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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Blechfabrikation.
der ähnlich einer Käseglocke die Bleche dicht umschliesst und bedeckt.
Zur völligen Dichtung dient noch ein Gemenge von Sand und Hammer-
schlag oder Eisenfeile. Der Glühofen ist ein viereckiger Kasten mit
beweglichem Deckel, in den durch einen Kran je nach der Grösse
1, 2 oder 4 solcher Kisten nebeneinander gesetzt werden. Der Ofen
hat Gas-Regeneratorfeuerung. Nachdem die geglühten Bleche aus-
einandergenommen und geprüft sind, gelangen sie, ehe sie zum Ver-
zinnen kommen, noch ein zweites Mal kurz in eine reinere Beize und
sind dann zum Verzinnen fertig. Um sie vor Rost zu schützen, legt
man sie in eine Kufe mit reinem Wasser. Hieraus nimmt sie der
Verzinner und taucht sie zunächst in ein Gefäss mit fast siedend
heissem Palmkernöl, um die anhaftende Feuchtigkeit zu verjagen und
die Tafel einzufetten. Sodann gelangt sie zum Vorverzinnen in den
ersten Zinntopf. Diese Operationen geschehen meist noch mit der
Hand. Bei dem alten Verfahren 1) hatte man vier Zinntöpfe neben-
einander, die das Blech durchlaufen musste: 1. den Einbrennkessel,
worin die erste Verzinnung mit gebrauchtem Zinn aus den folgenden
Töpfen erfolgt; 2. den Bürsttopf, der die gleichmässige Verteilung der
Zinndecke bezweckt; 3. den Waschtopf, in dem die durch das Bürsten
entstandenen Perlen entfernt, aufgelöst, "abgewaschen" werden und
4. den Fetttopf, in dem mit reinstem Zinn die glänzende Oberfläche
gegeben wird. An Stelle dieses umständlichen Verfahrens ist in neuerer
Zeit fast überall die Schnellverzinnungsmethode mit Walzenkessel
getreten. Hierbei geschieht meist die erste Verzinnung, das Ein-
brennen, in derselben Weise, wie angegeben. Um sehr gute Weiss-
bleche zu erhalten, kann man aber auch das alte Verfahren noch mit
dem Walzenkessel verbinden. Das verzinnte Blech kommt bei dem
abgekürzten Verfahren in ein zweites Gefäss mit Fett und von da in
den englischen Zinntopf (Walzenkessel), wo es zwischen drei, fünf oder
mehr parallelen Walzen in das flüssige Zinn eingetaucht wird. Die
Tafel gelangt dann durch ein unteres Walzenpaar nach oben und
tritt zwischen den folgenden oberen Parallelwalzen fertig verzinnt
heraus, wo es von einem Arbeiter abgenommen wird. Es folgt nun
die Reinigung der Weissblechtafel entweder mit der Hand oder mit
der Maschine. Erst gelangt das noch heisse Blech in steil geneigter
Stellung auf ein Gestell, um überflüssiges Fett und Zinn ablaufen zu
lassen, dann wird es in drei Operationen zur Entfettung durch
immer reinere Kleie hin und her gezogen und zuletzt mit Filz-

1) Vergl. Nic. Gärtner, Die Weissblechfabrikation, und Stahl u. Eisen 1889,
S. 552, 724, 944, 1006.

Blechfabrikation.
der ähnlich einer Käseglocke die Bleche dicht umschlieſst und bedeckt.
Zur völligen Dichtung dient noch ein Gemenge von Sand und Hammer-
schlag oder Eisenfeile. Der Glühofen ist ein viereckiger Kasten mit
beweglichem Deckel, in den durch einen Kran je nach der Gröſse
1, 2 oder 4 solcher Kisten nebeneinander gesetzt werden. Der Ofen
hat Gas-Regeneratorfeuerung. Nachdem die geglühten Bleche aus-
einandergenommen und geprüft sind, gelangen sie, ehe sie zum Ver-
zinnen kommen, noch ein zweites Mal kurz in eine reinere Beize und
sind dann zum Verzinnen fertig. Um sie vor Rost zu schützen, legt
man sie in eine Kufe mit reinem Wasser. Hieraus nimmt sie der
Verzinner und taucht sie zunächst in ein Gefäſs mit fast siedend
heiſsem Palmkernöl, um die anhaftende Feuchtigkeit zu verjagen und
die Tafel einzufetten. Sodann gelangt sie zum Vorverzinnen in den
ersten Zinntopf. Diese Operationen geschehen meist noch mit der
Hand. Bei dem alten Verfahren 1) hatte man vier Zinntöpfe neben-
einander, die das Blech durchlaufen muſste: 1. den Einbrennkessel,
worin die erste Verzinnung mit gebrauchtem Zinn aus den folgenden
Töpfen erfolgt; 2. den Bürsttopf, der die gleichmäſsige Verteilung der
Zinndecke bezweckt; 3. den Waschtopf, in dem die durch das Bürsten
entstandenen Perlen entfernt, aufgelöst, „abgewaschen“ werden und
4. den Fetttopf, in dem mit reinstem Zinn die glänzende Oberfläche
gegeben wird. An Stelle dieses umständlichen Verfahrens ist in neuerer
Zeit fast überall die Schnellverzinnungsmethode mit Walzenkessel
getreten. Hierbei geschieht meist die erste Verzinnung, das Ein-
brennen, in derselben Weise, wie angegeben. Um sehr gute Weiſs-
bleche zu erhalten, kann man aber auch das alte Verfahren noch mit
dem Walzenkessel verbinden. Das verzinnte Blech kommt bei dem
abgekürzten Verfahren in ein zweites Gefäſs mit Fett und von da in
den englischen Zinntopf (Walzenkessel), wo es zwischen drei, fünf oder
mehr parallelen Walzen in das flüssige Zinn eingetaucht wird. Die
Tafel gelangt dann durch ein unteres Walzenpaar nach oben und
tritt zwischen den folgenden oberen Parallelwalzen fertig verzinnt
heraus, wo es von einem Arbeiter abgenommen wird. Es folgt nun
die Reinigung der Weiſsblechtafel entweder mit der Hand oder mit
der Maschine. Erst gelangt das noch heiſse Blech in steil geneigter
Stellung auf ein Gestell, um überflüssiges Fett und Zinn ablaufen zu
lassen, dann wird es in drei Operationen zur Entfettung durch
immer reinere Kleie hin und her gezogen und zuletzt mit Filz-

