des Martinofens eingesetzt. Wendet man Ferronickel an, so wird dies meist erst nach der Entkohlung des Eisens zugesetzt und zwar giebt man zur Reinigung und Rückkohlung erst Ferromangan, sodann Ferronickel auf und setzt hierauf in der Giesspfanne noch etwa 0,6 Prozent Aluminium zu. Wo man nickelhaltiges Roheisen ver- wendet, schmilzt man dies gleich zu Anfang mit der Charge ein. Das Nickelspiegeleisen der Ferronickelgesellschaft zu Paris enthält 72 Prozent Eisen, 20 Prozent Nickel, 5 Prozent Mangan und 2,5 bis 3 Prozent Kohlenstoff. Zur Erhöhung der Härte hat man in Frank- reich zuweilen auch noch Ferrochrom zugesetzt.
1892 setzte der Verein zur Beförderung des Gewerbfleisses in Berlin eine Kommission unter Vorsitz des Geheimrats Wedding zur Untersuchung des Nickels und seiner Legierungen ein und be- willigte 25000 Mark für Versuche. Diese ergaben, dass die Schweiss- barkeit des Nickelstahls bis zu 1 Prozent Nickelgehalt unverändert bleibt, sich dann etwas verringert, doch ist die Legierung bis zu 5 Prozent noch leicht zu bearbeiten.
Der Nickelstahl der Bethlehemwerke auf der Weltausstellung in Chicago 1893 enthielt 31/2 Prozent Nickel, die Bruchverlängerung war 13 Prozent, die Querschnittsverminderung 28,2 Prozent, die Elasticitäts- grenze 32 kg, die Bruchgrenze 100 kg pro Quadratmillimeter. Er war ein vorzügliches Material für Panzerplatten.
Seit 1894 wird der Nickelstahl ausser für Panzerplatten und Geschütze auch als Konstruktionsmaterial verwendet, wofür er sich seiner hohen Elasticitätsgrenze, Festigkeit und Härte, verbunden mit Dehnbarkeit und Schmiedbarkeit in hohem Masse eignet. Einer all- gemeineren Verwendung steht bis jetzt nur sein hoher Preis im Wege, der aber durch die elektrische Gewinnung niedriger geworden ist. Die Erschliessung der Ontario-Nickelgruben hat die Erzeugungs- kosten des Nickelstahls für die Vereinigten Staaten nicht unwesent- lich verbilligt und man hat dort zuerst angefangen, Nickelstahl für Dampfschiffskessel sowie für Elektromotoren zu verwenden.
In Seraing wird Nickelstahl besonders für Kriegsmaterial her- gestellt. Hauptsächlich im Hinblick auf die Vorzüge des Nickelstahls für Konstruktionszwecke hat aber Ph. Moulan im Juli 1894 seine dort gemachten Erfahrungen mitgeteilt 1). Moulan hat eine grosse Anzahl vergleichender Versuche zwischen Stahlsorten von gleicher
1) Siehe Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1895, S. 51.
Cement- und Tiegelguſsstahl.
des Martinofens eingesetzt. Wendet man Ferronickel an, so wird dies meist erst nach der Entkohlung des Eisens zugesetzt und zwar giebt man zur Reinigung und Rückkohlung erst Ferromangan, sodann Ferronickel auf und setzt hierauf in der Gieſspfanne noch etwa 0,6 Prozent Aluminium zu. Wo man nickelhaltiges Roheisen ver- wendet, schmilzt man dies gleich zu Anfang mit der Charge ein. Das Nickelspiegeleisen der Ferronickelgesellschaft zu Paris enthält 72 Prozent Eisen, 20 Prozent Nickel, 5 Prozent Mangan und 2,5 bis 3 Prozent Kohlenstoff. Zur Erhöhung der Härte hat man in Frank- reich zuweilen auch noch Ferrochrom zugesetzt.
1892 setzte der Verein zur Beförderung des Gewerbfleiſses in Berlin eine Kommission unter Vorsitz des Geheimrats Wedding zur Untersuchung des Nickels und seiner Legierungen ein und be- willigte 25000 Mark für Versuche. Diese ergaben, daſs die Schweiſs- barkeit des Nickelstahls bis zu 1 Prozent Nickelgehalt unverändert bleibt, sich dann etwas verringert, doch ist die Legierung bis zu 5 Prozent noch leicht zu bearbeiten.
Der Nickelstahl der Bethlehemwerke auf der Weltausstellung in Chicago 1893 enthielt 3½ Prozent Nickel, die Bruchverlängerung war 13 Prozent, die Querschnittsverminderung 28,2 Prozent, die Elasticitäts- grenze 32 kg, die Bruchgrenze 100 kg pro Quadratmillimeter. Er war ein vorzügliches Material für Panzerplatten.
