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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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Ställen sind, z. B. Hühner und Schweine, und dich nicht in
der gleichen Wohnung, namentlich die letztern, diese treuen Be-
gleiter der Menschen, deiner Wohnung nicht zu nahe; denn
sie sind und bleiben Schweine. Wenn auch ihr Fleisch, wenn
es eingesalzen und geräuchert ist, gut schmeckt; so lange sie leben,
ihre Ausdünstung, ihr Mist sind der Gesundheit sehr schädlich.
Sie können selbst dem Vieh den prächtigsten Stock Heu ver-
derben, wenn man sie im Stall hat, statt daß sie an einem
abgesonderten Ort ihr Quartier haben sollten.

Suche viertens dein Häuschen in die Nähe von gutem
Brunnenwasser zu stellen. Gutes Brunnenwasser, viel Was-
ser, nahes Wasser ist eine Capitalbedingung eines gesunden
Lebens für Menschen und Vieh; ist natürlich auch wohlfeiler,
als wenn wir weit gehen und viel Zeit verlieren müssen, bis
wir unsern Wasserbedarf haben.

Stelle dein Häuschen so und so; das wird in der Wirk-
lichkeit aber meistens ein schöner Traum sein. Wir sind eben
nicht mehr die Ersten im Lande, daß wir wie Lot und Abra-
ham
das Land, das gegen Süden liegt, und das Land, das
gegen Osten liegt, überschauen könnten und dann sprechen:
willst du zur Rechten, so ziehe ich zur Linken, und willst du
zur Linken, so ziehe ich zur Rechten. Es sind meistens schon
Leute da. Das kann man allenfalls noch an manchem Ort in
Amerika; aber in der Schweiz muß man meistens bauen, wie
der Nachbar, Zeit und Umstände es vorschreiben; manchmal
selbst dann, wenn man das Geld in unbeschränkter Weise hätte,
was aber nicht immer der Fall ist. Namentlich in den Städten
und auch in größern Dörfern muß man meistens links und
rechts an Nachbarhäuser anbauen und anbauen lassen. Da sollte
dann das Gemeinwesen dafür sorgen, daß wenigstens nach zwei
Seiten, hinten und vorn, genugsam freier Raum bliebe, daß
die Straßen so breit angelegt würden, als die Häuser hoch sind,
damit die Sonne den Häusern bis auf den Grund blicken könnte,
während solche Gassen, von oben angesehen, oft nichts anderes
sind als schmale feuchte Klüfte zwischen den breiten grauen oder
braunen Felsmassen der Häuser; nur mit dem Unterschiede, daß
in einem natürlichen Felstobel doch in der Regel auf dem

Ställen ſind, z. B. Hühner und Schweine, und dich nicht in
der gleichen Wohnung, namentlich die letztern, dieſe treuen Be-
gleiter der Menſchen, deiner Wohnung nicht zu nahe; denn
ſie ſind und bleiben Schweine. Wenn auch ihr Fleiſch, wenn
es eingeſalzen und geräuchert iſt, gut ſchmeckt; ſo lange ſie leben,
ihre Ausdünſtung, ihr Miſt ſind der Geſundheit ſehr ſchädlich.
Sie können ſelbſt dem Vieh den prächtigſten Stock Heu ver-
derben, wenn man ſie im Stall hat, ſtatt daß ſie an einem
abgeſonderten Ort ihr Quartier haben ſollten.

Suche viertens dein Häuschen in die Nähe von gutem
Brunnenwaſſer zu ſtellen. Gutes Brunnenwaſſer, viel Waſ-
ſer, nahes Waſſer iſt eine Capitalbedingung eines geſunden
Lebens für Menſchen und Vieh; iſt natürlich auch wohlfeiler,
als wenn wir weit gehen und viel Zeit verlieren müſſen, bis
wir unſern Waſſerbedarf haben.

