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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Blasenfreier Guss.
man nach Riley keinen besonderen Erfolg damit, mehr schon durch
Umgiessen des Metalls in eine zweite Pfanne, wie es Gjers in Dar-
lington (um 1883) machte.

Viel häufiger benutzte man aber Druck. Bessemer hatte schon
1856 das Erstarren unter Druck vorgeschlagen. 1867 regten Whit-
worth
in Manchester und Bonnisard zu Terrenoire diese Idee von
neuem an und Whitworth führte das Verfahren mit Erfolg in die
Praxis ein (s. S. 217). Er bediente sich dabei einer hydraulischen
Presse 1). Sein Verfahren fand auch auf dem Kontinent Ver-
breitung. Zuerst wurde es von Revolier, Bietrix & Co. in
St. Etienne versucht. Sodann Anfang der siebziger Jahre zu Neu-
berg in Steiermark. Hier wurden die sehr starken Blockformen mit
dem flüssigen Inhalt auf einem kräftigen Wagengestell unter den Press-
kolben einer hydraulischen Presse gefahren. Dieser wirkte auf einen
Pressstempel, der in die obere Koquillenöffnung eingesetzt wurde. Die
Masse wurde eine halbe bis eine Minute dem Druck ausgesetzt und
dabei 1 bis 2 Zoll zusammengedrückt.

Daelen liess sich 1875 eine Presse patentieren, deren Zweck
war, die Zeit zwischen Füllen und Pressen möglichst abzukürzen, was
dadurch erreicht wurde, dass die Koquille unmittelbar auf der Presse
stand.

Bis zu einem gewissen Grade konnte eine flüssige Metallsäule
als Drucksäule wirken, deshalb wendete man allgemein bei Stahl-
güssen hohe Gusstrichter an. Man goss auch die Blöcke steigend
mit hohem Eingussrohr, wobei dasselbe für den gleichzeitigen Guss
mehrerer kleiner Blöcke, z. B. für Drahtknüppel durch eine Ver-
teilungsform mit einer Anzahl kleinerer Koquillen, die durch die auf-
steigende Stahlmasse gefüllt wurden, verbunden wurde. Auf dem
Prinzip einer Drucksäule von flüssigem Metall beruhte ein franzö-
sisches Patent von 1873, wonach durch eine Säule von 25 Fuss Höhe
ein Druck von 10 Atmosphären erzeugt werden sollte.

Andere Druckmittel waren Wasserdampf oder Gase. Ältere
hierauf beruhende Vorschläge von Galy-Cazalat haben wir bereits
S. 217 mitgeteilt. Auf der Hütte zu Caleassiere in Frankreich hatte
sich 1877 das Erstarren des Flussstahls unter Gasdruck von 6 bis
10 Atmosphären in einer verschliessbaren Form, namentlich für
weichen Stahl, gut bewährt. Man benutzte Dampf, der sich zersetzte.

1) Abbildungen davon in Armengaud, Publ. industr. XXIII, p. 331, Dingl.
Polyt. Journ., Bd. 125, S. 423, H. M. Howe, The Metallurgy of Steel, p. 155.

Blasenfreier Guſs.
man nach Riley keinen besonderen Erfolg damit, mehr schon durch
Umgieſsen des Metalls in eine zweite Pfanne, wie es Gjers in Dar-
lington (um 1883) machte.

Viel häufiger benutzte man aber Druck. Bessemer hatte schon
1856 das Erstarren unter Druck vorgeschlagen. 1867 regten Whit-
worth
in Manchester und Bonnisard zu Terrenoire diese Idee von
neuem an und Whitworth führte das Verfahren mit Erfolg in die
Praxis ein (s. S. 217). Er bediente sich dabei einer hydraulischen
Presse 1). Sein Verfahren fand auch auf dem Kontinent Ver-
breitung. Zuerst wurde es von Revolier, Biétrix & Co. in
St. Etienne versucht. Sodann Anfang der siebziger Jahre zu Neu-
berg in Steiermark. Hier wurden die sehr starken Blockformen mit
dem flüssigen Inhalt auf einem kräftigen Wagengestell unter den Preſs-
kolben einer hydraulischen Presse gefahren. Dieser wirkte auf einen
Preſsstempel, der in die obere Koquillenöffnung eingesetzt wurde. Die
Masse wurde eine halbe bis eine Minute dem Druck ausgesetzt und
dabei 1 bis 2 Zoll zusammengedrückt.

Daelen lieſs sich 1875 eine Presse patentieren, deren Zweck
war, die Zeit zwischen Füllen und Pressen möglichst abzukürzen, was
dadurch erreicht wurde, daſs die Koquille unmittelbar auf der Presse
stand.

