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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
Nach Collins Angabe wurde bei diesem Ofen das Roheisen im
Vorherd etwas entkohlt.

Zum Guss des 600 Tonnen schweren Ambossstocks für einen
grossen Dampfhammer zu Perm (1873) wurden 14 Mackenzieöfen
gleichzeitig benutzt.

In demselben Jahre machte Gerhardi in Lüdenscheid Mitteilung
über einen verbesserten Kupolofen.

Der 1875 aufgekommene Kupolofen von Voisin hatte zwei Reihen
Düsen übereinander, was übrigens bei dem Irelandofen und vielen
anderen Kupolöfen, wie namentlich dem von Schmahel 1845 in der
königlichen Giesserei zu Berlin erbauten, schon früher versucht und
angewendet worden war. Voisin wollte mit der zweiten Düsenreihe
die Verbrennung vollständig machen, indem er das Kohlenoxydgas
des aufstreichenden Gasstroms durch einen Windstrom verbrannte.
Die zweite Düsenreihe sollte 650 mm über der ersten liegen, der
Koksverbrauch sollte bei diesen Öfen nur 8,4 Prozent betragen.
Sie wurden später (1880/81) von Hamelius noch dadurch verbessert,
dass der Wind erst in einen ringförmigen Kasten trat, aus dem
sämtliche Düsen gespeist wurden, dass die Zahl der oberen Düsen
vermehrt, ihr Querschnitt aber verengert wurde und dass sich die-
selben abstellen liessen, um nur während einer gewissen Zeit beim
Einschmelzen benutzt zu werden.

In Pennsylvanien betrieb man Mackenzie-Kupolöfen mit
Anthrazit. Dieselben ruhten auf vier Gusssäulen; der Boden war durch
zwei halbkreisförmige Thüren, die durch einen Riegel gehalten wurden,
gebildet. War das Schmelzen beendet, so wurde der Riegel auf-
geschlagen, die Thüren klappten auf und der Ofen entleerte sich.
Diese Art des Verschlusses hat man später auch bei anderen Öfen,
z. B. bei dem von Hamelius, angewendet. Bei dem Ofen von Blakeny
1876 trat der Wind aus einem Ring durch viele Kurvenröhren in den
Ofen; bei dem von Frank Lawrence (1877) geschah die Wind-
zuführung durch drei Reihen übereinander liegender Schlitze.

1878 wurde in Gröditz ein Kupolofen mit wassergekühltem
Schmelzraum in Betrieb genommen, doch war der Koksverbrauch kein
besonders günstiger.

1880 erfand Gustav Ibrügger zu Norden einen Kupolofen,
Fig. 213 (a. f. S.). Bei diesem geschieht die Windzuführung aus einem
ringförmigen Windkasten durch zwei Reihen schlitzförmiger Düsen.
Das geschmolzene Eisen fliesst durch eine Öffnung am Boden in einen
überwölbten Sammelraum unter dem Ofen, der mit einem Vorherd

Die Eisengieſserei seit 1870.
Nach Collins Angabe wurde bei diesem Ofen das Roheisen im
Vorherd etwas entkohlt.

Zum Guſs des 600 Tonnen schweren Amboſsstocks für einen
groſsen Dampfhammer zu Perm (1873) wurden 14 Mackenzieöfen
gleichzeitig benutzt.

In demselben Jahre machte Gerhardi in Lüdenscheid Mitteilung
über einen verbesserten Kupolofen.

Der 1875 aufgekommene Kupolofen von Voisin hatte zwei Reihen
Düsen übereinander, was übrigens bei dem Irelandofen und vielen
anderen Kupolöfen, wie namentlich dem von Schmahel 1845 in der
königlichen Gieſserei zu Berlin erbauten, schon früher versucht und
angewendet worden war. Voisin wollte mit der zweiten Düsenreihe
die Verbrennung vollständig machen, indem er das Kohlenoxydgas
des aufstreichenden Gasstroms durch einen Windstrom verbrannte.
Die zweite Düsenreihe sollte 650 mm über der ersten liegen, der
Koksverbrauch sollte bei diesen Öfen nur 8,4 Prozent betragen.
Sie wurden später (1880/81) von Hamelius noch dadurch verbessert,
daſs der Wind erst in einen ringförmigen Kasten trat, aus dem
sämtliche Düsen gespeist wurden, daſs die Zahl der oberen Düsen
vermehrt, ihr Querschnitt aber verengert wurde und daſs sich die-
selben abstellen lieſsen, um nur während einer gewissen Zeit beim
Einschmelzen benutzt zu werden.

