Der chemische Verlauf des Prozesses wurde von Snelus durch zahl- reiche Analysen erläutert, aus denen hervorging, dass Phosphor und Silicium besser abgeschieden wurden, wie im Puddelofen, während Lester und Jones genaue Berechnungen über die ökonomischen Resultate anstellten. Diese Berichte sind in Weddings Handbuch der Eisenhüttenkunde (Bd. III, S. 315) ausführlich mitgeteilt und genügt es, auf dieselben zu verweisen.
Die Mitglieder der Kommission erklärten Danks Frischverfahren für einen Erfolg. Das im Drehofen erhaltene Eisen sei besser als das mit der Hand gepuddelte und wenn auch die Anlagekosten teurer seien, so sei der Betrieb billiger. Ein Danksofen sollte drei Puddel- öfen ersetzen.
In England wurde der erste Versuchsofen zu Crewe errichtet, sodann wurde eine grosse Anlage von Hopkins, Gilkes & Co. auf den Tees-Side-Eisenwerken bei Middlesborough erbaut. Die günstigen Berichte veranlassten auch die belgischen Eisenindustriellen, zwei Delegierte, die Ingenieure Leopold Taskin und Victor Tahon, zum Studium des Danks-Prozesses zu Hopkins, Gilkes & Co. nach Middlesborough zu schicken. Diese sprachen sich ebenfalls lobend aus. Nach ihren Angaben ersetzen 12 Danksöfen zu 150000 Francs 40 Puddelöfen zu 170000 Francs. Allerdings kostet eine Anlage von 12 Danksöfen mit den zugehörigen Zängevorrichtungen 328000 Francs, eine entsprechende Puddelofenanlage 318000 Francs.
Das neue Verfahren erschien um so vorteilhafter, als die Arbeits- löhne damals einen sehr hohen Stand erreicht hatten, weshalb ein Ersatz durch Maschinenarbeit angezeigt war. Wenn trotz alle- dem der Danksprozess bis 1873 nur geringe Verbreitung fand, so lag dies an den hohen Licenzgebühren, welche Danks für seine Dreh- öfen verlangte. Sie betrugen für Amerika 1 Dollar für die Tonne. Für England hatte er sie zwar auf 2 Schilling für die Tonne er- mässigt, doch war auch dies noch zu hoch. Nachdem Danks dies erkannt hatte, zog er 1873 sein Patent zurück und begnügte sich mit einer billigen Abfindung von Fall zu Fall. Daraufhin entstanden 1873 mehrere grosse Anlagen für Danksöfen, so auf den Erimuswerken bei Middlesborough und auf den Carltonwerken bei Stockton on Tees.
Auf dem Kontinent waren dagegen, trotz der allgemeinen Auf- merksamkeit, welche das Verfahren besonders seit der Wiener Welt- ausstellung auf sich gezogen hatte, die Erfolge gering, weil es bei den billigen Arbeitslöhnen und dem teuren Bezug der Futtererze im Betriebe kostspieliger als das alte Verfahren war. Aber auch
Beck, Geschichte des Eisens. 38
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Der chemische Verlauf des Prozesses wurde von Snelus durch zahl- reiche Analysen erläutert, aus denen hervorging, daſs Phosphor und Silicium besser abgeschieden wurden, wie im Puddelofen, während Lester und Jones genaue Berechnungen über die ökonomischen Resultate anstellten. Diese Berichte sind in Weddings Handbuch der Eisenhüttenkunde (Bd. III, S. 315) ausführlich mitgeteilt und genügt es, auf dieselben zu verweisen.
Die Mitglieder der Kommission erklärten Danks Frischverfahren für einen Erfolg. Das im Drehofen erhaltene Eisen sei besser als das mit der Hand gepuddelte und wenn auch die Anlagekosten teurer seien, so sei der Betrieb billiger. Ein Danksofen sollte drei Puddel- öfen ersetzen.
In England wurde der erste Versuchsofen zu Crewe errichtet, sodann wurde eine groſse Anlage von Hopkins, Gilkes & Co. auf den Tees-Side-Eisenwerken bei Middlesborough erbaut. Die günstigen Berichte veranlaſsten auch die belgischen Eisenindustriellen, zwei Delegierte, die Ingenieure Leopold Taskin und Victor Tahon, zum Studium des Danks-Prozesses zu Hopkins, Gilkes & Co. nach Middlesborough zu schicken. Diese sprachen sich ebenfalls lobend aus. Nach ihren Angaben ersetzen 12 Danksöfen zu 150000 Francs 40 Puddelöfen zu 170000 Francs. Allerdings kostet eine Anlage von 12 Danksöfen mit den zugehörigen Zängevorrichtungen 328000 Francs, eine entsprechende Puddelofenanlage 318000 Francs.
