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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Blasenfreier Guss.
In England wurden 1878 zu Barrow von Bolkow, Vaughan & Co.
dichte Güsse unter Dampfdruck hergestellt. Man benutzte diesen da,
wo die Whitworthpresse, die sich nur für Blöcke oder schwere, massive
Gussstücke eignete, nicht mehr verwendbar war.

Die Firma Fr. Krupp in Essen erzeugte dichte Stahlgüsse unter
Druck von Kohlensäure in geschlossenen Formen, worauf sie 1881 ein
Patent erhielt (D. R. P. Nr. 17056). Der Druck, den die Kohlensäure
ausübte, stieg bei 200°C. bis zu 800 Atmosphären.

F. Gautier 1) berichtete 1882 von Whitworths Verfahren in
Manchester, dass die Formen aus Stahlringen zusammengesetzt und
mit feuerfester Masse ausgekleidet seien. Diese Formen standen auf
Wagen, die nach dem Guss unter die hydraulische Presse gefahren
wurden. Auch der Kolben war durch feuerfeste Steine vor der Ein-
wirkung des flüssigen Stahls geschützt; er übte einen Druck von
600 Atmosphären aus, mit dem er 20 bis 45 Minuten, je nach der Grösse
des Gussstücks, auf die erstarrende Masse wirkte. Hierdurch wurde
der grösste Teil der Gase von dem Guss absorbiert, ein kleinerer Teil
entwich durch die Fugen der Form. Im Moment des Erstarrens
trat trotzdem eine Kontraktion mit Gasausscheidung ein, welche ver-
anlasste, dass oft die Hälfte bis ein Drittel des Blockes abgeschnitten
werden musste.

Der amerikanische Hüttenmann Thomas Egleston sah 1884
das Pressverfahren auf dem neuen Werk von Whitworth in Man-
chester, wo es sowohl für kleine Gussstücke, wie für Kanonenrohre
angewendet wurde. Der Stahl war im Siemens-Martinofen geschmolzen.
Für die Kanonen wurden cylindrische Blöcke gegossen. Um den
Formsand fest einstampfen zu können, wurde die Form innen mit
Eisenstäben ausgekleidet. Die Form, die auf einem Wagen stand,
wurde nach dem Giessen sofort unter die Presse gefahren; der Press-
kolben verschloss die Öffnung, und indem er in Bewegung gesetzt wurde,
ergoss sich ein Funkenschauer aus derselben. Der Druck betrug
13000 Pfund auf den Quadratzoll, die Druckzeit etwa eine halbe
Stunde. Whitworth hatte versuchsweise bis zu 20 Tonnen pro Quadrat-
zoll gedrückt, aber gefunden, dass eine Pressung über 6 Tonnen keine
besonderen Vorteile mehr biete. Das Volumen änderte sich in den
ersten fünf Minuten um 1/6 bis 1/8 der Länge. Nach Beendigung der
Druckzeit wurde der Druck auf 1500 Pfund pro Quadratzoll ermässigt
und der Guss so erkalten lassen.


1) Genie industriel 1882, p. 385.

Blasenfreier Guſs.
In England wurden 1878 zu Barrow von Bolkow, Vaughan & Co.
dichte Güsse unter Dampfdruck hergestellt. Man benutzte diesen da,
wo die Whitworthpresse, die sich nur für Blöcke oder schwere, massive
Guſsstücke eignete, nicht mehr verwendbar war.

Die Firma Fr. Krupp in Essen erzeugte dichte Stahlgüsse unter
Druck von Kohlensäure in geschlossenen Formen, worauf sie 1881 ein
Patent erhielt (D. R. P. Nr. 17056). Der Druck, den die Kohlensäure
ausübte, stieg bei 200°C. bis zu 800 Atmosphären.

F. Gautier 1) berichtete 1882 von Whitworths Verfahren in
Manchester, daſs die Formen aus Stahlringen zusammengesetzt und
mit feuerfester Masse ausgekleidet seien. Diese Formen standen auf
Wagen, die nach dem Guſs unter die hydraulische Presse gefahren
wurden. Auch der Kolben war durch feuerfeste Steine vor der Ein-
wirkung des flüssigen Stahls geschützt; er übte einen Druck von
600 Atmosphären aus, mit dem er 20 bis 45 Minuten, je nach der Gröſse
des Guſsstücks, auf die erstarrende Masse wirkte. Hierdurch wurde
der gröſste Teil der Gase von dem Guſs absorbiert, ein kleinerer Teil
entwich durch die Fugen der Form. Im Moment des Erstarrens
trat trotzdem eine Kontraktion mit Gasausscheidung ein, welche ver-
anlaſste, daſs oft die Hälfte bis ein Drittel des Blockes abgeschnitten
werden muſste.