In Pennsylvanien betrieb man Mackenzie-Kupolöfen mit
Anthrazit. Dieselben ruhten auf vier Guſssäulen; der Boden war durch
zwei halbkreisförmige Thüren, die durch einen Riegel gehalten wurden,
gebildet. War das Schmelzen beendet, so wurde der Riegel auf-
geschlagen, die Thüren klappten auf und der Ofen entleerte sich.
Diese Art des Verschlusses hat man später auch bei anderen Öfen,
z. B. bei dem von Hamelius, angewendet. Bei dem Ofen von Blakeny
1876 trat der Wind aus einem Ring durch viele Kurvenröhren in den
Ofen; bei dem von Frank Lawrence (1877) geschah die Wind-
zuführung durch drei Reihen übereinander liegender Schlitze.

1878 wurde in Gröditz ein Kupolofen mit wassergekühltem
Schmelzraum in Betrieb genommen, doch war der Koksverbrauch kein
besonders günstiger.

1880 erfand Gustav Ibrügger zu Norden einen Kupolofen,
Fig. 213 (a. f. S.). Bei diesem geschieht die Windzuführung aus einem
ringförmigen Windkasten durch zwei Reihen schlitzförmiger Düsen.
Das geschmolzene Eisen flieſst durch eine Öffnung am Boden in einen
überwölbten Sammelraum unter dem Ofen, der mit einem Vorherd

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[533/0549] Die Eisengieſserei seit 1870. Nach Collins Angabe wurde bei diesem Ofen das Roheisen im Vorherd etwas entkohlt. Zum Guſs des 600 Tonnen schweren Amboſsstocks für einen groſsen Dampfhammer zu Perm (1873) wurden 14 Mackenzieöfen gleichzeitig benutzt. In demselben Jahre machte Gerhardi in Lüdenscheid Mitteilung über einen verbesserten Kupolofen. Der 1875 aufgekommene Kupolofen von Voisin hatte zwei Reihen Düsen übereinander, was übrigens bei dem Irelandofen und vielen anderen Kupolöfen, wie namentlich dem von Schmahel 1845 in der königlichen Gieſserei zu Berlin erbauten, schon früher versucht und angewendet worden war. Voisin wollte mit der zweiten Düsenreihe die Verbrennung vollständig machen, indem er das Kohlenoxydgas des aufstreichenden Gasstroms durch einen Windstrom verbrannte. Die zweite Düsenreihe sollte 650 mm über der ersten liegen, der Koksverbrauch sollte bei diesen Öfen nur 8,4 Prozent betragen. Sie wurden später (1880/81) von Hamelius noch dadurch verbessert, daſs der Wind erst in einen ringförmigen Kasten trat, aus dem sämtliche Düsen gespeist wurden, daſs die Zahl der oberen Düsen vermehrt, ihr Querschnitt aber verengert wurde und daſs sich die- selben abstellen lieſsen, um nur während einer gewissen Zeit beim Einschmelzen benutzt zu werden. In Pennsylvanien betrieb man Mackenzie-Kupolöfen mit Anthrazit. Dieselben ruhten auf vier Guſssäulen; der Boden war durch zwei halbkreisförmige Thüren, die durch einen Riegel gehalten wurden, gebildet. War das Schmelzen beendet, so wurde der Riegel auf- geschlagen, die Thüren klappten auf und der Ofen entleerte sich. Diese Art des Verschlusses hat man später auch bei anderen Öfen, z. B. bei dem von Hamelius, angewendet. Bei dem Ofen von Blakeny 1876 trat der Wind aus einem Ring durch viele Kurvenröhren in den Ofen; bei dem von Frank Lawrence (1877) geschah die Wind- zuführung durch drei Reihen übereinander liegender Schlitze. 1878 wurde in Gröditz ein Kupolofen mit wassergekühltem Schmelzraum in Betrieb genommen, doch war der Koksverbrauch kein besonders günstiger. 1880 erfand Gustav Ibrügger zu Norden einen Kupolofen, Fig. 213 (a. f. S.). Bei diesem geschieht die Windzuführung aus einem ringförmigen Windkasten durch zwei Reihen schlitzförmiger Düsen. Das geschmolzene Eisen flieſst durch eine Öffnung am Boden in einen überwölbten Sammelraum unter dem Ofen, der mit einem Vorherd

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/549>, abgerufen am 22.05.2024.