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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.

Sandstrahlmaschinen wurden in Deutschland im Jahre 1880 von
K. und Th. Moller in Kupferhammer bei Brackwede, dann von
Alfred Gutmann zu Ottensen-Hamburg gebaut. Für eine ver-
besserte Gussputzmaschine erhielt H. Röchling 1897 ein Patent
(D. R. P. Nr. 99677). A. Gutmann nahm 1899 ein neues Patent
(D. R. P. Nr. 109648) auf eine Sandstrahl-Gussputzmaschine mit
rotierender Putztrommel.

Statt des Wind- oder Dampfstrahls dient bei einer von der
Badischen Maschinenfabrik 1893 erbauten Gussputzmaschine (D. R. P.
Nr. 71824) ein schnell umlaufendes Zellenrad, das den Putzsand gegen
die Gussstücke schleudert.

Als Ersatz des Handmeissels für das Gussputzen hat James
Mac Coy
in Brooklyn einen durch Druckluft betriebenen Meissel,
Fig. 237, der sehr rasche kurze Stösse ausführt, erfunden. Mc. Ewan

[Abbildung] Fig. 237.
Ross in Glasgow hat
1894 ein ähnliches
Werkzeug konstruiert.
Selbstthätige Putz-
meissel sind in Amerika
jetzt allgemein in Ge-
brauch.

Betrachten wir nun
noch die Herstellung
besonderer Gusssorten,
so hat sich besonders
die Röhrengiesserei
in diesem Zeitraum zu einer immer mehr entwickelten wichtigen
Specialität ausgebildet. Wir können die Fortschritte derselben nur
kurz andeuten.

1873 empfahl Cramer zu Königin-Marienhütte das Trocknen der
Formen durch die Gase eines Generators mit geringwertigem Brenn-
material, weil die Trocknung mit heissem Winde zu kostspielig war.
Er liess die Verbrennungsgase durch einen unter den hängenden
Kernen herführenden Kanal, der oben verschliessbare Löcher oder
düsenartige Ansätze hat, die nach Bedürfnis geöffnet werden, streichen.
Um die Röhren, welche stehend gegossen wurden, auch stehend mit
geringen Kosten einzuformen, ersetzte er das lange Modell durch ein
Modellteilstück, welches durch eine Schraube mit dem fortschreitenden
Einstampfen in die Höhe gezogen wurde, wie es Fig. 238 zeigt.
Röhrenform- und Stampfmaschinen wurden verschiedene um diese

Die Eisengieſserei seit 1870.

Sandstrahlmaschinen wurden in Deutschland im Jahre 1880 von
K. und Th. Moller in Kupferhammer bei Brackwede, dann von
Alfred Gutmann zu Ottensen-Hamburg gebaut. Für eine ver-
besserte Guſsputzmaschine erhielt H. Röchling 1897 ein Patent
(D. R. P. Nr. 99677). A. Gutmann nahm 1899 ein neues Patent
(D. R. P. Nr. 109648) auf eine Sandstrahl-Guſsputzmaschine mit
rotierender Putztrommel.

Statt des Wind- oder Dampfstrahls dient bei einer von der
Badischen Maschinenfabrik 1893 erbauten Guſsputzmaschine (D. R. P.
Nr. 71824) ein schnell umlaufendes Zellenrad, das den Putzsand gegen
die Guſsstücke schleudert.

Als Ersatz des Handmeiſsels für das Guſsputzen hat James
Mac Coy
in Brooklyn einen durch Druckluft betriebenen Meiſsel,
Fig. 237, der sehr rasche kurze Stöſse ausführt, erfunden. Mc. Ewan

[Abbildung] Fig. 237.
Roſs in Glasgow hat
1894 ein ähnliches
Werkzeug konstruiert.
Selbstthätige Putz-
meiſsel sind in Amerika
jetzt allgemein in Ge-
brauch.

Betrachten wir nun
noch die Herstellung
besonderer Guſssorten,
so hat sich besonders
die Röhrengieſserei
in diesem Zeitraum zu einer immer mehr entwickelten wichtigen
Specialität ausgebildet. Wir können die Fortschritte derselben nur
kurz andeuten.

1873 empfahl Cramer zu Königin-Marienhütte das Trocknen der
Formen durch die Gase eines Generators mit geringwertigem Brenn-
material, weil die Trocknung mit heiſsem Winde zu kostspielig war.
Er lieſs die Verbrennungsgase durch einen unter den hängenden
Kernen herführenden Kanal, der oben verschlieſsbare Löcher oder
düsenartige Ansätze hat, die nach Bedürfnis geöffnet werden, streichen.
Um die Röhren, welche stehend gegossen wurden, auch stehend mit
geringen Kosten einzuformen, ersetzte er das lange Modell durch ein
Modellteilstück, welches durch eine Schraube mit dem fortschreitenden
Einstampfen in die Höhe gezogen wurde, wie es Fig. 238 zeigt.
Röhrenform- und Stampfmaschinen wurden verschiedene um diese

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[554/0570] Die Eisengieſserei seit 1870. Sandstrahlmaschinen wurden in Deutschland im Jahre 1880 von K. und Th. Moller in Kupferhammer bei Brackwede, dann von Alfred Gutmann zu Ottensen-Hamburg gebaut. Für eine ver- besserte Guſsputzmaschine erhielt H. Röchling 1897 ein Patent (D. R. P. Nr. 99677). A. Gutmann nahm 1899 ein neues Patent (D. R. P. Nr. 109648) auf eine Sandstrahl-Guſsputzmaschine mit rotierender Putztrommel. Statt des Wind- oder Dampfstrahls dient bei einer von der Badischen Maschinenfabrik 1893 erbauten Guſsputzmaschine (D. R. P. Nr. 71824) ein schnell umlaufendes Zellenrad, das den Putzsand gegen die Guſsstücke schleudert. Als Ersatz des Handmeiſsels für das Guſsputzen hat James Mac Coy in Brooklyn einen durch Druckluft betriebenen Meiſsel, Fig. 237, der sehr rasche kurze Stöſse ausführt, erfunden. Mc. Ewan [Abbildung Fig. 237.] Roſs in Glasgow hat 1894 ein ähnliches Werkzeug konstruiert. Selbstthätige Putz- meiſsel sind in Amerika jetzt allgemein in Ge- brauch. Betrachten wir nun noch die Herstellung besonderer Guſssorten, so hat sich besonders die Röhrengieſserei in diesem Zeitraum zu einer immer mehr entwickelten wichtigen Specialität ausgebildet. Wir können die Fortschritte derselben nur kurz andeuten. 1873 empfahl Cramer zu Königin-Marienhütte das Trocknen der Formen durch die Gase eines Generators mit geringwertigem Brenn- material, weil die Trocknung mit heiſsem Winde zu kostspielig war. Er lieſs die Verbrennungsgase durch einen unter den hängenden Kernen herführenden Kanal, der oben verschlieſsbare Löcher oder düsenartige Ansätze hat, die nach Bedürfnis geöffnet werden, streichen. Um die Röhren, welche stehend gegossen wurden, auch stehend mit geringen Kosten einzuformen, ersetzte er das lange Modell durch ein Modellteilstück, welches durch eine Schraube mit dem fortschreitenden Einstampfen in die Höhe gezogen wurde, wie es Fig. 238 zeigt. Röhrenform- und Stampfmaschinen wurden verschiedene um diese

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/570>, abgerufen am 22.11.2024.