Stelle dein Häuschen ſo und ſo; das wird in der Wirk-
lichkeit aber meiſtens ein ſchöner Traum ſein. Wir ſind eben
nicht mehr die Erſten im Lande, daß wir wie Lot und Abra-
ham
das Land, das gegen Süden liegt, und das Land, das
gegen Oſten liegt, überſchauen könnten und dann ſprechen:
willſt du zur Rechten, ſo ziehe ich zur Linken, und willſt du
zur Linken, ſo ziehe ich zur Rechten. Es ſind meiſtens ſchon
Leute da. Das kann man allenfalls noch an manchem Ort in
Amerika; aber in der Schweiz muß man meiſtens bauen, wie
der Nachbar, Zeit und Umſtände es vorſchreiben; manchmal
ſelbſt dann, wenn man das Geld in unbeſchränkter Weiſe hätte,
was aber nicht immer der Fall iſt. Namentlich in den Städten
und auch in größern Dörfern muß man meiſtens links und
rechts an Nachbarhäuſer anbauen und anbauen laſſen. Da ſollte
dann das Gemeinweſen dafür ſorgen, daß wenigſtens nach zwei
Seiten, hinten und vorn, genugſam freier Raum bliebe, daß
die Straßen ſo breit angelegt würden, als die Häuſer hoch ſind,
damit die Sonne den Häuſern bis auf den Grund blicken könnte,
während ſolche Gaſſen, von oben angeſehen, oft nichts anderes
ſind als ſchmale feuchte Klüfte zwiſchen den breiten grauen oder
braunen Felsmaſſen der Häuſer; nur mit dem Unterſchiede, daß
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[34/0034] Ställen ſind, z. B. Hühner und Schweine, und dich nicht in der gleichen Wohnung, namentlich die letztern, dieſe treuen Be- gleiter der Menſchen, deiner Wohnung nicht zu nahe; denn ſie ſind und bleiben Schweine. Wenn auch ihr Fleiſch, wenn es eingeſalzen und geräuchert iſt, gut ſchmeckt; ſo lange ſie leben, ihre Ausdünſtung, ihr Miſt ſind der Geſundheit ſehr ſchädlich. Sie können ſelbſt dem Vieh den prächtigſten Stock Heu ver- derben, wenn man ſie im Stall hat, ſtatt daß ſie an einem abgeſonderten Ort ihr Quartier haben ſollten. Suche viertens dein Häuschen in die Nähe von gutem Brunnenwaſſer zu ſtellen. Gutes Brunnenwaſſer, viel Waſ- ſer, nahes Waſſer iſt eine Capitalbedingung eines geſunden Lebens für Menſchen und Vieh; iſt natürlich auch wohlfeiler, als wenn wir weit gehen und viel Zeit verlieren müſſen, bis wir unſern Waſſerbedarf haben. Stelle dein Häuschen ſo und ſo; das wird in der Wirk- lichkeit aber meiſtens ein ſchöner Traum ſein. Wir ſind eben nicht mehr die Erſten im Lande, daß wir wie Lot und Abra- ham das Land, das gegen Süden liegt, und das Land, das gegen Oſten liegt, überſchauen könnten und dann ſprechen: willſt du zur Rechten, ſo ziehe ich zur Linken, und willſt du zur Linken, ſo ziehe ich zur Rechten. Es ſind meiſtens ſchon Leute da. Das kann man allenfalls noch an manchem Ort in Amerika; aber in der Schweiz muß man meiſtens bauen, wie der Nachbar, Zeit und Umſtände es vorſchreiben; manchmal ſelbſt dann, wenn man das Geld in unbeſchränkter Weiſe hätte, was aber nicht immer der Fall iſt. Namentlich in den Städten und auch in größern Dörfern muß man meiſtens links und rechts an Nachbarhäuſer anbauen und anbauen laſſen. Da ſollte dann das Gemeinweſen dafür ſorgen, daß wenigſtens nach zwei Seiten, hinten und vorn, genugſam freier Raum bliebe, daß die Straßen ſo breit angelegt würden, als die Häuſer hoch ſind, damit die Sonne den Häuſern bis auf den Grund blicken könnte, während ſolche Gaſſen, von oben angeſehen, oft nichts anderes ſind als ſchmale feuchte Klüfte zwiſchen den breiten grauen oder braunen Felsmaſſen der Häuſer; nur mit dem Unterſchiede, daß in einem natürlichen Felstobel doch in der Regel auf dem

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/34>, abgerufen am 24.11.2024.