maschinen als Lochstanzen, Bohrmaschinen, Fräsmaschinen, Dreh- und Hobelbänke, Nietmaschinen, Präg- und Ziehpressen, Gesenken, Pumpen und Prägen gemacht worden sind, gehören mehr in die Geschichte des Maschinenbaues als der Eisenhüttenkunde; wir be- gnügen uns deshalb, auf die neueste Auflage des Lehrbuchs der mechanisch-metallurgischen Technologie von A. Ledebur (Braun- schweig 1897) zu verweisen. Manche dieser Hülfswerkzeuge, besonders Bohrmaschinen, werden jetzt durch Elektromotoren betrieben, nament- lich bei Montage oder bei sehr schweren Stücken.
Dagegen verdienen die Fortschritte der Formgebung durch Schweissung als eine metallurgische Operation hier noch eine kurze Besprechung.
Flusseisen schweisst schwerer als Schweisseisen, welch letzteres von seiner Schweissbarkeit benannt ist. Die Schweissbarkeit des Fluss- eisens bildete besonders zu Anfang der achtziger Jahre einen Gegen- stand lebhafter Erörterungen. Die Schwierigkeit desselben wurde vielfach übertrieben, teils aus Unkenntnis der richtigen Behandlung, teils aus Geschäftsinteresse seitens der Schweisseisenfabrikanten. Dass gutes Flusseisen bei richtiger Behandlung sehr gut schweisst, ist heut- zutage eine anerkannte Thatsache. Auf die Schweissbarkeit des Fluss- eisens üben allerdings die fremden Beimengungen einen grossen Ein- fluss aus. Dies hat unter anderen Daniel Adamson 1879 nach- gewiesen, nach dessen Erfahrungen Stahlbleche nicht über 0,125 Pro- zent Kohlenstoff, 0,040 Schwefel und Phosphor und 0,100 Silicium enthalten dürfen, um sich noch gut schweissen zu lassen. Weitere Untersuchungen in den folgenden Jahren ergaben, dass alle Neben- bestandteile des Eisens seine Schweissbarkeit verringern.
Der Kohlenstoff setzt den Schmelzpunkt des Eisens herab, ver- mehrt aber seine Krystallisation und macht das Eisen in der Hitze brüchig. Mangan, Chrom und Wolfram erhöhen den Schmelzpunkt des Eisens, erhöhen auch seine Festigkeit in der Hitze, wirken aber durch ihre eigene Unschmelzbarkeit nachteilig auf die Schweissung ein. Phosphor wirkt ähnlich wie Kohlenstoff, aber in noch höherem Masse ungünstig. Silicium verursacht Heissbruch und vermindert die Schweissbarkeit. Schwefel veranlasst Saigerung und bewirkt Störungen.
Die Frage der Schweissbarkeit erschien so wichtig, dass der Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen eine besondere Kommission einsetzte, die eine Reihe von Versuchen im Moabiter
Schweiſsung.
maschinen als Lochstanzen, Bohrmaschinen, Fräsmaschinen, Dreh- und Hobelbänke, Nietmaschinen, Präg- und Ziehpressen, Gesenken, Pumpen und Prägen gemacht worden sind, gehören mehr in die Geschichte des Maschinenbaues als der Eisenhüttenkunde; wir be- gnügen uns deshalb, auf die neueste Auflage des Lehrbuchs der mechanisch-metallurgischen Technologie von A. Ledebur (Braun- schweig 1897) zu verweisen. Manche dieser Hülfswerkzeuge, besonders Bohrmaschinen, werden jetzt durch Elektromotoren betrieben, nament- lich bei Montage oder bei sehr schweren Stücken.
Dagegen verdienen die Fortschritte der Formgebung durch Schweiſsung als eine metallurgische Operation hier noch eine kurze Besprechung.
Fluſseisen schweiſst schwerer als Schweiſseisen, welch letzteres von seiner Schweiſsbarkeit benannt ist. Die Schweiſsbarkeit des Fluſs- eisens bildete besonders zu Anfang der achtziger Jahre einen Gegen- stand lebhafter Erörterungen. Die Schwierigkeit desselben wurde vielfach übertrieben, teils aus Unkenntnis der richtigen Behandlung, teils aus Geschäftsinteresse seitens der Schweiſseisenfabrikanten. Daſs gutes Fluſseisen bei richtiger Behandlung sehr gut schweiſst, ist heut- zutage eine anerkannte Thatsache. Auf die Schweiſsbarkeit des Fluſs- eisens üben allerdings die fremden Beimengungen einen groſsen Ein- fluſs aus. Dies hat unter anderen Daniel Adamson 1879 nach- gewiesen, nach dessen Erfahrungen Stahlbleche nicht über 0,125 Pro- zent Kohlenstoff, 0,040 Schwefel und Phosphor und 0,100 Silicium enthalten dürfen, um sich noch gut schweiſsen zu lassen. Weitere Untersuchungen in den folgenden Jahren ergaben, daſs alle Neben- bestandteile des Eisens seine Schweiſsbarkeit verringern.
