Works von Carnegie, Phipps & Co. die ersten Versuche für Panzerplatten nach der Methode von Creusot mit gutem Erfolg an- gestellt. Der Homestead-Nickelstahl enthielt 3,16 Prozent (gegen 3,32 Prozent zu Creusot) Nickel, seine Elasticitätsgrenze war 42 kg, seine Bruchgrenze 71 kg pro Quadratmillimeter, d. h. fast doppelt so hoch wie bei gewöhnlichem Flussstahl; die Dehnung betrug 15,5 Pro- zent, war also nur wenig vermindert. Die von Jules Garnier1) 1892 veröffentlichten Zahlen über vergleichende Versuche mit gewöhnlichem Stahl und Nickelstahl der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Ohio waren zwar nicht so hoch, zeigten aber auch deutlich die grosse Überlegenheit des Nickelstahls.
1894 beschäftigten sich bereits eine Reihe von Werken mit der Herstellung und Verarbeitung von Nickelstahl, so ausser den bereits genannten besonders Friedrich Krupp in Essen, die Bethlehem- Werke in Pittsburg und St. Chammond in Frankreich, Naylor Vickers in Sheffield und Witkowitz in Mähren.
Die Darstellung des Nickelstahls kann im Tiegel-, im Flammofen oder im Konverter geschehen, doch hat die Flammofenschmelzung am meisten Anwendung gefunden. Die Nickeleisenlegierungen erforderten hohe Schmelztemperaturen, die aber in Regenerativöfen unschwer zu erzeugen sind. Nickel oxydiert im Flammofen viel weniger als Chrom, was schon einen grossen Vorteil gegenüber dem Chromstahl bietet.
Man verwendete anfangs Ferronickel mit hohem Nickelgehalt oder metallisches Nickel als Zusatz. Beides ist aber kostspielig, und da das im Hochofen dargestellte Nickelroheisen ebenfalls nur teuer herzustellen und dabei von sehr schwankendem Gehalt ist, so zogen die grossen Werke es vor, Nickel in anderer Form zuzusetzen, doch hielten die Werke ihre Verfahren geheim. Zu Homestead, Bethlehem und auf dem Stahlwerk der Carbon-Steel-Gesellschaft verwendet man Nickeloxydul, welches im Martinofen selbst reduciert wird 2). Das- selbe wird zu Anfang der Charge mit dem Kalkzuschlag auf dem Boden des Martinofens eingesetzt, darauf das Roheisen und dann die weitere Charge. Das gefällte und getrocknete Nickeloxydul wird mit Holzkohlenpulver gemengt, entweder nach einem Patent von Wood zu Ziegel gepresst, oder, wie es v. Ehrenwerth sah, in einem aus Eisen zusammengefügten Kistchen auf den Boden
1) Le genie civil vom 24. Dezember 1892; Stahl und Eisen 1893, S. 133.
2) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago. Wien 1895, S. 139.
Cement- und Tiegelguſsstahl.
Works von Carnegie, Phipps & Co. die ersten Versuche für Panzerplatten nach der Methode von Creusot mit gutem Erfolg an- gestellt. Der Homestead-Nickelstahl enthielt 3,16 Prozent (gegen 3,32 Prozent zu Creusot) Nickel, seine Elasticitätsgrenze war 42 kg, seine Bruchgrenze 71 kg pro Quadratmillimeter, d. h. fast doppelt so hoch wie bei gewöhnlichem Fluſsstahl; die Dehnung betrug 15,5 Pro- zent, war also nur wenig vermindert. Die von Jules Garnier1) 1892 veröffentlichten Zahlen über vergleichende Versuche mit gewöhnlichem Stahl und Nickelstahl der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Ohio waren zwar nicht so hoch, zeigten aber auch deutlich die groſse Überlegenheit des Nickelstahls.
1894 beschäftigten sich bereits eine Reihe von Werken mit der Herstellung und Verarbeitung von Nickelstahl, so auſser den bereits genannten besonders Friedrich Krupp in Essen, die Bethlehem- Werke in Pittsburg und St. Chammond in Frankreich, Naylor Vickers in Sheffield und Witkowitz in Mähren.
Die Darstellung des Nickelstahls kann im Tiegel-, im Flammofen oder im Konverter geschehen, doch hat die Flammofenschmelzung am meisten Anwendung gefunden. Die Nickeleisenlegierungen erforderten hohe Schmelztemperaturen, die aber in Regenerativöfen unschwer zu erzeugen sind. Nickel oxydiert im Flammofen viel weniger als Chrom, was schon einen groſsen Vorteil gegenüber dem Chromstahl bietet.