Seit 1894 wird der Nickelstahl auſser für Panzerplatten und Geschütze auch als Konstruktionsmaterial verwendet, wofür er sich seiner hohen Elasticitätsgrenze, Festigkeit und Härte, verbunden mit Dehnbarkeit und Schmiedbarkeit in hohem Maſse eignet. Einer all- gemeineren Verwendung steht bis jetzt nur sein hoher Preis im Wege, der aber durch die elektrische Gewinnung niedriger geworden ist. Die Erschlieſsung der Ontario-Nickelgruben hat die Erzeugungs- kosten des Nickelstahls für die Vereinigten Staaten nicht unwesent- lich verbilligt und man hat dort zuerst angefangen, Nickelstahl für Dampfschiffskessel sowie für Elektromotoren zu verwenden.
In Seraing wird Nickelstahl besonders für Kriegsmaterial her- gestellt. Hauptsächlich im Hinblick auf die Vorzüge des Nickelstahls für Konstruktionszwecke hat aber Ph. Moulan im Juli 1894 seine dort gemachten Erfahrungen mitgeteilt 1). Moulan hat eine groſse Anzahl vergleichender Versuche zwischen Stahlsorten von gleicher
1) Siehe Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1895, S. 51.
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Cement- und Tiegelguſsstahl.
des Martinofens eingesetzt. Wendet man Ferronickel an, so wird
dies meist erst nach der Entkohlung des Eisens zugesetzt und zwar
giebt man zur Reinigung und Rückkohlung erst Ferromangan, sodann
Ferronickel auf und setzt hierauf in der Gieſspfanne noch etwa
0,6 Prozent Aluminium zu. Wo man nickelhaltiges Roheisen ver-
wendet, schmilzt man dies gleich zu Anfang mit der Charge ein.
Das Nickelspiegeleisen der Ferronickelgesellschaft zu Paris enthält
72 Prozent Eisen, 20 Prozent Nickel, 5 Prozent Mangan und 2,5 bis
3 Prozent Kohlenstoff. Zur Erhöhung der Härte hat man in Frank-
reich zuweilen auch noch Ferrochrom zugesetzt.
1892 setzte der Verein zur Beförderung des Gewerbfleiſses in
Berlin eine Kommission unter Vorsitz des Geheimrats Wedding
zur Untersuchung des Nickels und seiner Legierungen ein und be-
willigte 25000 Mark für Versuche. Diese ergaben, daſs die Schweiſs-
barkeit des Nickelstahls bis zu 1 Prozent Nickelgehalt unverändert
bleibt, sich dann etwas verringert, doch ist die Legierung bis zu
5 Prozent noch leicht zu bearbeiten.
Der Nickelstahl der Bethlehemwerke auf der Weltausstellung in
Chicago 1893 enthielt 3½ Prozent Nickel, die Bruchverlängerung war
13 Prozent, die Querschnittsverminderung 28,2 Prozent, die Elasticitäts-
grenze 32 kg, die Bruchgrenze 100 kg pro Quadratmillimeter. Er war
ein vorzügliches Material für Panzerplatten.
Seit 1894 wird der Nickelstahl auſser für Panzerplatten und
Geschütze auch als Konstruktionsmaterial verwendet, wofür er sich
seiner hohen Elasticitätsgrenze, Festigkeit und Härte, verbunden mit
Dehnbarkeit und Schmiedbarkeit in hohem Maſse eignet. Einer all-
gemeineren Verwendung steht bis jetzt nur sein hoher Preis im
Wege, der aber durch die elektrische Gewinnung niedriger geworden
ist. Die Erschlieſsung der Ontario-Nickelgruben hat die Erzeugungs-
kosten des Nickelstahls für die Vereinigten Staaten nicht unwesent-
lich verbilligt und man hat dort zuerst angefangen, Nickelstahl für
Dampfschiffskessel sowie für Elektromotoren zu verwenden.
In Seraing wird Nickelstahl besonders für Kriegsmaterial her-
gestellt. Hauptsächlich im Hinblick auf die Vorzüge des Nickelstahls
für Konstruktionszwecke hat aber Ph. Moulan im Juli 1894 seine
dort gemachten Erfahrungen mitgeteilt 1). Moulan hat eine groſse
Anzahl vergleichender Versuche zwischen Stahlsorten von gleicher
1) Siehe Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1895, S. 51.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/764>, abgerufen am 22.11.2024.
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