Eisenwerk anstellte und im Jahre 1882 1) Bericht erstattete. Sie kam zu dem sehr ungünstigen Ergebnis, dass eine jede durch Schweissung hergestellte Verbindung auch bei der grössten Sorgfalt des Schmiedes unzuverlässig ist. Deswegen sind aber Schweissverbindungen durchaus nicht immer weniger fest als die ungeschweisste Masse: gut geschweisste und gehämmerte Verbindungsstellen zeigen öfters eine Festigkeit bis zu 100 Prozent.
Wedding und Ledebur hoben die Wichtigkeit der chemischen Zusammensetzung des zu schweissenden Flusseisens hervor. Letzterer fand die durchschnittliche Zusammensetzung von
[Tabelle]
Weddings Angabe, dass ein Siliciumgehalt die Schweissung befördere, wurde von Anderen bestritten. Nach Wedding ist die molekulare Anordnung von grösserem Einfluss als der Kohlenstoffgehalt.
Die Schweissbarkeit kommt zunächst bei der Vorarbeit zur Schweisseisenfabrikation, sodann aber in tausenderlei Verwendung zur Herstellung geschweisster Gegenstände in Betracht.
Dass die Art der Ausführung der Schweissung von grösserem Einfluss ist, bedarf kaum der Erwähnung. Krupp erfand gegen Ende der siebziger Jahre eine besondere Vorrichtung zum Schweissen von Blech und Flacheisen, deren Wesen darin bestand, dass die Schweiss- stelle auf ihre ganze Länge gleichmässig und nur einmal erhitzt und dann geschweisst wurde, und dass das zu schweissende Stück beim Wärmen und Schweissen in derselben Lagerung verblieb. Die Gleich- mässigkeit der Erhitzung der Schweissnaht suchten verschiedene Er- finder durch Gasheizung mit entsprechend verteilten Brennern zu erreichen. Dass auch in dieser Periode zahllose Schweisspulver er- funden wurden, ist selbstverständlich. Wir erwähnen hier nur ein Schweisspulver von Rust (1879) für englischen Gussstahl: 61 Tle. Borax werden mit 171/2 Tln. Salmiak im Krystallwasser des ersteren geschmolzen und dann Blutlaugensalz und Kolophonium eingerührt bis zur Dicke eines Breies. Alsdann wird die Masse auf eine eiserne
1) Siehe Stahl und Eisen 1882, II, S. 470.
Schweiſsung.
Eisenwerk anstellte und im Jahre 1882 1) Bericht erstattete. Sie kam zu dem sehr ungünstigen Ergebnis, daſs eine jede durch Schweiſsung hergestellte Verbindung auch bei der gröſsten Sorgfalt des Schmiedes unzuverlässig ist. Deswegen sind aber Schweiſsverbindungen durchaus nicht immer weniger fest als die ungeschweiſste Masse: gut geschweiſste und gehämmerte Verbindungsstellen zeigen öfters eine Festigkeit bis zu 100 Prozent.
Wedding und Ledebur hoben die Wichtigkeit der chemischen Zusammensetzung des zu schweiſsenden Fluſseisens hervor. Letzterer fand die durchschnittliche Zusammensetzung von
[Tabelle]
Weddings Angabe, daſs ein Siliciumgehalt die Schweiſsung befördere, wurde von Anderen bestritten. Nach Wedding ist die molekulare Anordnung von gröſserem Einfluſs als der Kohlenstoffgehalt.
Die Schweiſsbarkeit kommt zunächst bei der Vorarbeit zur Schweiſseisenfabrikation, sodann aber in tausenderlei Verwendung zur Herstellung geschweiſster Gegenstände in Betracht.
Daſs die Art der Ausführung der Schweiſsung von gröſserem Einfluſs ist, bedarf kaum der Erwähnung. Krupp erfand gegen Ende der siebziger Jahre eine besondere Vorrichtung zum Schweiſsen von Blech und Flacheisen, deren Wesen darin bestand, daſs die Schweiſs- stelle auf ihre ganze Länge gleichmäſsig und nur einmal erhitzt und dann geschweiſst wurde, und daſs das zu schweiſsende Stück beim Wärmen und Schweiſsen in derselben Lagerung verblieb. Die Gleich- mäſsigkeit der Erhitzung der Schweiſsnaht suchten verschiedene Er- finder durch Gasheizung mit entsprechend verteilten Brennern zu erreichen. Daſs auch in dieser Periode zahllose Schweiſspulver er- funden wurden, ist selbstverständlich. Wir erwähnen hier nur ein Schweiſspulver von Rust (1879) für englischen Guſsstahl: 61 Tle. Borax werden mit 17½ Tln. Salmiak im Krystallwasser des ersteren geschmolzen und dann Blutlaugensalz und Kolophonium eingerührt bis zur Dicke eines Breies. Alsdann wird die Masse auf eine eiserne
1) Siehe Stahl und Eisen 1882, II, S. 470.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0895"n="879"/><fwplace="top"type="header">Schweiſsung.</fw><lb/>
Eisenwerk anstellte und im Jahre 1882 <noteplace="foot"n="1)">Siehe Stahl und Eisen 1882, II, S. 470.</note> Bericht erstattete. Sie kam<lb/>
zu dem sehr ungünstigen Ergebnis, daſs eine jede durch Schweiſsung<lb/>