Man verwendete anfangs Ferronickel mit hohem Nickelgehalt oder metallisches Nickel als Zusatz. Beides ist aber kostspielig, und da das im Hochofen dargestellte Nickelroheisen ebenfalls nur teuer herzustellen und dabei von sehr schwankendem Gehalt ist, so zogen die groſsen Werke es vor, Nickel in anderer Form zuzusetzen, doch hielten die Werke ihre Verfahren geheim. Zu Homestead, Bethlehem und auf dem Stahlwerk der Carbon-Steel-Gesellschaft verwendet man Nickeloxydul, welches im Martinofen selbst reduciert wird 2). Das- selbe wird zu Anfang der Charge mit dem Kalkzuschlag auf dem Boden des Martinofens eingesetzt, darauf das Roheisen und dann die weitere Charge. Das gefällte und getrocknete Nickeloxydul wird mit Holzkohlenpulver gemengt, entweder nach einem Patent von Wood zu Ziegel gepreſst, oder, wie es v. Ehrenwerth sah, in einem aus Eisen zusammengefügten Kistchen auf den Boden
1) Le génie civil vom 24. Dezember 1892; Stahl und Eisen 1893, S. 133.
2) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago. Wien 1895, S. 139.
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Works von Carnegie, Phipps & Co. die ersten Versuche für
Panzerplatten nach der Methode von Creusot mit gutem Erfolg an-
gestellt. Der Homestead-Nickelstahl enthielt 3,16 Prozent (gegen
3,32 Prozent zu Creusot) Nickel, seine Elasticitätsgrenze war 42 kg,
seine Bruchgrenze 71 kg pro Quadratmillimeter, d. h. fast doppelt so
hoch wie bei gewöhnlichem Fluſsstahl; die Dehnung betrug 15,5 Pro-
zent, war also nur wenig vermindert. Die von Jules Garnier 1) 1892
veröffentlichten Zahlen über vergleichende Versuche mit gewöhnlichem
Stahl und Nickelstahl der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Ohio
waren zwar nicht so hoch, zeigten aber auch deutlich die groſse
Überlegenheit des Nickelstahls.
1894 beschäftigten sich bereits eine Reihe von Werken mit der
Herstellung und Verarbeitung von Nickelstahl, so auſser den bereits
genannten besonders Friedrich Krupp in Essen, die Bethlehem-
Werke in Pittsburg und St. Chammond in Frankreich, Naylor
Vickers in Sheffield und Witkowitz in Mähren.
Die Darstellung des Nickelstahls kann im Tiegel-, im Flammofen
oder im Konverter geschehen, doch hat die Flammofenschmelzung am
meisten Anwendung gefunden. Die Nickeleisenlegierungen erforderten
hohe Schmelztemperaturen, die aber in Regenerativöfen unschwer zu
erzeugen sind. Nickel oxydiert im Flammofen viel weniger als
Chrom, was schon einen groſsen Vorteil gegenüber dem Chromstahl
bietet.
Man verwendete anfangs Ferronickel mit hohem Nickelgehalt
oder metallisches Nickel als Zusatz. Beides ist aber kostspielig, und
da das im Hochofen dargestellte Nickelroheisen ebenfalls nur teuer
herzustellen und dabei von sehr schwankendem Gehalt ist, so zogen
die groſsen Werke es vor, Nickel in anderer Form zuzusetzen, doch
hielten die Werke ihre Verfahren geheim. Zu Homestead, Bethlehem
und auf dem Stahlwerk der Carbon-Steel-Gesellschaft verwendet man
Nickeloxydul, welches im Martinofen selbst reduciert wird 2). Das-
selbe wird zu Anfang der Charge mit dem Kalkzuschlag auf dem
Boden des Martinofens eingesetzt, darauf das Roheisen und dann
die weitere Charge. Das gefällte und getrocknete Nickeloxydul
wird mit Holzkohlenpulver gemengt, entweder nach einem Patent
von Wood zu Ziegel gepreſst, oder, wie es v. Ehrenwerth sah,
in einem aus Eisen zusammengefügten Kistchen auf den Boden
1) Le génie civil vom 24. Dezember 1892; Stahl und Eisen 1893, S. 133.
2) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt-
ausstellung in Chicago. Wien 1895, S. 139.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/763>, abgerufen am 22.11.2024.
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