer vollständigen Beschreibung in
der Hand, dem Arbeiter, der das Jnnere
seines Stuhls, so wenig als das Jnnere sei-
ner Finger kennet, obgleich er beyde zu seiner
Absicht gleich fertig braucht, zu sieht, und
alsdann den ganzen Mechanismus desjenigen
Werkzeugs vollständig einsieht, was doch gleich
vollkommen aus der Hand des Erfinders kam,
und nur kleine Veränderungen, kaum wahre
Verbesserungen, in mehr als anderthalb Jahr-
hundert, von Engländern, Franzosen, Hol-
ländern, Deutschen, -- von den Europäern
erhalten hat.
3. Ceux qui ont assez de genie, non pas pour in-
venter de semblables choses, mais pour les com-
prendre, tombent dans un profond etonnement
a la vue des ressorts presqu' infinis dont la ma-
chine a bas est composee, & du grand nombre
de ses divers & extraordinaires mouvemens.
Quand on voit tricoter des bas, on admire la
souplesse & la dexterite des mains de l'ouvrier,
quoiqu'il ne fasse qu'une seule maille a la fois;
qu'est ce donc, quand on voit une machine, qui
forme des centaines de mailles a la fois, c'est-
a-dire, qui fait en un moment tous les divers
mouvement, que les mains ne font qu'en plu-
sieurs heures? -- Perrault.
Schande für die
Geschichte, die die Namen so vieler witziger
Uebelthäter aufbehält, und nicht einmal den
Namen
Zweyter Abſchnitt.
2. Den Strumpfſtrickerſtuhl, ein Meiſterſtuͤck
der Erfindungskraft und des Witzes, das
kuͤnſtlichſte Werkzeug aller Handwerker und
Kuͤnſtler, mit ſeinen mehr als drittehalb tau-
ſend Theilen, ohne viele und große Zeichnun-
gen, mit wenigen Worten, verſtaͤndlich beſchrei-
ben wollen, — das hieſſe beweiſen, daß man
es nicht kenne. Scharfſinn genug, wenn je-
mand mit einer vollſtaͤndigen Beſchreibung in
der Hand, dem Arbeiter, der das Jnnere
ſeines Stuhls, ſo wenig als das Jnnere ſei-
ner Finger kennet, obgleich er beyde zu ſeiner
Abſicht gleich fertig braucht, zu ſieht, und
alsdann den ganzen Mechanismus desjenigen
Werkzeugs vollſtaͤndig einſieht, was doch gleich
vollkommen aus der Hand des Erfinders kam,
und nur kleine Veraͤnderungen, kaum wahre
Verbeſſerungen, in mehr als anderthalb Jahr-
hundert, von Englaͤndern, Franzoſen, Hol-
laͤndern, Deutſchen, — von den Europaͤern
erhalten hat.
3. Ceux qui ont aſſez de genie, non pas pour in-
venter de ſemblables choſes, mais pour les com-
prendre, tombent dans un profond étonnement
à la vue des reſſorts presqu’ infinis dont la ma-
chine à bas eſt compoſée, & du grand nombre
de ſes divers & extraordinaires mouvemens.
Quand on voit tricoter des bas, on admire la
ſoupleſſe & la dexterité des mains de l’ouvrier,
quoiqu’il ne faſſe qu’une ſeule maille à la fois;
qu’eſt ce donc, quand on voit une machine, qui
forme des centaines de mailles à la fois, c’eſt-
à-dire, qui fait en un moment tous les divers
mouvement, que les mains ne font qu’en plu-
ſieurs heures? — Perrault.
Schande fuͤr die
Geſchichte, die die Namen ſo vieler witziger
Uebelthaͤter aufbehaͤlt, und nicht einmal den
Namen
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[42/0102] Zweyter Abſchnitt. 2. Den Strumpfſtrickerſtuhl, ein Meiſterſtuͤck der Erfindungskraft und des Witzes, das kuͤnſtlichſte Werkzeug aller Handwerker und Kuͤnſtler, mit ſeinen mehr als drittehalb tau- ſend Theilen, ohne viele und große Zeichnun- gen, mit wenigen Worten, verſtaͤndlich beſchrei- ben wollen, — das hieſſe beweiſen, daß man es nicht kenne. Scharfſinn genug, wenn je- mand mit einer vollſtaͤndigen Beſchreibung in der Hand, dem Arbeiter, der das Jnnere ſeines Stuhls, ſo wenig als das Jnnere ſei- ner Finger kennet, obgleich er beyde zu ſeiner Abſicht gleich fertig braucht, zu ſieht, und alsdann den ganzen Mechanismus desjenigen Werkzeugs vollſtaͤndig einſieht, was doch gleich vollkommen aus der Hand des Erfinders kam, und nur kleine Veraͤnderungen, kaum wahre Verbeſſerungen, in mehr als anderthalb Jahr- hundert, von Englaͤndern, Franzoſen, Hol- laͤndern, Deutſchen, — von den Europaͤern erhalten hat. 3. Ceux qui ont aſſez de genie, non pas pour in- venter de ſemblables choſes, mais pour les com- prendre, tombent dans un profond étonnement à la vue des reſſorts presqu’ infinis dont la ma- chine à bas eſt compoſée, & du grand nombre de ſes divers & extraordinaires mouvemens. Quand on voit tricoter des bas, on admire la ſoupleſſe & la dexterité des mains de l’ouvrier, quoiqu’il ne faſſe qu’une ſeule maille à la fois; qu’eſt ce donc, quand on voit une machine, qui forme des centaines de mailles à la fois, c’eſt- à-dire, qui fait en un moment tous les divers mouvement, que les mains ne font qu’en plu- ſieurs heures? — Perrault. Schande fuͤr die Geſchichte, die die Namen ſo vieler witziger Uebelthaͤter aufbehaͤlt, und nicht einmal den Namen

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/102>, abgerufen am 23.11.2024.