Der amerikanische Hüttenmann Thomas Egleston sah 1884
das Preſsverfahren auf dem neuen Werk von Whitworth in Man-
chester, wo es sowohl für kleine Guſsstücke, wie für Kanonenrohre
angewendet wurde. Der Stahl war im Siemens-Martinofen geschmolzen.
Für die Kanonen wurden cylindrische Blöcke gegossen. Um den
Formsand fest einstampfen zu können, wurde die Form innen mit
Eisenstäben ausgekleidet. Die Form, die auf einem Wagen stand,
wurde nach dem Gieſsen sofort unter die Presse gefahren; der Preſs-
kolben verschloſs die Öffnung, und indem er in Bewegung gesetzt wurde,
ergoſs sich ein Funkenschauer aus derselben. Der Druck betrug
13000 Pfund auf den Quadratzoll, die Druckzeit etwa eine halbe
Stunde. Whitworth hatte versuchsweise bis zu 20 Tonnen pro Quadrat-
zoll gedrückt, aber gefunden, daſs eine Pressung über 6 Tonnen keine
besonderen Vorteile mehr biete. Das Volumen änderte sich in den
ersten fünf Minuten um ⅙ bis ⅛ der Länge. Nach Beendigung der
Druckzeit wurde der Druck auf 1500 Pfund pro Quadratzoll ermäſsigt
und der Guſs so erkalten lassen.


1) Génie industriel 1882, p. 385.
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[759/0775] Blasenfreier Guſs. In England wurden 1878 zu Barrow von Bolkow, Vaughan & Co. dichte Güsse unter Dampfdruck hergestellt. Man benutzte diesen da, wo die Whitworthpresse, die sich nur für Blöcke oder schwere, massive Guſsstücke eignete, nicht mehr verwendbar war. Die Firma Fr. Krupp in Essen erzeugte dichte Stahlgüsse unter Druck von Kohlensäure in geschlossenen Formen, worauf sie 1881 ein Patent erhielt (D. R. P. Nr. 17056). Der Druck, den die Kohlensäure ausübte, stieg bei 200°C. bis zu 800 Atmosphären. F. Gautier 1) berichtete 1882 von Whitworths Verfahren in Manchester, daſs die Formen aus Stahlringen zusammengesetzt und mit feuerfester Masse ausgekleidet seien. Diese Formen standen auf Wagen, die nach dem Guſs unter die hydraulische Presse gefahren wurden. Auch der Kolben war durch feuerfeste Steine vor der Ein- wirkung des flüssigen Stahls geschützt; er übte einen Druck von 600 Atmosphären aus, mit dem er 20 bis 45 Minuten, je nach der Gröſse des Guſsstücks, auf die erstarrende Masse wirkte. Hierdurch wurde der gröſste Teil der Gase von dem Guſs absorbiert, ein kleinerer Teil entwich durch die Fugen der Form. Im Moment des Erstarrens trat trotzdem eine Kontraktion mit Gasausscheidung ein, welche ver- anlaſste, daſs oft die Hälfte bis ein Drittel des Blockes abgeschnitten werden muſste. Der amerikanische Hüttenmann Thomas Egleston sah 1884 das Preſsverfahren auf dem neuen Werk von Whitworth in Man- chester, wo es sowohl für kleine Guſsstücke, wie für Kanonenrohre angewendet wurde. Der Stahl war im Siemens-Martinofen geschmolzen. Für die Kanonen wurden cylindrische Blöcke gegossen. Um den Formsand fest einstampfen zu können, wurde die Form innen mit Eisenstäben ausgekleidet. Die Form, die auf einem Wagen stand, wurde nach dem Gieſsen sofort unter die Presse gefahren; der Preſs- kolben verschloſs die Öffnung, und indem er in Bewegung gesetzt wurde, ergoſs sich ein Funkenschauer aus derselben. Der Druck betrug 13000 Pfund auf den Quadratzoll, die Druckzeit etwa eine halbe Stunde. Whitworth hatte versuchsweise bis zu 20 Tonnen pro Quadrat- zoll gedrückt, aber gefunden, daſs eine Pressung über 6 Tonnen keine besonderen Vorteile mehr biete. Das Volumen änderte sich in den ersten fünf Minuten um ⅙ bis ⅛ der Länge. Nach Beendigung der Druckzeit wurde der Druck auf 1500 Pfund pro Quadratzoll ermäſsigt und der Guſs so erkalten lassen. 1) Génie industriel 1882, p. 385.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/775>, abgerufen am 23.11.2024.