vielfach zu Nägeln und groben Ackergeräten verarbeitet, sei aber am meisten zum Umschmelzen in Tiegeln oder im Martinofen geeignet.
1882 gab es in den Vereinigten Staaten noch 68 Katalanwerke, die 48354 Tonnen Eisen erzeugten. Übrigens waren nach Swank auch auf der Insel Corsica Ende der achtziger Jahre noch zehn Renn- feuer (Corsicanschmieden, s. Bd. III, S. 654) im Betriebe.
Auch die zweite uralte Form der direkten Schmiedeeisengewinnung, die in Stücköfen, hat sich nicht nur bei uncivilisierten aussereuro- päischen Völkern, sondern auch noch in einigen Gegenden Europas, wie in Finnland, Ungarn, Siebenbürgen, Bosnien und der Türkei bis in die neueste Zeit erhalten.
Über Stücköfen, welche 1880 noch in Ungarn betrieben wurden, berichtet A. Kerpely (Eisenhüttenwesen in Ungarn und Siebenbürgen). Er beschreibt einen zu Toroczko im Tordaer-Komitat, welcher 9 Fuss hoch, 20 bis 24 Zoll im Gestell und 12 Zoll in der Gicht weit war. Der mit Schieferplatten ausgekleidete Schachtofen wurde bei offener Brust mit Holzkohlen gefüllt, diese von unten entzündet und, wenn die Hitze bis zur Gicht durchgedrungen war, Erz aufgegeben. In zehn Stunden wurden etwa 14 Centner Erz mit der Schaufel ein- geworfen. Dann wurde die mit Latten zugemachte Brust aufgebrochen und das 21/2 bis 3 Centner schwere Stück herausgeschafft. Mit un- säglicher Mühe wurde es mit Hacken in zwei Richtungen gespalten und mit Hülfe von Keilen vollends zerteilt. Die zerteilten Stücke wurden von den Schmelzern, welche durchweg Zigeuner waren, in einer Art von Löschherd weiter behandelt und unter einem 150 Pfund schweren Hammer zu Pflugeisen, Achsen u. s. w. gestreckt. Das Eisen war fest und sehr hart; es wurde meist zu Scheren und groben Schneidwaren, die als Toroczkoer Waren in ganz Siebenbürgen ge- schätzt waren, verarbeitet. Das gesuchte Stückeisen wurde höher bezahlt als anderes Eisen. Ein weiterer Stückofen war zu Plotzko bei Vaida Hunyad und zwei andere, die der gräflich Banffyschen Familie gehörten, zu Zalatna im Betriebe. Die Eisengewinnung in jener Gegend geht bis in die Zeit der Römerherrschaft zurück.
Ebenso hatten sich in Finnland die Stücköfen erhalten. Chr. Husgafvel1) versuchte dieselben zu verbessern, indem er durch Einführung eines auswechselbaren Herdes einen konti- nuierlichen Betrieb herbeiführen wollte. Dies geschah zuerst 1875
1) J. von Ehrenwerth in Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 456.
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Die direkte Eisengewinnung.
vielfach zu Nägeln und groben Ackergeräten verarbeitet, sei aber am meisten zum Umschmelzen in Tiegeln oder im Martinofen geeignet.
1882 gab es in den Vereinigten Staaten noch 68 Katalanwerke, die 48354 Tonnen Eisen erzeugten. Übrigens waren nach Swank auch auf der Insel Corsica Ende der achtziger Jahre noch zehn Renn- feuer (Corsicanschmieden, s. Bd. III, S. 654) im Betriebe.
Auch die zweite uralte Form der direkten Schmiedeeisengewinnung, die in Stücköfen, hat sich nicht nur bei uncivilisierten auſsereuro- päischen Völkern, sondern auch noch in einigen Gegenden Europas, wie in Finnland, Ungarn, Siebenbürgen, Bosnien und der Türkei bis in die neueste Zeit erhalten.