hergestellte Verbindung auch bei der gröſsten Sorgfalt des Schmiedes<lb/>
unzuverlässig ist. Deswegen sind aber Schweiſsverbindungen durchaus<lb/>
nicht immer weniger fest als die ungeschweiſste Masse: gut geschweiſste<lb/>
und gehämmerte Verbindungsstellen zeigen öfters eine Festigkeit bis<lb/>
zu 100 Prozent.</p><lb/><p><hirendition="#g">Wedding</hi> und <hirendition="#g">Ledebur</hi> hoben die Wichtigkeit der chemischen<lb/>
Zusammensetzung des zu schweiſsenden Fluſseisens hervor. Letzterer<lb/>
fand die durchschnittliche Zusammensetzung von</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p><hirendition="#g">Weddings</hi> Angabe, daſs ein Siliciumgehalt die Schweiſsung<lb/>
befördere, wurde von Anderen bestritten. Nach <hirendition="#g">Wedding</hi> ist die<lb/>
molekulare Anordnung von gröſserem Einfluſs als der Kohlenstoffgehalt.</p><lb/><p>Die Schweiſsbarkeit kommt zunächst bei der Vorarbeit zur<lb/>
Schweiſseisenfabrikation, sodann aber in tausenderlei Verwendung zur<lb/>
Herstellung geschweiſster Gegenstände in Betracht.</p><lb/><p>Daſs die Art der Ausführung der Schweiſsung von gröſserem<lb/>
Einfluſs ist, bedarf kaum der Erwähnung. <hirendition="#g">Krupp</hi> erfand gegen Ende<lb/>
der siebziger Jahre eine besondere Vorrichtung zum Schweiſsen von<lb/>
Blech und Flacheisen, deren Wesen darin bestand, daſs die Schweiſs-<lb/>
stelle auf ihre ganze Länge gleichmäſsig und nur einmal erhitzt und<lb/>
dann geschweiſst wurde, und daſs das zu schweiſsende Stück beim<lb/>
Wärmen und Schweiſsen in derselben Lagerung verblieb. Die Gleich-<lb/>
mäſsigkeit der Erhitzung der Schweiſsnaht suchten verschiedene Er-<lb/>
finder durch Gasheizung mit entsprechend verteilten Brennern zu<lb/>
erreichen. Daſs auch in dieser Periode zahllose Schweiſspulver er-<lb/>
funden wurden, ist selbstverständlich. Wir erwähnen hier nur ein<lb/>
Schweiſspulver von <hirendition="#g">Rust</hi> (1879) für englischen Guſsstahl: 61 Tle.<lb/>
Borax werden mit 17½ Tln. Salmiak im Krystallwasser des ersteren<lb/>
geschmolzen und dann Blutlaugensalz und Kolophonium eingerührt<lb/>
bis zur Dicke eines Breies. Alsdann wird die Masse auf eine eiserne<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[879/0895]
Schweiſsung.
Eisenwerk anstellte und im Jahre 1882 1) Bericht erstattete. Sie kam
zu dem sehr ungünstigen Ergebnis, daſs eine jede durch Schweiſsung
hergestellte Verbindung auch bei der gröſsten Sorgfalt des Schmiedes
unzuverlässig ist. Deswegen sind aber Schweiſsverbindungen durchaus
nicht immer weniger fest als die ungeschweiſste Masse: gut geschweiſste
und gehämmerte Verbindungsstellen zeigen öfters eine Festigkeit bis
zu 100 Prozent.
Wedding und Ledebur hoben die Wichtigkeit der chemischen
Zusammensetzung des zu schweiſsenden Fluſseisens hervor. Letzterer
fand die durchschnittliche Zusammensetzung von
Weddings Angabe, daſs ein Siliciumgehalt die Schweiſsung
befördere, wurde von Anderen bestritten. Nach Wedding ist die
molekulare Anordnung von gröſserem Einfluſs als der Kohlenstoffgehalt.
Die Schweiſsbarkeit kommt zunächst bei der Vorarbeit zur
Schweiſseisenfabrikation, sodann aber in tausenderlei Verwendung zur
Herstellung geschweiſster Gegenstände in Betracht.
Daſs die Art der Ausführung der Schweiſsung von gröſserem
Einfluſs ist, bedarf kaum der Erwähnung. Krupp erfand gegen Ende
der siebziger Jahre eine besondere Vorrichtung zum Schweiſsen von
Blech und Flacheisen, deren Wesen darin bestand, daſs die Schweiſs-
stelle auf ihre ganze Länge gleichmäſsig und nur einmal erhitzt und
dann geschweiſst wurde, und daſs das zu schweiſsende Stück beim
Wärmen und Schweiſsen in derselben Lagerung verblieb. Die Gleich-
mäſsigkeit der Erhitzung der Schweiſsnaht suchten verschiedene Er-
finder durch Gasheizung mit entsprechend verteilten Brennern zu
erreichen. Daſs auch in dieser Periode zahllose Schweiſspulver er-
funden wurden, ist selbstverständlich. Wir erwähnen hier nur ein
Schweiſspulver von Rust (1879) für englischen Guſsstahl: 61 Tle.
Borax werden mit 17½ Tln. Salmiak im Krystallwasser des ersteren
geschmolzen und dann Blutlaugensalz und Kolophonium eingerührt
bis zur Dicke eines Breies. Alsdann wird die Masse auf eine eiserne
1) Siehe Stahl und Eisen 1882, II, S. 470.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/895>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.