1) Vergl. Nic. Gärtner, Die Weiſsblechfabrikation, und Stahl u. Eisen 1889,
S. 552, 724, 944, 1006.
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[838/0854] Blechfabrikation. der ähnlich einer Käseglocke die Bleche dicht umschlieſst und bedeckt. Zur völligen Dichtung dient noch ein Gemenge von Sand und Hammer- schlag oder Eisenfeile. Der Glühofen ist ein viereckiger Kasten mit beweglichem Deckel, in den durch einen Kran je nach der Gröſse 1, 2 oder 4 solcher Kisten nebeneinander gesetzt werden. Der Ofen hat Gas-Regeneratorfeuerung. Nachdem die geglühten Bleche aus- einandergenommen und geprüft sind, gelangen sie, ehe sie zum Ver- zinnen kommen, noch ein zweites Mal kurz in eine reinere Beize und sind dann zum Verzinnen fertig. Um sie vor Rost zu schützen, legt man sie in eine Kufe mit reinem Wasser. Hieraus nimmt sie der Verzinner und taucht sie zunächst in ein Gefäſs mit fast siedend heiſsem Palmkernöl, um die anhaftende Feuchtigkeit zu verjagen und die Tafel einzufetten. Sodann gelangt sie zum Vorverzinnen in den ersten Zinntopf. Diese Operationen geschehen meist noch mit der Hand. Bei dem alten Verfahren 1) hatte man vier Zinntöpfe neben- einander, die das Blech durchlaufen muſste: 1. den Einbrennkessel, worin die erste Verzinnung mit gebrauchtem Zinn aus den folgenden Töpfen erfolgt; 2. den Bürsttopf, der die gleichmäſsige Verteilung der Zinndecke bezweckt; 3. den Waschtopf, in dem die durch das Bürsten entstandenen Perlen entfernt, aufgelöst, „abgewaschen“ werden und 4. den Fetttopf, in dem mit reinstem Zinn die glänzende Oberfläche gegeben wird. An Stelle dieses umständlichen Verfahrens ist in neuerer Zeit fast überall die Schnellverzinnungsmethode mit Walzenkessel getreten. Hierbei geschieht meist die erste Verzinnung, das Ein- brennen, in derselben Weise, wie angegeben. Um sehr gute Weiſs- bleche zu erhalten, kann man aber auch das alte Verfahren noch mit dem Walzenkessel verbinden. Das verzinnte Blech kommt bei dem abgekürzten Verfahren in ein zweites Gefäſs mit Fett und von da in den englischen Zinntopf (Walzenkessel), wo es zwischen drei, fünf oder mehr parallelen Walzen in das flüssige Zinn eingetaucht wird. Die Tafel gelangt dann durch ein unteres Walzenpaar nach oben und tritt zwischen den folgenden oberen Parallelwalzen fertig verzinnt heraus, wo es von einem Arbeiter abgenommen wird. Es folgt nun die Reinigung der Weiſsblechtafel entweder mit der Hand oder mit der Maschine. Erst gelangt das noch heiſse Blech in steil geneigter Stellung auf ein Gestell, um überflüssiges Fett und Zinn ablaufen zu lassen, dann wird es in drei Operationen zur Entfettung durch immer reinere Kleie hin und her gezogen und zuletzt mit Filz- 1) Vergl. Nic. Gärtner, Die Weiſsblechfabrikation, und Stahl u. Eisen 1889, S. 552, 724, 944, 1006.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/854>, abgerufen am 23.11.2024.