Über Stücköfen, welche 1880 noch in Ungarn betrieben wurden, berichtet A. Kerpely (Eisenhüttenwesen in Ungarn und Siebenbürgen). Er beschreibt einen zu Toroczko im Tordaer-Komitat, welcher 9 Fuſs hoch, 20 bis 24 Zoll im Gestell und 12 Zoll in der Gicht weit war. Der mit Schieferplatten ausgekleidete Schachtofen wurde bei offener Brust mit Holzkohlen gefüllt, diese von unten entzündet und, wenn die Hitze bis zur Gicht durchgedrungen war, Erz aufgegeben. In zehn Stunden wurden etwa 14 Centner Erz mit der Schaufel ein- geworfen. Dann wurde die mit Latten zugemachte Brust aufgebrochen und das 2½ bis 3 Centner schwere Stück herausgeschafft. Mit un- säglicher Mühe wurde es mit Hacken in zwei Richtungen gespalten und mit Hülfe von Keilen vollends zerteilt. Die zerteilten Stücke wurden von den Schmelzern, welche durchweg Zigeuner waren, in einer Art von Löschherd weiter behandelt und unter einem 150 Pfund schweren Hammer zu Pflugeisen, Achsen u. s. w. gestreckt. Das Eisen war fest und sehr hart; es wurde meist zu Scheren und groben Schneidwaren, die als Toroczkoer Waren in ganz Siebenbürgen ge- schätzt waren, verarbeitet. Das gesuchte Stückeisen wurde höher bezahlt als anderes Eisen. Ein weiterer Stückofen war zu Plotzkô bei Vaida Hunyad und zwei andere, die der gräflich Banffyschen Familie gehörten, zu Zalatna im Betriebe. Die Eisengewinnung in jener Gegend geht bis in die Zeit der Römerherrschaft zurück.
Ebenso hatten sich in Finnland die Stücköfen erhalten. Chr. Husgafvel1) versuchte dieselben zu verbessern, indem er durch Einführung eines auswechselbaren Herdes einen konti- nuierlichen Betrieb herbeiführen wollte. Dies geschah zuerst 1875
1) J. von Ehrenwerth in Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 456.
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Die direkte Eisengewinnung.
vielfach zu Nägeln und groben Ackergeräten verarbeitet, sei aber
am meisten zum Umschmelzen in Tiegeln oder im Martinofen
geeignet.
1882 gab es in den Vereinigten Staaten noch 68 Katalanwerke,
die 48354 Tonnen Eisen erzeugten. Übrigens waren nach Swank
auch auf der Insel Corsica Ende der achtziger Jahre noch zehn Renn-
feuer (Corsicanschmieden, s. Bd. III, S. 654) im Betriebe.
Auch die zweite uralte Form der direkten Schmiedeeisengewinnung,
die in Stücköfen, hat sich nicht nur bei uncivilisierten auſsereuro-
päischen Völkern, sondern auch noch in einigen Gegenden Europas,
wie in Finnland, Ungarn, Siebenbürgen, Bosnien und der Türkei bis
in die neueste Zeit erhalten.
Über Stücköfen, welche 1880 noch in Ungarn betrieben wurden,
berichtet A. Kerpely (Eisenhüttenwesen in Ungarn und Siebenbürgen).
Er beschreibt einen zu Toroczko im Tordaer-Komitat, welcher 9 Fuſs
hoch, 20 bis 24 Zoll im Gestell und 12 Zoll in der Gicht weit war.
Der mit Schieferplatten ausgekleidete Schachtofen wurde bei offener
Brust mit Holzkohlen gefüllt, diese von unten entzündet und, wenn
die Hitze bis zur Gicht durchgedrungen war, Erz aufgegeben. In
zehn Stunden wurden etwa 14 Centner Erz mit der Schaufel ein-
geworfen. Dann wurde die mit Latten zugemachte Brust aufgebrochen
und das 2½ bis 3 Centner schwere Stück herausgeschafft. Mit un-
säglicher Mühe wurde es mit Hacken in zwei Richtungen gespalten
und mit Hülfe von Keilen vollends zerteilt. Die zerteilten Stücke
wurden von den Schmelzern, welche durchweg Zigeuner waren, in
einer Art von Löschherd weiter behandelt und unter einem 150 Pfund
schweren Hammer zu Pflugeisen, Achsen u. s. w. gestreckt. Das Eisen
war fest und sehr hart; es wurde meist zu Scheren und groben
Schneidwaren, die als Toroczkoer Waren in ganz Siebenbürgen ge-
schätzt waren, verarbeitet. Das gesuchte Stückeisen wurde höher
bezahlt als anderes Eisen. Ein weiterer Stückofen war zu Plotzkô
bei Vaida Hunyad und zwei andere, die der gräflich Banffyschen
Familie gehörten, zu Zalatna im Betriebe. Die Eisengewinnung in
jener Gegend geht bis in die Zeit der Römerherrschaft zurück.
Ebenso hatten sich in Finnland die Stücköfen erhalten.
Chr. Husgafvel 1) versuchte dieselben zu verbessern, indem
er durch Einführung eines auswechselbaren Herdes einen konti-
nuierlichen Betrieb herbeiführen wollte. Dies geschah zuerst 1875
1) J. von Ehrenwerth in Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen
1891, S. 456.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/579>, abgerufen am 22.11.2024.
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