Das neue Verfahren erschien um so vorteilhafter, als die Arbeits- löhne damals einen sehr hohen Stand erreicht hatten, weshalb ein Ersatz durch Maschinenarbeit angezeigt war. Wenn trotz alle- dem der Danksprozeſs bis 1873 nur geringe Verbreitung fand, so lag dies an den hohen Licenzgebühren, welche Danks für seine Dreh- öfen verlangte. Sie betrugen für Amerika 1 Dollar für die Tonne. Für England hatte er sie zwar auf 2 Schilling für die Tonne er- mäſsigt, doch war auch dies noch zu hoch. Nachdem Danks dies erkannt hatte, zog er 1873 sein Patent zurück und begnügte sich mit einer billigen Abfindung von Fall zu Fall. Daraufhin entstanden 1873 mehrere groſse Anlagen für Danksöfen, so auf den Erimuswerken bei Middlesborough und auf den Carltonwerken bei Stockton on Tees.
Auf dem Kontinent waren dagegen, trotz der allgemeinen Auf- merksamkeit, welche das Verfahren besonders seit der Wiener Welt- ausstellung auf sich gezogen hatte, die Erfolge gering, weil es bei den billigen Arbeitslöhnen und dem teuren Bezug der Futtererze im Betriebe kostspieliger als das alte Verfahren war. Aber auch
Beck, Geschichte des Eisens. 38
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Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Der chemische Verlauf des Prozesses wurde von Snelus durch zahl-
reiche Analysen erläutert, aus denen hervorging, daſs Phosphor und
Silicium besser abgeschieden wurden, wie im Puddelofen, während
Lester und Jones genaue Berechnungen über die ökonomischen
Resultate anstellten. Diese Berichte sind in Weddings Handbuch
der Eisenhüttenkunde (Bd. III, S. 315) ausführlich mitgeteilt und
genügt es, auf dieselben zu verweisen.
Die Mitglieder der Kommission erklärten Danks Frischverfahren
für einen Erfolg. Das im Drehofen erhaltene Eisen sei besser als
das mit der Hand gepuddelte und wenn auch die Anlagekosten teurer
seien, so sei der Betrieb billiger. Ein Danksofen sollte drei Puddel-
öfen ersetzen.
In England wurde der erste Versuchsofen zu Crewe errichtet,
sodann wurde eine groſse Anlage von Hopkins, Gilkes & Co. auf
den Tees-Side-Eisenwerken bei Middlesborough erbaut. Die günstigen
Berichte veranlaſsten auch die belgischen Eisenindustriellen, zwei
Delegierte, die Ingenieure Leopold Taskin und Victor Tahon,
zum Studium des Danks-Prozesses zu Hopkins, Gilkes & Co. nach
Middlesborough zu schicken. Diese sprachen sich ebenfalls lobend
aus. Nach ihren Angaben ersetzen 12 Danksöfen zu 150000 Francs
40 Puddelöfen zu 170000 Francs. Allerdings kostet eine Anlage von
12 Danksöfen mit den zugehörigen Zängevorrichtungen 328000 Francs,
eine entsprechende Puddelofenanlage 318000 Francs.
Das neue Verfahren erschien um so vorteilhafter, als die Arbeits-
löhne damals einen sehr hohen Stand erreicht hatten, weshalb ein
Ersatz durch Maschinenarbeit angezeigt war. Wenn trotz alle-
dem der Danksprozeſs bis 1873 nur geringe Verbreitung fand, so lag
dies an den hohen Licenzgebühren, welche Danks für seine Dreh-
öfen verlangte. Sie betrugen für Amerika 1 Dollar für die Tonne.
Für England hatte er sie zwar auf 2 Schilling für die Tonne er-
mäſsigt, doch war auch dies noch zu hoch. Nachdem Danks dies
erkannt hatte, zog er 1873 sein Patent zurück und begnügte sich mit
einer billigen Abfindung von Fall zu Fall. Daraufhin entstanden
1873 mehrere groſse Anlagen für Danksöfen, so auf den Erimuswerken
bei Middlesborough und auf den Carltonwerken bei Stockton on Tees.
Auf dem Kontinent waren dagegen, trotz der allgemeinen Auf-
merksamkeit, welche das Verfahren besonders seit der Wiener Welt-
ausstellung auf sich gezogen hatte, die Erfolge gering, weil es bei
den billigen Arbeitslöhnen und dem teuren Bezug der Futtererze
im Betriebe kostspieliger als das alte Verfahren war. Aber auch
Beck, Geschichte des Eisens. 38
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/609>, abgerufen am 23.11.2024.
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