Bis zu einem gewissen Grade konnte eine flüssige Metallsäule
als Drucksäule wirken, deshalb wendete man allgemein bei Stahl-
güssen hohe Guſstrichter an. Man goſs auch die Blöcke steigend
mit hohem Einguſsrohr, wobei dasselbe für den gleichzeitigen Guſs
mehrerer kleiner Blöcke, z. B. für Drahtknüppel durch eine Ver-
teilungsform mit einer Anzahl kleinerer Koquillen, die durch die auf-
steigende Stahlmasse gefüllt wurden, verbunden wurde. Auf dem
Prinzip einer Drucksäule von flüssigem Metall beruhte ein franzö-
sisches Patent von 1873, wonach durch eine Säule von 25 Fuſs Höhe
ein Druck von 10 Atmosphären erzeugt werden sollte.

Andere Druckmittel waren Wasserdampf oder Gase. Ältere
hierauf beruhende Vorschläge von Galy-Cazalat haben wir bereits
S. 217 mitgeteilt. Auf der Hütte zu Caléassière in Frankreich hatte
sich 1877 das Erstarren des Fluſsstahls unter Gasdruck von 6 bis
10 Atmosphären in einer verschlieſsbaren Form, namentlich für
weichen Stahl, gut bewährt. Man benutzte Dampf, der sich zersetzte.

1) Abbildungen davon in Armengaud, Publ. industr. XXIII, p. 331, Dingl.
Polyt. Journ., Bd. 125, S. 423, H. M. Howe, The Metallurgy of Steel, p. 155.
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[758/0774] Blasenfreier Guſs. man nach Riley keinen besonderen Erfolg damit, mehr schon durch Umgieſsen des Metalls in eine zweite Pfanne, wie es Gjers in Dar- lington (um 1883) machte. Viel häufiger benutzte man aber Druck. Bessemer hatte schon 1856 das Erstarren unter Druck vorgeschlagen. 1867 regten Whit- worth in Manchester und Bonnisard zu Terrenoire diese Idee von neuem an und Whitworth führte das Verfahren mit Erfolg in die Praxis ein (s. S. 217). Er bediente sich dabei einer hydraulischen Presse 1). Sein Verfahren fand auch auf dem Kontinent Ver- breitung. Zuerst wurde es von Revolier, Biétrix & Co. in St. Etienne versucht. Sodann Anfang der siebziger Jahre zu Neu- berg in Steiermark. Hier wurden die sehr starken Blockformen mit dem flüssigen Inhalt auf einem kräftigen Wagengestell unter den Preſs- kolben einer hydraulischen Presse gefahren. Dieser wirkte auf einen Preſsstempel, der in die obere Koquillenöffnung eingesetzt wurde. Die Masse wurde eine halbe bis eine Minute dem Druck ausgesetzt und dabei 1 bis 2 Zoll zusammengedrückt. Daelen lieſs sich 1875 eine Presse patentieren, deren Zweck war, die Zeit zwischen Füllen und Pressen möglichst abzukürzen, was dadurch erreicht wurde, daſs die Koquille unmittelbar auf der Presse stand. Bis zu einem gewissen Grade konnte eine flüssige Metallsäule als Drucksäule wirken, deshalb wendete man allgemein bei Stahl- güssen hohe Guſstrichter an. Man goſs auch die Blöcke steigend mit hohem Einguſsrohr, wobei dasselbe für den gleichzeitigen Guſs mehrerer kleiner Blöcke, z. B. für Drahtknüppel durch eine Ver- teilungsform mit einer Anzahl kleinerer Koquillen, die durch die auf- steigende Stahlmasse gefüllt wurden, verbunden wurde. Auf dem Prinzip einer Drucksäule von flüssigem Metall beruhte ein franzö- sisches Patent von 1873, wonach durch eine Säule von 25 Fuſs Höhe ein Druck von 10 Atmosphären erzeugt werden sollte. Andere Druckmittel waren Wasserdampf oder Gase. Ältere hierauf beruhende Vorschläge von Galy-Cazalat haben wir bereits S. 217 mitgeteilt. Auf der Hütte zu Caléassière in Frankreich hatte sich 1877 das Erstarren des Fluſsstahls unter Gasdruck von 6 bis 10 Atmosphären in einer verschlieſsbaren Form, namentlich für weichen Stahl, gut bewährt. Man benutzte Dampf, der sich zersetzte. 1) Abbildungen davon in Armengaud, Publ. industr. XXIII, p. 331, Dingl. Polyt. Journ., Bd. 125, S. 423, H. M. Howe, The Metallurgy of Steel, p. 155.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/774>, abgerufen am 23.11.2024.