Der Kohlenstoff setzt den Schmelzpunkt des Eisens herab, ver- mehrt aber seine Krystallisation und macht das Eisen in der Hitze brüchig. Mangan, Chrom und Wolfram erhöhen den Schmelzpunkt des Eisens, erhöhen auch seine Festigkeit in der Hitze, wirken aber durch ihre eigene Unschmelzbarkeit nachteilig auf die Schweiſsung ein. Phosphor wirkt ähnlich wie Kohlenstoff, aber in noch höherem Maſse ungünstig. Silicium verursacht Heiſsbruch und vermindert die Schweiſsbarkeit. Schwefel veranlaſst Saigerung und bewirkt Störungen.
Die Frage der Schweiſsbarkeit erschien so wichtig, daſs der Verein zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen eine besondere Kommission einsetzte, die eine Reihe von Versuchen im Moabiter
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Schweiſsung.
maschinen als Lochstanzen, Bohrmaschinen, Fräsmaschinen, Dreh-
und Hobelbänke, Nietmaschinen, Präg- und Ziehpressen, Gesenken,
Pumpen und Prägen gemacht worden sind, gehören mehr in die
Geschichte des Maschinenbaues als der Eisenhüttenkunde; wir be-
gnügen uns deshalb, auf die neueste Auflage des Lehrbuchs der
mechanisch-metallurgischen Technologie von A. Ledebur (Braun-
schweig 1897) zu verweisen. Manche dieser Hülfswerkzeuge, besonders
Bohrmaschinen, werden jetzt durch Elektromotoren betrieben, nament-
lich bei Montage oder bei sehr schweren Stücken.
Dagegen verdienen die Fortschritte der Formgebung durch
Schweiſsung als eine metallurgische Operation hier noch eine kurze
Besprechung.
Fluſseisen schweiſst schwerer als Schweiſseisen, welch letzteres
von seiner Schweiſsbarkeit benannt ist. Die Schweiſsbarkeit des Fluſs-
eisens bildete besonders zu Anfang der achtziger Jahre einen Gegen-
stand lebhafter Erörterungen. Die Schwierigkeit desselben wurde
vielfach übertrieben, teils aus Unkenntnis der richtigen Behandlung,
teils aus Geschäftsinteresse seitens der Schweiſseisenfabrikanten. Daſs
gutes Fluſseisen bei richtiger Behandlung sehr gut schweiſst, ist heut-
zutage eine anerkannte Thatsache. Auf die Schweiſsbarkeit des Fluſs-
eisens üben allerdings die fremden Beimengungen einen groſsen Ein-
fluſs aus. Dies hat unter anderen Daniel Adamson 1879 nach-
gewiesen, nach dessen Erfahrungen Stahlbleche nicht über 0,125 Pro-
zent Kohlenstoff, 0,040 Schwefel und Phosphor und 0,100 Silicium
enthalten dürfen, um sich noch gut schweiſsen zu lassen. Weitere
Untersuchungen in den folgenden Jahren ergaben, daſs alle Neben-
bestandteile des Eisens seine Schweiſsbarkeit verringern.
Der Kohlenstoff setzt den Schmelzpunkt des Eisens herab, ver-
mehrt aber seine Krystallisation und macht das Eisen in der Hitze
brüchig. Mangan, Chrom und Wolfram erhöhen den Schmelzpunkt
des Eisens, erhöhen auch seine Festigkeit in der Hitze, wirken aber
durch ihre eigene Unschmelzbarkeit nachteilig auf die Schweiſsung
ein. Phosphor wirkt ähnlich wie Kohlenstoff, aber in noch höherem
Maſse ungünstig. Silicium verursacht Heiſsbruch und vermindert
die Schweiſsbarkeit. Schwefel veranlaſst Saigerung und bewirkt
Störungen.
Die Frage der Schweiſsbarkeit erschien so wichtig, daſs der Verein
zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen eine besondere
Kommission einsetzte, die eine Reihe von Versuchen im Moabiter
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/894>, abgerufen am 23.11.2024.
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